Die begehrten Dagger Awards, neben dem Edgar aus meiner Sicht die wichtigsten Krimipreise, sind vergeben! Der “Gold Dagger” für den besten Kriminalroman des Jahres geht heuer an Wiley Cash. Robert Harris wurde für den besten Thriller mit dem “Steel Dagger” geehrt und der mir noch unbekannte Ray Celestin erhielt den “New Blood Dagger” als bester Newcomer.
Die gute Nachricht: Sowohl “Schaut nicht zurück” von Wiley Cash als auch “Intrige” von Robert Harris sind bereits auf Deutsch erschienen.
Ich habe im Vorjahr Cashs Erstling “Fürchtet euch” gelesen und war recht angetan: “Cash erzählt ohne Hast, scheut jegliche Art von Gefühlsduselei und verleiht dem Buch dadurch ein hohes Maß an Authentizität. Eindrucksvoll zeigt er, wie knapp unter der Oberfläche das Grauen manchmal lauert und wie die unglückliche Verkettung kleiner Ereignisse zu großen Katastrophen führen kann.” Ich habe damals 7 von 10 Punkten vergeben. In “Schaut nicht zurück” entführt ein Vater seine zwei Töchter ohne zu bedenken, in welche Gefahr er seine Kinder dadurch bringt. Fest steht: Cash schreibt keine rasanten Pageturner, er ist ein behutsamer Erzähler. Ich bin gespannt, denn sein Buch steht schon seit längerem fix auf meiner Leseliste, nun rückt es noch eine Spur weiter vor.
Dass Robert Harris niveauvolle Thriller schreibt, weiß man eigentlich seit seinem ersten Welterfolg “Vaterland”. Zuletzt hat er mich mit “Angst” nicht ganz überzeugt, dennoch dürfte sich die Lektüre von “Intrige” auf alle Fälle lohnen. Harris erzählt darin die Dreyfus-Affäre nach und verschiebt darin den Blickwinkel. Meine Kollegin Duygu Özkan sprach von einem bemerkenswert gut choreografierten Buch. “Was das Buch nicht gestrig macht, ist das ewige Spiel um Macht und Kontrolle. Zudem schreibt Harris in der Gegenwartsform, ein raffinierter Griff, um die Affäre seinen Lesern so darzustellen, als passierte sie gerade.”
“The Axeman’s Jazz” spielt im New Orleans des Jahres 1919. In Celestins Krimi treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Das Buch ist bislang nicht übersetzt.