Monthly Archives: July 2020

Laura Lippman: Die Frau im grünen Regenmantel

(c) Kampa Verlag

Die Privatdetektivin Tess Monaghan ist schwanger und darf aufgrund von Komplikationen ihr Bett nicht verlassen. Also sieht sie aus dem Fenster und beobachtet die Spaziergänger im Park. Und da fällt ihr diese Frau im grünen Regenmantel auf, die immer mit ihrem Hund spazieren geht. Doch eines Tages läuft der Hund allein durch den Park. Also beginnt Tess zu ermitteln – aus dem Bett heraus. Was steckt hinter dem Verschwinden der Frau?

Wenn das jetzt an den Filmklassiker “Fenster zum Hof” erinnert. Ja, Autorin Laura Lippman nimmt zu Beginn des zweiten Kapitels bewusst Bezug darauf. Und tatsächlich liest sich “Die Frau im grünen Regenmantel” wie eine moderne Version des Originals. Charmant, mit netten Dialogen und einer gehörigen Prise Zeitkritik – aber auch ein wenig belanglos.

Krimikenner werden den entscheidenden Twist wohl schon lange im Voraus gewusst haben. Für einen grauen verregneten Tag ist das Buch aber die perfekte Lektüre. Dieser grüne Regenmantel – auch der Hund hat übrigens eine grüne Bekleidung – bringt einfach Farbe ins Leben. Einen Preis hätte sich daher jedenfalls das wunderschön gestaltete und auch den Inhalt perfekt treffende Cover verdient. Sehr gut gelungen!

6 von 10 Punkten

Laura Lippman: “Die Frau im grünen Regenmantel”, übersetzt von Sepp Leeb, Kampa Verlag, 189 Seiten.

Leave a comment

Filed under Rezensionen

Thomas Christos: 1965

(c) Blanvalet

Deutschland, im Jahr 1965. Der junge Polizist Thomas Engel ist ein richtiges Landei, aufgewachsen in einer biederen Idylle. Als er in die Großstadt Düsseldorf kommt, werden ihm die Augen geöffnet. Ein Rolling-Stones-Konzert verändert dann überhaupt seine Sicht auf die Welt. Und als er die minderjährige Peggy kennenlernt, in die er sich verliebt, gerät diese Welt auch noch aus den Fugen.

Ja, ein wenig naiv ist dieser junge Kommissar Engel schon. Manchmal ist das einfach zu viel des Guten. Wenn er plötzlich mit seltsamer Frisur und Kleidung ins Kommissariat kommt, wirkt das ein wenig kindisch. Eine neue Wohnung fällig? Dann ziehen wir einfach zu zweit bei einer Prostituierten ein. Auch seine blauäugige Reise nach Polen (es war die Zeit des Kalten Kriegs) liest sich lieb, aber nicht sehr glaubwürdig.

Dennoch hat Autor Thomas Christos eine Geschichte geschrieben, die ich gern gelesen habe. Und das obwohl da wieder einmal ein Serienmörder vorkommt und die Spur natürlich zurück in die düstere Zeit der 1930er Jahre führt. Christos Stil ist angenehm und lullt einen beim Lesen ein. Das muss man auch erst einmal schaffen. Vielleicht ist man in dieser seltsamen Pandemie-Zeit aber auch einfach dankbar für ein wenig Naivität.

6 von 10 Punkten

Thomas Christos: “1965”, Blanvalet Verlag, 400 Seiten.

1 Comment

Filed under Rezensionen