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Andreas Gruber: Racheherbst

(c) Goldmann

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Nun habe ich es doch getan: einen Serienmörder-Thriller gelesen. Und ich habe es nicht bereut. Andreas Gruber, momentan einer der erfolgreichsten österreichischen Thriller-Autoren – und der wohl unbekannteste, versteht sein Handwerk. “Racheherbst” ist ein lupenreiner, fein konstruierter Pageturner. Wie schon im Vorgänger “Rachesommer” lässt Gruber in Leipzig den Polizisten Walter Pulaski und in Wien die Anwältin Evelyn Meyers ermitteln.

Ich habe es gern in Kauf genommen, dass nicht alles ganz stimmig und realistisch war, denn wann immer ich das Buch beiseite legen wollte, habe ich doch weitergelesen. Das spricht schon für eine gewisse Klasse. Gruber zeigt mir auch, dass man nicht mehr zu englischsprachigen Autoren greifen muss, um einen feinen Thriller serviert zu bekommen.

Überhaupt fasziniert mich momentan die Vielseitigkeit der österreichischen Krimiautoren. Wollte man in den Jahren nach dem großen Erfolg von Wolf Haas als Österreicher einen erfolgreichen Krimi schreiben, war man offenbar gezwungen, auch den Humor nicht zu vernachlässigen – die Krimihandlung war eher bedeutungslos. Hauptsache der Schmäh lief. Das machten viele – wie Slupetzky und Raab – sehr gut, aber irgendwie war das schon ein ziemlich einseitiger Zugang. Mit hat da etwas gefehlt. Doch mittlerweile zeigen zum Beispiel Bernhard Aichner, Clementine Skorpil und Marc Elsberg, dass es ganz unterschiedlich funktionieren kann.

Eine weitere Erkenntnis nehme ich nach der Lektüre von “Racheherbst” aber auch mit: Ich mag sie weiterhin nicht, diese Serienkiller-Romane. Das ist einfach ein Subgenre, das mir so gar nicht zusagt. Geheimnisvolle Botschaften auf Leichen, fehlende Körperteile, rituelle Schändungen, rätselhafte Gegenstände am Tatort usw. – eigentlich war das Thema mit “Das Schweigen der Lämmer” von Thomas Harris für mich erledigt.

Andreas Gruber: “Racheherbst”, 508 Seiten, Goldmann Verlag.

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