Die Leserin hat erst vor wenigen Tagen dazu aufgerufen, doch mehr Verrisse zu schreiben. Hier kommt ein solcher: Das beste an “Töte deinen Chef” ist das Cover. Was dann auf 319 Seiten folgt, liest sich wie zu Worten geformter Hollywood-Teenie-Kitsch am laufenden Band. Shane Kuhns Buch soll wohl cool und voll schwarzem Humor sein – für mich ist es einfach nur daneben. Oder was fangt ihr mit Sätzen wie diesen an:
“Ich werde diesen kalten Nadelstreifenfisch schon an den Haken nehmen und noch vor Ablauf des Monats meine Cheesburger im Paradies vertilgen.”
“Nachdem er fünfzehn Minuten lang seine Willy-Wonka-Nummer abgezogen hatte, injizierte ihm unser zu kurz geratener Agent eine Dosis Adrenalin und Viagra, die sein kokain-vernarbtes Herz explodieren ließ und ihm eine Erektion bescherte, die der Leichenbestatter von einem eigens bestellten Waldarbeitertrupp fällen lassen musste.”
Da konnte diesmal nicht einmal Übersetzerin Conny Lösch – die sonst Kapazunder wie Don Winslow, Ian Rankin, William McIlvanney, Howard Linskey und Eoin Colfer übersetzt – etwas daran ändern. “Töte deinen Chef” könnte auch “Töte deine Nerven” lauten, das wäre treffend. Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich das Buch wirklich bis zum Ende gelesen habe. War wohl eine Art Faszination des Grauens.
Unglaublich auch die Bombardierung mit Anspielungen auf irgendwelche Filme. Und das fast auf jeder zweiten Seite. Das macht das Buch so richtig infantil. Wenn man zu jeder Gelegenheit eine Film-Analogie auspackt, ist das eigentlich ein Armutszeugnis.
Falls es jetzt noch irgendjemanden interessiert, worum es geht: John Lago ist ein Killer, der sich als Praktikant in Firmen einschleust, um dann dort unauffällig zu morden (so unauffällig ist der Super-Profi dabei aber auch wieder nicht). Nun will der 25-jährige Lago in Rente gehen und seinen letzten Job erledigen. Dann kommt aber natürlich alles anders als erwartet … Erzählt wird das großteils anhand eines “Leitfadens für Praktikanten”, verfasst von John Lago.
Mein Tipp: Finger weg. Außer ihr wollt lesen, wie man ein Buch nicht schreibt. Dann kann man es sogar als Leitfaden verwenden.
Damit vergebe ich erstmals:
1 von 10 Punkten
Shane Kuhn: “Töte deinen Chef”, übersetzt von Conny Lösch, 319 Seiten, Dumont.