Monthly Archives: January 2013

Die Leichtigkeit fehlt

Der Blog Krimi-Depeschen macht auf ein interessantes Phänomen aufmerksam: Das deutsche Feuilleton sollte einfach mal entspannter an die Dinge rangehen und nennt als Beispiel die “rereading-stephen-king”-Serie des Guardian. “Ausgeblendet bleibt im deutschen Feuilleton die Lust an der Literatur, die Lust am Denken, die Sinnlichkeit der Ideen, die Farbe der Bilder. Analyse und Textarbeit müssen sein – aber sie sind nur ein Teil. Dazu gehört auch das lustvolle Schwelgen in Texten, in Atmosphäre, in Sinnlichkeit, das Leben in Bildern.”

Warum also nicht einfach mal alte Werke guter Autoren in Erinnerung rufen? Das klingt eigentlich nach einer guten Idee, die auch hier künftig umgesetzt werden soll. Nicht alles muss analysiert und bewertet werden. Denn gute Kriminalliteratur macht manchmal einfach nur Spaß. Was, wenn man die Sache mal losgelöst vom reinen Text betrachtet: Was wäre etwa ein Krimi/Thriller ohne cooles oder stylisches oder kitschiges Cover? Welche Musik könnte man zu welchem Schmöker hören? Welches Zitat war 400 unterdurchschnittliche Seiten wert?

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Best Crime Fiction 2012

Der Blog “Mysteries in Paradise” hat sich die Mühe gemacht insgesamt 28 Blogs zu durchsuchen, auf denen Listen zu den besten Kriminalromanen 2012 veröffentlicht wurden. Das Ergebnis: Eindeutige Favoriten sind nicht auszumachen. Insgesamt wurden 366 Bücher empfohlen. Hervorgehoben werden jene zwölf Buchtitel, die es geschafft haben, insgesamt drei Mal genannt zu werden:

  • ANOTHER TIME, ANOTHER LIFE by Persson, Leif GW
  • BROKEN HARBOR by French, Tana
  • DARE ME    by Abbott, Megan
  • GONE GIRL by Flynn, Gillian
  • LAKE COUNTRY by  Dolittle, Sean
  • LAST WILL by Marklund, Lisa
  • PHANTOM    by Nesbo, Jo
  • THE CALLER by Fossum, Karin
  • THE COLD, COLD GROUND by McKinty, Adrian
  • THE GODS OF GOTHAM by Faye, Lindsay
  • THE NAMELESS DEAD by McGilloway, Brian
  • WHAT IT WAS by Pelecanos, George

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Spannendes zum Amerikanischen Bürgerkrieg

Steven Spielbergs “Lincoln” ist soeben in den Kinos angelaufen. Bei den Oscars zählt der Film zu den großen Favoriten. Über den Amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) wurden in der Vergangenheit aber auch einige fesselnde Bücher geschrieben.

Besonders hervorzuheben ist hier Daniel Woodrells (“Winters Knochen”, “Der Tod von Sweet Mister”) “Zum Leben verdammt”, das übrigens auch von niemand geringerem als Regisseur Ang Lee unter dem Titel “Wer mit dem Teufel reitet” (1999) verfilmt wurde. Im Zentrum der Geschichte steht der junge Roedel, der im Bürgerkrieg in einer irregulären Einheit auf seiten der Konföderierten kämpft. Jake ist an Übergriffen gegen Zivilisten beteiligt. Als sein bester Freund stirbt, beginnt er zu zweifeln und desertiert…

Fans historischer Spannungsliteratur werden aber auch mit den erstmals auf Deutsch erscheinenden “Starbuck Chronicles” von Bernard Cornwell auf ihre Kosten kommen. Im Mai bringt Rowohlt Teil eins der Saga, “Starbuck. Der Rebell”, auf den Markt. Hier dreht sich alles um Nathaniel Starbuck, dem Sohn eines Pastors aus Boston, der die Südstaaten hasst. “Nach einem Skandal flieht Nate zu seinem Studienfreund Adam nach Virginia. Krieg liegt in der Luft, und beinahe lynchen die braven Bürger von Richmond Nate als Spion. Gerettet wird er von Adams Vater: Washington Faulconer ist reich, faszinierend und er stellt ein Regiment auf. Nate wird aus Bewunderung erst Offizier, dann Kriegsheld und am Ende zum erbitterten Feind seines Gönners”, heißt es im offiziellen Text des Verlages.

Wer fühlt sich da nicht an “Fackeln im Sturm” von John Jakes erinnert? In den 1980er Jahren kam man an diesen Büchern kaum vorbei, zumal Patrick Swayze als Orry Main eine ganze Nation vor den Fernseher fesselte. Kurz zur Erinnerung: Im Mittelpunkt stehen hier zwei Familien: der Industriellen-Clan der Hazards aus Pennsylvania und die Mains, Plantagenbesitzer und Sklavenhalter in South Carolina. Ihre Söhne begegnen sich auf der Militärakademie von West Point. Sie werden Freunde und sind wie Brüder zueinander. Doch der Krieg wird sie zu Feinden machen…

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Edgar Awards 2013 – Die Nominierten

Am 16. Januar wurden die Nominierungen für den diesjährigen Edgar Allan Poe Award bekanntgegeben. Das ist der populärste und gleichzeitig bedeutendste Krimipreis in den USA und wird seit 1946 vergeben. Die Gewinner werden am 2. Mai verkündet.

Einige der nominierten Bücher sind bereits auf Deutsch erschienen. Dazu zählen die Erstlingswerke “Die 500” von Matthew Quirk, “Die Frau, die niemand kannte” von Chris Pavone und “Am Freitag schwarz” von Michael Sears. Das letztgenannte Buch habe ich gelesen und es kann bedingungslos empfohlen werden.

Mit Gillian Flynn, Dennis Lehane und Walter Mosley kämpfen drei Autoren um den Titel in der Kategorie “Bester Roman”, deren Bücher regelmäßig auch auf Deutsch publiziert werden. Von der Südafrikanerin Mala Nunn sind die Vorgängerromane rund um Detektiv Emmanuel Cooper auf Deutsch erschienen.

Und hier geht es zur ganzen Liste (als pdf von mysterywriters.org) in den drei wichtigsten Kategorien:

Bester Roman:
The Lost Ones by Ace Atkins (Penguin Group USA – G.P. Putnam’s Sons)
The Gods of Gotham by Lyndsay Faye (Penguin Group USA – Amy Einhorn Books/G.P. Putnam’s Sons)
Gone Girl: A Novel by Gillian Flynn (Crown Publishers)
Potboiler by Jesse Kellerman (Penguin Group USA – G.P. Putnam’s Sons)
Sunset by Al Lamanda (Gale Cengage Learning – Five Star)
Live by Night by Dennis Lehane (HarperCollins Publishers – William Morrow)
All I Did Was Shoot My Man by Walter Mosley (Penguin Group USA – Riverhead Books)

Bester Erstlingsroman (eines US-Autors):

The Map of Lost Memories by Kim Fay (Random House Publishing– Ballantine)
Don’t Ever Get Old by Daniel Friedman (Minotaur Books – Thomas Dunne Books)
Mr. Churchill’s Secretary by Susan Elia MacNeal (Random House Publishing– Bantam Books)
The Expats by Chris Pavone (Crown Publishers)
The 500 by Matthew Quirk (Hachette Book Group – Little, Brown and Company – Reagan Arthur)
Black Fridays by Michael Sears (Penguin Group USA – G.P. Putnam’s Sons)

Bester Roman als Originaltaschenbuch:
Complication by Isaac Adamson (Soft Skull Press)
Whiplash River by Lou Berney (HarperCollins Publishers – William Morrow Paperbacks)
Bloodland by Alan Glynn (Picador)
Blessed are the Dead by Malla Nunn (Simon & Schuster – Atria Books – Emily Bestler Books)
The Last Policeman: A Novel by Ben H. Winters (Quirk Books)
The 500 by Matthew Quirk (Hachette Book Group – Little, Brown and Company – Reagan Arthur)
Black Fridays by Michael Sears (Penguin Group USA – G.P. Putnam’s Sons)

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Rick de Marinis: Götterdämmerung in El Paso

marinis

US-Autor Rick de Marinis ist hierzulande beinahe unbekannt – zu Unrecht. Mit “Götterdämmerung in El Paso” ist nun nach “Kaputt in El Paso” ein weiterer Pulp-Krimi von ihm auf Deutsch erschienen. Dem Verlag pulp master sei Dank. Nur die Rückentext-Beschreibung, wonach der Autor “Hardcore mit Metaphysik versöhnt” hätte man sich sparen sollen. Denn die Geschichte rund um Detektiv J.P. Morgan (ja, er heißt wie die US-Bank) ist überzeugend. De Marinis liefert ein messerscharfes Porträt der US-Gesellschaft ab. Dabei geizt er auch nicht mit einer guten Portion trockenen Humors.

Eindrucksvoll beweist de Marinis, dass der überragende Don Winslow kein Privileg auf das Schreiben über die problembeladene Grenzregion zwischen den USA und Mexiko besitzt. “Todos somos ilegales” – wir sind alle Illegale, heißt es an einer Stelle. Der Spruch steht auf der mexikanischen Seite einer Brücke an der Grenze und soll die “Gringos” daran erinnern, dass auch sie nur Besetzer sind, “die das Land nördlich des Flusses mit Gewalt oder Waffen oder Geld genommen hatten”.

Wenn er bissig über den Bewässerungswahn der Bevölkerung der Wüstenstadt El Paso lästert, läuft er zu Hochform auf. Dann wird J.P. Morgan zum selbsgerechten Kämpfer gegen die Wasserverschwendung: “Sie ziehen hierher, ihre im Norden geprägten Vorstellungen von einer Landschaft im Umzugskarton. Sie begreifen es nicht: Im Südwesten ist Wasser der kostbarste Schatz.” Auch seine Seitenhiebe auf den Literaturbetrieb machen Spaß. Dass Morgans Mutter gegen ihren Willen in staatliche Obsorge gesteckt werden soll, macht wiederum nachdenklich. Die entsprechenden Szenen sind einfühlsam geschrieben. Auch was diesen Wechsel zwischen Ernsthaftigkeit und Verspieltheit betrifft, steht de Marinis seinem Kollegen Winslow kaum nach.

Wie es sich für einen ordentlichen Pulp-Krimi gehört, fließt natürlich auch eine ganze Menge Blut. De Marinis weidet sich aber nicht darin, er handelt die Szenen lakonisch ab. Und er bietet einen versöhnlichen Schluss.

Alles in allem: Hut ab und 9 von 10 Punkten.

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Max Bronski: Der Tod bin ich

bronskiMax Bronski ist bislang vor allem für seine München-Krimis rund um Kommissar Gossec bekannt. Der Autor, über dessen wahre Identität gerätselt wird, hat sich damit bereits Kult-Status erarbeitet. Nun hat er das sichere Terrain verlassen und einen Spionageroman geschrieben, der mehr sein soll als nur irgendein weiterer. Er hat die üblichen Täuschungsmanöver um eine ordentliche Portion Physik und Philosophie angereichert. Das ermüdet allerdings phasenweise. Immer wieder verliert das Buch an Fahrt, aber Bronski kriegt dennoch jedesmal wieder die Kurve.

Dass der Autor gut schreiben kann und sich somit von 08/15-Krimiware abhebt, ist schon nach wenigen Seiten von “Der Tod bin ich” (der Titel ist leider auch ein wenig nichtssagend und hat mit dem Buch nicht viel zu tun) erkennbar.  Das Etikett “Thriller” tut dem Buch auch nicht gut, denn es ist eigentlich ein klassicher Spionageroman, der Thriller-Elemente beinhaltet. Seitenlagen Vergleiche zwischen Musik und Physik sind dem Lesefluss aber immer wieder hinderlich.

Für Physik-Fans wohl ein absolutes Muss. Wann bekommt man schon so ein Buch in die Hände. Denn inhaltlich ist das schon sehr gut und interessant. Auch Fans des Australiers Peter Temple, dessen “Tage des Bösen” im Vorjahr ein großer Erfolg war, können wohl bedenkenlos zugreifen.

Ich persönlich würde dem Buch 6 von 10 Punkten geben.

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Das ewige Rätsel Kim Philby

Wohl kein anderer Doppel-Spion hat den Ruf der britischen Geheimdienste derart beschädigt wie Kim Philby, der dem Spionagering “Cambridge Five” angehörte. Schon John le Carré setzte sich mit dem Club der Fünf in “Dame, König, As, Spion” auseinander (mehr dazu auch von Tobias Gohlis). Ende 2012 sind nun zwei weitere, sehr lesenswerte Annäherungen an Philby und seine Mitverräter erschienen.

Da wäre einerseits “Philby: Porträt des Spions als junger Mann” von Spionage-Altmeister Robert Littell. Und andererseits “Die Trinity-Verschwörung” von Charles Cumming.

Littell hat es mit seiner Interpretation sogar auf Platz 2 der Krimizeit-Bestenliste im November und Dezember geschafft. Noch immer gibt es Zweifel daran, ob Philby nicht in Wirklichkeit doch für die Briten spioniert hat. Littell spielt geschickt damit und porträtiert Philby als schüchternen Stotterer, der alle täuscht. Wer Wien in den 1930er Jahre etwas besser kennenlernen will, erfährt viel über Philbys Zeit in der österreichischen Hauptstadt.

Eine wichtige Nebenrolle spielt die Stadt übrigens auch in Cummings Philby-Geschichte. Es ist allerdings das Wien von heute, in das der britische Geschichtsdozent und Russland-Experte Sam Gaddis reist, um mehr über das bislang unbekannte sechste Mitglied der “Cambridge Five” zu erfahren. “Die Trinity-Verschwörung” ist das erste Buch des Autors, das auf Deutsch erscheint. Eigentlich unverständlich, denn das nun erschienene Buch ist bereits sein fünfter Spionage-Roman. Sein sechstes Buch, “A Foreign Country”, wurde 2012 mit dem renommierten “Steel Dagger Award” ausgezeichnet. Bleibt zu hoffen, dass dieses Buch ebenfalls übersetzt wird.

Philby spielte übrigens auch in Norman Mailers überragendem CIA-Epos “Epos der geheimen Mächte” (auf Deutsch in zwei Bänden: “Gespenster”, “Feinde” erschienen) eine gewichtige Rolle. Zwar geht es bei Mailer vordergründig um den ehemaligen seltsamen und sagenumwobenen Chef der Spionageabwehr James Jesus Angleton. Doch auch hier fließt Philby entscheidend mit ein. Er ist ein Hauptgrund für Angletons Besessenheit, Maulwürfe im eigenen Geheimdienst zu enttarnen. Einer Besessenheit, der auch viele unschuldige Agenten zu Opfer fielen.

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Krimis, die man 2013 lesen sollte (I)

Der Jänner wartet gleich mit einigen Krimi-Highlights auf. Kein Weg vorbei führt wohl an “Raylan” (erscheint am 21. Jänner) von Krimi-Altmeister Elmore Leonard. Wer es nicht weiß, die Figur von Raylan Givens diente auch als Vorlage zur kultigen TV-Serie “Justified”.

Und der erfolgsverwöhnte Däne Jussi Adler-Olsen legt nach “Das Alphabethaus” mit “Das Washington-Dekret” (24. Jänner) erneut einen Krimi abseits seiner “Sonderdezernat Q”-Serie vor. Das Buch spielt in den USA.

Pete Dexter geht mit “Paperboy” (21. Jänner) ins Rennen. Das Buch ist nicht ganz neu: Es ist bereits 1995 unter dem Titel “schwarz auf weiß” erstmals auf Deutsch erschienen. Wer das Todesstrafen-Drama noch nicht gelesen hat, kann aber wohl bedenkenlos zugreifen.

Für Liebhaber von “Real Crime” sei “Gangster Squad: Knallharte Cops, die Mafia und der Kampf um L.A.” (17. Jänner) zu empfehlen. Das Buch von Paul Lieberman diente auch als Vorlage zum im Jänner im Kino startenden gleichnamigen Film mit Sean Penn und Ryan Gosling in der Hauptrollen.

Mit “Overkill” hat Tom Bale viele Leser überzeugt. Hoffentlich gelingt ihm das mit “Fear – Die Stunde des Jägers” (21. Jänner) ebenfalls.

Und ebenfalls im Jänner sollte endlich das schon längere Zeit angekündigte “Paria” von Geheimtipp Dave Zeltserman erscheinen.

Stellt sich nur die Frage: Wann soll man das alles lesen?

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Der vergessene George Higgins

In “Killing Them Softly” spielt Brad Pitt einen eiskalten Killer. Hätte sich Regisseur Andrew Dominik stärker an die Romanvorlage “Cogans Trade” von US-Autor George Higgins gehalten, hätte daraus ein Meisterwerk werden können. Der “New Yorker” hat den in Vergessenheit geratenen Meister des pointierten Dialogs unlängst in einem Beitrag mit dem Titel “Tough Times” gewürdigt. “Die Sopranos” und “The Wire” würden ohne Higgins nicht existieren, ist Anthony Lane überzeugt. Ebenfalls im “New Yorker” schreibt Ian Crouch in seinem Blog “Page-Turner”, dass Higgins Worte als Waffen verwendet hätte.

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