Monthly Archives: October 2013

Die besten Krimi-Cover im Oktober

(c) rororo

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Der Oktober war aus Krimi-Cover-Sicht ein feiner Monat. Da haben sich die Buchgestalter etwas einfallen lassen. Am besten hat mir dann nach einigem Überlegen doch “Cash Out” von Greg Bardsley (rororo) gefallen. Das Cover gibt den Inhalt gut wieder: Dan Jordan, der Held der Geschichte, hat soeben eine Sterilisation hinter sich (er ist also wohl die Gestalt rechts) und die Schmerztabletten helfen nicht so richtig. Dennoch hat er einen genialen Plan, der ihm eine Million Dollar verschaffen soll. Doch dann wird er von ehemaligen IT-Kollegen (die Gestalten links?) überfallen, die ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Eine wahnwitzige Jagd durch Silicon Valley beginnt. Und ich muss gestehen: Das Buch steht bereits in meinem Regal, das Cover hat bei meiner Kaufentscheidung keine kleine Rolle gespielt. Jetzt muss der Inhalt auch noch stimmen…

(c) Atrium

(c) Atrium

Auf Platz zwei landet “Die satten Toten” von Sam Millar (Atrium). Es handelt sich dabei um den zweiten Fall von Karl Kane. Über Teil eins, “Die Bestien von Belfast”, habe ich hier schon geschrieben. “Millar hat ein wildes Buch geschrieben, das stellenweise ausufert und abstößt, aber im Verlauf der Geschichte immer mehr fesselt und fasziniert”, hat mein Urteil damals gelautet. Dass der Inhalt wohl wieder schwer erträglich sein wird, drückt auch das aktuelle Cover ziemlich deutlich aus. Der Verlagstext lässt diesen Schluss auch zu: In Belfast geht ein Killer um, der seine Opfer mästet, bevor er sie tötet. Ich hoffe, Millar kriegt auch diesmal die Kurve und driftet nicht in voyeuristische Metzeleien ab.

(c) carl's books

(c) carl’s books

Die Oktober-Cover-Liste komplett macht “Malavita” von Tonino Benacquista (carl’s books). Die Mafia-Komödie wurde soeben auch mit Robert de Niro, Michelle Pfeiffer und Tommy Lee Jones unter der Regie von Luc Besson verfilmt. Mich spricht das Cover einfach an. Der Verlagstext: In dem beschaulichen Ort Cholong-sur-Avre in der Normandie lässt sich eine amerikanische Familie nieder. Fred Blake schreibt ein Buch über die Landung der Alliierten; seine Frau Maggie engagiert sich bei Wohltätigkeitsveranstaltungen; Belle, ihre Tochter, verdreht allen Männern den Kopf; und Sohn Warren wird zum Rächer des Schulhofs. Eine ganz normale Familie also? Nein, denn Fred heißt in Wahrheit Giovanni Manzoni. Er war einer der ganz großen Mafia-Bosse in den USA, bis er im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms nach Frankreich umgesiedelt wurde. Und weil es den Blakes nicht wirklich gut gelingt, sich unauffällig zu verhalten, ist vorprogrammiert, dass die Tarnung bald auffliegt …

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Roger Hobbs: Ghostman

(c) Goldmann

(c) Goldmann

“Ghostman” ist das Thrillerdebüt von Roger Hobbs. Der Amerikaner ist gerade einmal 24 Jahre alt und schreibt bereits wie ein Routinier. Marcus Müntefering, auch Betreiber des Blogs Krimi-Welt, urteilte daher bei “Spiegel Online”: “Der Neuling könnte den Platz des 2008 verstorbenen Donald E. Westlake einnehmen, an dessen unter dem Pseudonym Richard Stark geschriebene ‘Parker’-Romane ‘Ghostman’ erinnert.” Große Vorschusslorbeeren also.

Etwas differenzierter sieht das Tobias Gohlis in seinem Recoil-Blog. “Richard Starks Parker war unter anderem deshalb so gut, weil er nur halb so viel geredet und mehr nachgedacht hat. Ich bin gespannt, wohin sich Hobbs entwickelt. In Richtung Greg Iles, der nach einem beachtenswert spannenden Debüt zum Pageturn-Plotter wurde, oder doch zum Nachfolger – wenn schon nicht Starks, dann vielleicht Lee Childs?”, schreibt Gohlis.

Ob “Ghostman” eine Eintagsfliege ist oder nicht, wird die Zeit zeigen. Sein Thriller macht jedenfalls Spaß. Er wird nie fad und hat mit Jack Delton eine Hauptfigur, der man es zutraut, eine Serie tragen zu können. Um bei Gohlis zu bleiben: Ein neuer Jack Reacher?

Tatsächlich hat Hobbs einen nüchternen Erzählstil, der aber nicht so reduziert ist wie der von Richard Stark. Delton  ist ein Spezialist, wenn es darum geht, Beweise und Spuren verschwinden zu lassen. Und diesmal muss er nach einem misslungenen Casino-Überfall aufräumen.

“Ich bin sehr gut in dem, was ich tue. Überlebt habe ich, weil ich äußerst vorsichtig bin. Ich lebe allein, ich schlafe allein, ich esse allein. Ich traue niemandem.”

So beschreibt sich Delton selbst. Das klingt paranoid? “Paranoia gehört zum Geschäft, genau wie ein Stapel mit falschen Pässen und Hundert-Dollar-Scheinen unter der untersten Schublade meiner Kommode.” Alles klar?

Hobbs wartet auch mit interessanten Details aus der Welt des Verbrechens auf, die man so noch nicht gelesen hat. Auch die US-Immobilienkrise spielt bei Hobbs eine Rolle. “Ein verlassenes Haus ist ein perfektes Versteck nach einem Raubüberfall”, heißt es da einmal. Dem Autor ist ein rasanter, wendungsreicher Thriller gelungen, der Lust auf mehr macht. Ich freue  mich auf eine Fortsetzung.

Und gerade als ich diese Zeilen jetzt bloggen wollte, habe ich gesehen, dass Hobbs mit “Ghostman” tatsächlich den CWA Ian Fleming Steel Dagger Award 2013 für den besten Thriller des Jahres gewonnen hat. Ich gratuliere!

7 von 10 Punkten

Roger Hobbs: “Ghostman”, übersetzt von Rainer Schmidt, Goldmann, 381 Seiten.

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Nach “Breaking Bad”: Was nun? 9 Krimi-Tipps

“Breaking Bad” ist absolviert und hat offenbar ein würdiges Ende gefunden, wenn ich dem Episoden-Blog (Achtung Spoiler!) meiner Kollegin Heide glauben darf. Ich selbst habe den Hype (wie so oft) verpasst und werde die Serie wohl demnächst von vorne aufrollen. Viele Fans fallen nun aber in eine Leere. Ich habe daher ein wenig das Internet durchstöbert, um nach möglichen neuen Highlights für Krimifans zu suchen. Ich habe hier bewusst “The Wire”, “Boardwalk Empire” und “Justified” ausgeklammert, weil davon wohl eh schon jeder zumindest gehört hat.

Bei den folgenden neun TV-Serien ist das wohl nicht der Fall, zumal die meisten davon auf Deutsch noch gar nicht zu sehen sind.

Am vielversprechendsten sieht für mich der Trailer von “True Detective” aus. Zudem geht bei HBO-Produktionen selten etwas schief. Die Besetzung ist ein Traum: Matthew McConaughey und Woody Harrelson spielen zwei Cops. “We’ ll need bad men”, sagt Detective Rust Cohle (McConaughey) im Trailer. Das klingt schon mal ganz nach dem Motto: “It’s not TV, it’s HBO.” Zu sehen in den USA ab Jänner 2014.

Die US-Serie “Banshee”, die auf dem Pay-TV-Sender Sky Atlantic seit Juli auch auf Deutsch zu sehen war, ist wegen ihrer Brutalität in Verruf geraten. Über einen Start im Free-TV ist noch nichts bekannt.

Achtung: Bereits ab 26. Oktober strahlt das ZDF sechs Teile der auf den Büchern von Ken Bruen basierenden TV-Serie “Jack Taylor” aus.

Für die US-Serie “Low Winter Sun” spricht schon allein Hauptdarsteller Mark Strong.

Und auch hier ist die Besetzung der Hammer: Liev Schreiber und Jon Voight spielen in “Ray Donovan” mit.

“Graceland” hingegen kommt ohne große Namen aus, der Trailer wirkt aber ansprechend.

“The Bridge” basiert auf der dänischen TV-Serie “Die Brücke”. Diane Kruger spielt die Hauptrolle.

James Spader ist allein ein Grund, zumindest einen Blick in “The Blacklist” zu werfen, auch wenn der Blog Krimi-Welt die Serie kritisch beurteilt hat.

Und dann gibt es noch den DVD-Tipp “Braquo”, ein Highlight aus Frankreich.

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William Boyd: Solo

(c) Berlin Verlag

(c) Berlin Verlag

James Bond kehrt zurück – als normaler Mensch und nicht überlebensgroß. Dem Schotten William Boyd ist es gelungen, dort anzuknüpfen, wo der 1964 verstorbene 007-Erfinder Ian Fleming aufgehört hat. Und ich weiß jetzt auch wieder, warum ich als Teenager von den Bond-Romanen “Leben und sterben lassen” und “Moonraker” so begeistert war, während mich die Filme eigentlich ziemlich kalt gelassen haben: Weil Flemings Bond zwar ein gut ausgebildeter Geheimagent ist, der aber lange nicht so überzeichnet und comichaft wie in vielen Filmen auftritt. Gerade die zwei oben genannten Verfilmungen der Fleming-Originale wirken fast wie Klamauk.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die “Solo”-Rezension bei “Spiegel Online”. Darin schreibt Sebastian Hammelehle: “Anders als in ‘Skyfall’ aber ist 007 in ‘Solo’ derart auf Normalnull geschrumpft, dass er schon fast beim Bundesnachrichtendienst arbeiten könnte: Er benutzt die U-Bahn, gibt sich am Telefon als Kaufhausbesitzer aus, stiehlt gar einer Geliebten den Reisepass. Banalitäten des Agentenlebens, die im Roman nur dann Wirkung hätten zeigen können, wenn Boyd sich darauf konzentriert hätte, ein ganz neues Bild von James Bond zu entwerfen.” Meiner Meinung nach hat der Rezensent zwar wohl alle Bond-Filme gesehen, vermutlich aber niemals eines der Fleming-Bücher gelesen, denn sonst könnte er nicht zu diesem Urteil kommen. Denn es sind gerade diese Banalitäten des Agentenlebens, die Fleming geschildert hat. Boyd, der alle Fleming-Romane gelesen hat, hat bewusst kein neues Bild von 007 gezeichnet, er lässt ihn stilgerecht weiterleben.

Zum Inhalt: Der britische Kultagent feiert in “Solo” gerade seinen 45. Geburtstag. Dabei wird James Bond auf den ersten Seiten von einem Alptraum heimgesucht, der ihn in die Zeit als junger Fallschirmjäger während des Zweiten Weltkriegs zurückführt. 007 macht auch die Bekanntschaft einer schönen Unbekannten, die im Verlauf des Buches noch eine Rolle spielen wird. Sein eigentlicher Auftrag führt Bond dann in ein fiktives afrikanisches Land, in dem Bürgerkrieg herrscht.

Gekonnt verbindet Boyd Flemings Werk mit seinem eigenen Buch. Da gibt es viele Anspielungen auf die Vergangenheit Bonds. Wenn 007 etwa den Tarnnamen Bryce verwendet, werden Insider wissen, dass er diesen Namen bereits in “Leben und sterben lassen” benutzt hat. Und auch sein alter CIA-Freund Felix Leiter darf nicht fehlen. Fleming-Fans werden also begeistert sein, denn Boyd trifft Flemings Ton perfekt – anders als Jeffery Deaver mit “Carte Blanche” vor einem Jahr. Mein Urteil in der “Presse”-Rezension lautete jedenfalls : “Am Ende hat man ein spannendes, klischeefreies und politisches Buch gelesen, das dem Mythos James Bond neue persönliche Seiten abgewinnt.” Vor allem die letzten 30 Seiten, in denen Boyd die Geschichte entschlüsselt und Bonds ewiges Dilemma thematisiert, zeigen Boyds Klasse. Ich habe in letzter Zeit kaum einen besseren Schluss gelesen. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Boyd die James-Bond-Serie fortsetzen würde.

Einen ausgezeichneten und sehr lesenswerten Beitrag hat übrigens Martin Compart (der noch viel, viel mehr über Bond weiß als ich) in seinem Blog verfasst. Er schreibt darin: “Boyd war nicht daran interessiert, Bond zu modernisieren oder akzeptabler für ein politisch korrektes Publikum zu machen. (…) Vom Film-Bond ist er so weit entfernt wie die TAGESSCHAU von politischer Analyse.” Unbedingt lesen!

8 von 10 Punkten

William Boyd: “Solo”, übersetzt von Patricia Klobusiczky, Berlin Verlag, 365 Seiten.

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Nervig: Raben auf dem Krimicover, Teil 2

(c) List

(c) List

Erst im August habe ich über ein nerviges Phänomen geschrieben: Raben/Krähen/schwarze Vögel auf dem Krimicover. Damals konnte ich noch nicht ausschließen, dass es sich um eine zufällige Anhäufung von schwarzen Vögeln auf Krimititelseiten handelt. Doch ein Blick auf die September-Neuerscheinungen bei krimi-couch.de zeigt mir: Die Vögel sind bei den Krimischienen der Verlage nicht mehr wegzudenken. So sitzt der “Todesvogel” bei Anne Chaplets “Erleuchtung” gleich einmal auf einem Grabstein.

(c) Heyne

(c) Heyne

Bei Mary Higgins Clarks “Spürst du den Todeshauch” kann man noch darüber diskutieren, ob es sich wirklich um Raben handelt. Aber das Muster der schwarzen, bedrohlichen Vögel wird auf alle Fälle fortgesetzt.

(c) rororo

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Auch bei Elly Griffiths “Knochenhaus” sind zwei schwarze Vögel mit von der Partie. Das Haus allein ist offenbar nicht bedrohlich und gruselig genug. Da muss noch einmal nachgelegt werden.

(c) Emons

(c) Emons

Besonders “gut” gefällt mir aber das Cover von “Die Stunde des Löwen”, einem Frankfurt-Krimi. Vielleicht können Ornithologen ja widerlegen, dass es sich hier um Raben/Krähen handelt. Aber die Bild-Text-Schere (Vögel-Löwen) finde ich schon außerordentlich “gelungen”.

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Adrian McKinty: Der katholische Bulle

(c) Suhrkamp Nova

(c) Suhrkamp Nova

Neun Monate sind um und müsste ich heute den besten Krimi des Jahres küren, würde mir die Wahl leicht fallen: “Der katholische Bulle” von Adrian McKinty hat die Nase vorn. Mit Sean Duffy, den wahrscheinlich einzigen katholischen Polizisten im Nordirland des Jahres 1981, hat er wieder einen Charakter erschaffen, den man nicht so schnell vergisst. McKinty schreibt wie bei seiner “Dead”-Trilogie und dem Vorgänger “Ein letzter Job” atmosphärisch äußerst dicht.

Schon auf den ersten Seiten offenbart sich die große Erzählkunst des Iren, der mittlerweile in Australien lebt. Gleich zu Beginn stirbt IRA-Mitglied Frankie Hughes beim Hungerstreik, was Unruhen in Nordirland auslöst. Allerdings sind diese verhältnismäßig verhalten. Woran das liegt? “Ist nicht lustig, der Zweite zu sein, der bei einem Hungerstreik abkratzt”, sagt da ein Polizist. “Alle erinnern sich an den Ersten. Der Zweite hat die Arschkarte gezogen. Für den werden sie keine Lieder schreiben.” Und Hughes hat doppeltes Pech: Er stirbt nur wenige Stunden vor dem Attentat auf den Papst. Baldige Vergessenheit ist ihm sicher: Märtyrer wird, wer zur richtigen Zeit stirbt.

Diese Szene steht für viele in dem Buch. Immer wieder erzählt McKinty in nur wenigen Zeilen viele kleine Geschichten, ohne aber die eigentliche Geschichte aus dem Auge zu verlieren. Seine Charaktere berühren, weil sie lebensecht sind. Da gibt es keine Superhelden und keine Superschurken – kein simples Gut und Böse. Besonders gefällt mir auch, wie McKinty mit dem Serienmörder-Subgenre spielt. Denn hinter zwei Mordfällen wird ein Zusammenhang vermutet. Duffy könnte also dem ersten Serienmörder Irlands auf der Spur sein. Aber ist tatsächlich alles wie es scheint?

Die gute Nachricht für Fans lautet: “Der katholische Bulle” ist nur der Auftakt zu einer neuen Serie. Im Original ist Teil zwei bereits erschienen, Teil drei kommt im März 2014.

9 von 10 Punkten

Adrian McKinty: “Der katholische Bulle”, übersetzt von Peter Torberg, suhrkamp nova, 383 Seiten.

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Krimis, die man 2013 lesen sollte (X)

(c) Berlin Verlag

(c) Berlin Verlag

Vor einigen Tagen habe ich hier bereits berichtet, dass der neue James-Bond-Roman “Solo” (Berlin Verlag) am 1. Oktober erschienen ist. Ich habe das Buch mittlerweile gelesen und werde dazu in Kürze hier schreiben. Nur kurz: William Boyd schließt mit seinem 007 an jene Geheimagenten-Figur an, die Erfinder Ian Fleming ursprünglich geschaffen hat. In ersten Rezensionen zu dem neuen Buch konnte ich eine besondere Problematik erkennen: Viele Rezensenten dürften vor allem den Film-Bond kennen, aber nicht die Ian-Fleming-Romane. Und dann sind Vergleiche tatsächlich wie Äpfel mit Birnen. Dazu aber bald mehr.

(c) dtv Premium

(c) dtv Premium

Ebenfalls am 1. Oktober erschienen ist “Rückkehr nach Killybegs” (dtv Premium) von Sorj Chalandon. Zum Inhalt schreibt der Verlag: Tyrone Meehan ist zurückgekehrt, in das Cottage seines Vaters, im irischen Killybegs. Hier wartet er auf die Rache seiner Landsleute, auf seine Erschießung. Er hat sein Land verraten, die IRA, seine Familie 2006 wurde er, ein ranghoher IRA-Kämpfer, als Spion des britischen Geheimdienstes enttarnt. Er hatte einst im Kampfgetümmel einen Gefährten erschossen. Seine Männer bemerkten dies nicht, kürten ihn sogar zum Helden. Der MI 5 aber kannte den wahren Sachverhalt – und erpresste Meehan. Aber Achtung! Es dürfte sich dabei nicht um einen klassischen Krimi handeln, wie auch Hammett-Krimis schreibt: “Ein Kriminalroman ist dies hier nur am Rand und im weitesten Sinne.” Mich wird das nicht vom Lesen abhalten. Das Buch ist fix eingeplant.

(c) rororo

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Sehr vielversprechend dürfte auch ein anderes Buch sein, das gestern den Weg in mein Regal gefunden hat. “Cash Out” (rororo), ebenfalls am 1. Oktober erschienen, von Greg Bardsley wird als Thriller tituliert, doch auch der Humor dürfte darin nicht zu kurz kommen. Der Verlag verspricht “eine wahnwitzige Jagd durchs Silicon Valley: Der Held brüllt vor Schmerzen, der Leser vor Lachen.” Bei solchen Empfehlungen muss man ja immer vorsichtig sein, aber ich hoffe auf das Beste. Das Buch beginnt übrigens mit der Sterilisation von Dan Jordan, der Hauptfigur: “Gott, was würde meine Frau dafür geben, mich so zu sehen.”

(c) suhrkamp

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Am 21. Oktober erscheint “Der Geschmack der Gewalt” von Frank Bill (suhrkamp). Von Bill ist im Vorjahr der Kurzgeschichtenband “Cold Hard Love” erschienen. “Southern Indiana präsentiert sich in seinen Kurzgeschichten als jene Gegend, um die man bei einem USA-Trip einen weiten Bogen machen sollte. Bei aller Gewalt erweist sich Bill aber auch als sprachgewaltiger Erzähler”, habe ich damals geurteilt. Nun wird also sein erster Roman veröffentlicht. Schon das Cover macht deutlich, dass Zartbesaitete von Bill wohl weiterhin die Finger lassen sollten. “Wo zur Hölle kommt dieser Kerl her? Geht ab wie ein verdammtes Raumschiff und erwischt einen hart wie der Stiel einer Axt am Hinterkopf”, soll auch Country-Noir Autor Donald Ray Pollock (Autor von “Knockemstiff”) laut Verlag über Bill gesagt haben.

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Und ebenfalls am 21. Oktober erscheint mein letzter Tipp: “Abbey Road Murder Song” (suhrkamp) von William Shaw. Der Autor entführt in das London des Jahres 1968, das ganz im Zeichen der Beatles steht. Die Ermittlungen führen Detective Cathal Breen und seine Kollegin Helen Tozer vom Fan-Club der Fab Four zu einer Gerichtsverhandlung gegen John Lennon und zu George Harrisons Haus. Übersetzt wurde das Buch übrigens von Conny Lösch, was für mich wie eine Kaufempfehlung zählt. Sie hat etwa Don Winslow, Elmore Leonard und Howard Linskey übersetzt.

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Ich werde den Alligator vermissen

(c) Alligatorpapiere

(c) Alligatorpapiere

Ahh! Mein Lieblingskrokodil tritt ab. Ein wenig geschockt musste ich heute feststellen, dass “Alligatorpapiere” seinen Krimi-Info-Dienst einstellt. Seit ich meinen Blog im Jänner betreibe, war der regelmäßige Blick auf die Webseite mehr oder weniger Pflicht. Stutzig machen hätte mich natürlich können, dass die Krimi-Infos zuletzt nur mehr montags und donnerstags präsentiert wurden. Aber an ein Ableben des Alligators hätte ich dann doch nicht gedacht. Es war die perfekte Link-Sammlung für alle Krimifans. Dort fand man so viele Artikel, die in deutschsprachigen und englischsprachigen Medien publiziert wurden. Das hat bei der Suche nach interessanten Neuerscheinungen und Entwicklungen im Genre “Crime Fiction” viel Zeit erspart.

Ich kann an dieser Stelle nun allen Fans von Kriminalliteratur die Krimi-Depeschen nahelegen. Auch dort findet man geniale Krimi-Links. Und die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht bekommt der Alligator ja wieder Krimi-Hunger. Bis dahin: Vielen Dank an die Betreiber für die Seite, die mir zudem immer noch als dankbares Archiv dienen wird.

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George V. Higgins: Ich töte lieber sanft

(c) Verlag Antje Kunstmann

(c) Verlag Antje Kunstmann

Am 8. Jänner habe ich hier meinen allerersten Blog-Eintrag dem vergessenen George V. Higgins gewidmet. Umso schöner ist es nun, dass gerade Higgins nicht einmal zehn Monate später wiederentdeckt wird. Das nun erstmals auf Deutsch erschienene “Ich töte lieber sanft”, das der 1999 verstorbene Higgins bereits 1974 geschrieben hat, wurde übrigens im Vorjahr von Andrew Dominik mit Brad Pitt in der Hauptrolle verfilmt (mehr dazu…). Lob gilt vor allem dem Antje Kunstmann Verlag, dem ich viel Erfolg mit diesem mutigen Schritt wünsche.

Besonders interessant ist auch, dass der im August verstorbene Krimi-Großmeister Leonard Higgins als seinen Lehrmeister bezeichnet hat. Higgins habe ihm gezeigt, wie man direkt in Szenen einsteige, ohne Zeit zu vergeuden. Seine Lehre: Es sei nicht notwendig, jedes Mal die Örtlichkeiten zu beschreiben, die Position der Charaktere sowie deren Aussehen zu erklären.

Vor allem eines hat Leonard aber von Higgins gelernt: Dialoge. Beide gelten wenig überraschend auch als “Meister des Dialogs”. Bei Higgins ist der Einsatz von Dialogen fast schon zwanghaft. Sie machen zwischen 70 bis 90 Prozent seiner Bücher aus. Das mag nicht jedermanns Sache und durchaus gewöhnungsbedürftig sein. Und man darf sich nicht täuschen lassen: Natürlich wird da auch viel “geplappert”, doch dadurch werden Higgins Figuren so unglaublich lebendig. Das wirkt absolut authentisch. So reden die Leute einfach. Da gibt es Gedankensprüngen, Belangloses wechselt sprungartig mit Bedeutungsvollem ab.

Inhaltlich geht es um zwei Kleinganoven, die eine illegale Pokerrunde ausnehmen und hoffen, damit durchzukommen. Denn Amato, der in der kriminellen Hierarchie eine Stufe höher steht, hat einen bombensicheren Plan, wie er glaubt: “Ich weiß, wie diese Leute ticken. Sie werden gar nicht auf die Idee kommen, dass wir oder sonst jemand dahintersteckt. Sie werden an einen ganz bestimmten Typen denken, und sie werden ihn sich vornehmen und durch die Mühle drehen, und das wars dann.” Natürlich läuft die Sache nicht so ab. Denn Higgins Kriminelle sind keine superschlauen Gauner, die geniale Tricks auf Lager haben. Sie sind normale Menschen, die allzu oft einen Fehler machen: Sie glauben, sie seien schlau.

“Ich töte lieber sanft” kann man auch als Aufwärmübung verstehen. Denn im Jänner 2014 wird beim Verlag Antje Kunstmann Higgins “Die Freunde von Eddie Coyle” erscheinen. Niemand geringerer als US-Kultkrimiautor Don Winslow (“Tage der Toten”, “Kings of Cool”) zählt das Buch zu den besten fünf Kriminalromanen. Und Elmore Leonard hat überhaupt gesagt, es sei „der beste Kriminalroman, der je geschrieben wurde“.

7 von 10 Punkten

George V. Higgins: “Ich töte lieber sanft”, Antje Kunstmann Verlag, 239 Seiten.

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Der patriotische US-Thriller-Autor: Tom Clancy ist tot (1947-2013)

(c) Heyne

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Tom Clancy, Meister des Polit- und Techno-Thrillers, ist tot. Seinen ersten großen Erfolg feierte er 1984 mit dem U-Boot-Thriller “Jagd auf Roter Oktober”, der auch mit Sean Connery verfilmt wurde. “Die Stunde der Patrioten” (1987) und “Schattenkrieg” (1989) wurden ebenfalls verfilmt. Ich muss zugeben, dass ich kein besonders großer Clancy-Fan war. Ich habe bereits vor Jahren die Rache-Geschichte “Gnadenlos” und “Schattenkrieg” gelesen. Sein hyper-patriotischer Zug hat mich aber genervt. “Clancy bildete Amerika ab, wie es Amerika und seine Fans mögen, als starke Nation voller Helden wie aus Hollywood-Filmen”, schreibt dazu auch heute “Die Presse”. Zu seinem vorletzten auf Deutsch erschienenen Buch “Gegen alle Feinde” schrieb die Zeitung übrigens 2012 unter dem Titel “Der alte Krieger wird nicht müde”: “Subtilität ist nicht sein Ding. (…) Clancy steht für die USA der Reagans und der Bushs: Es geht um den Kampf für Werte, völlig freie Marktwirtschaft, Familie und christlichen Glauben. Mit Obama, EU und staatlichen Gesundheitssystemen kann er nichts anfangen. Aber Räuberplots kann er sich ausdenken.”

Ich will aber trotzdem hier kurz sein Werk würdigen. Ich habe dazu Hans-Peter Schwarzs Buch “Phantastische Wirklichkeit. Das 20. Jahrhundert im Spiegel des Polit-Thrillers” (DVA Verlag) aus meinem Regal herausgesucht. Schwarz schreibt darin über Eric Ambler, Robert Ludlum (mit dem ich übrigens ebenfalls so meine Probleme habe), Frederick Forsyth, John le Carre, Graham Greene, Ian Fleming und eben Tom Clancy. “Ganz offenkundig steht kein anderer amerikanischer Thriller-Autor dem Pentagon so nahe wie Tom Clancy”, schreibt Schwarz in dem 2006 erschienenen Buch. “Sein Ehrgeiz ist darauf gerichtet, die Totalität moderner Sicherheitspolitik virtuell abzubilden, und dies aus sehr konservativem, patriotischem und unverhohlen militaristischem Blickwinkel.”

(c) DVA

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Clancy betrachtete das imperiale Amerika demnach als eine “ur-demokratische Gesellschaft”. Nachzuvollziehen ist das auch an seiner bekannten Figur Jack Ryan, die es in seinen Büchern vom einfachen CIA-Mitarbeiter bis ins US-Präsidentenamt schafft. Natürlich ist Ryan zudem ein “exzellenter Familienvater”. Schwarz will aber auch erkennen, dass Clancy dem amerikanischen Feminismus demutsvoll huldigt: “Sehr breit und wohlüberlegt werden die Schicksale der Ehegattin Jack Ryans mit seinem Aufstieg verwoben.”

Am Patriotismus gab es jedenfalls niemals Zweifel, wie Schwarz schreibt: “Dank überlegener Waffen, dank ausgezeichneter Berufssoldaten und dank unsentimentaler Anti-Terror-Einheiten, doch ebenso kraft seines demokratischen Glaubens und seines Patriotismus, bleibt Amerika immer siegreich.” Schwarz zufolge trägt Clancys Thriller “Befehl von oben” auch folgende Widmung: “Für Ronald Wilson Reagan, vierzigster Präsident der Vereinigten Staaten: der Mann, der den Krieg gewann.”

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