Category Archives: Abgebrochen

Abgebrochen: Walt

(c) Knaur

(c) Knaur

Zwei Jahre ist es her, seit ich das letzte Mal einen Krimi abgebrochen habe. Nun ist es wieder einmal passiert. Lange habe ich überlegt, ob ich überhaupt darüber schreiben soll, aber ich habe mich einfach zu sehr geärgert und es hat mich wieder einmal in meinem Vorurteil gegenüber Spannungsliteratur bestätigt, auf der das Label “Psychothriller” prankt. Das ist offenbar die eine Schiene des Genres, mit der ich so gar nicht warm werden will.

Meist bekommt man es mit irgendwelchen kaputten, völlig kranken Typen zu tun. Oder es geht mal das halbe Buch lang um scheinbar ganz normale Menschen, wo aber immer schon mitschwingt, dass da etwas nicht ganz stimmen kann. Überraschung: Am Schluss entpuppen sich die zuerst nahezu perfekten Ehemänner und Ehefrauen als Monster. Eindimensional und realitätsfern.

Aber egal, wer sich damit gruseln will, nur zu. Flucht aus der Realität ist letztlich ein Grund, warum wir lesen!

Bei “Walt” dachte ich mir nun, ich versuche es wieder einmal. Das klingt nicht so schlecht, dachte ich mir, da verfolgt jemand mit Hilfe von Einkaufszetteln Personen und findet so auch viel über das Leben dieser heraus. Doch nach knapp 50 Seiten hatte ich genug. Da war schon wieder dieser seltsame Ton, und ich glaube dieser Walt ist ein ganz furchtbarer Charakter: Seine Frau Mary hat er vor ein paar Jahren verlassen, erfährt man. Ja, ich kann mir schon vorstellen, was man unter “verlassen” verstehen kann. Ich nehme mal an, am Schluss ist Walt ein mordendes Monster. Puuh.

Und dazwischen dürfen wir auf die Opfer-Seite blicken: “Kennst du dieses eigenartige Gefühl? Man ist ganz sicher, dass man beobachtet wird, aber wenn man sich umschaut, kann man niemanden entdecken?” Gähn. Echt jetzt? Nicht schon wieder. Kurz danach habe ich aufgehört zu lesen. Ich fühlte mich genervt und gelangweilt. Ich wollte nicht einmal wissen, ob Walt nun böse ist oder nicht. Es war mir egal. Das ist allerdgins genau das, was ich mir von einem Kriminalroman nicht erwarte.

An alle Psychothriller-Fans da draußen: Lasst euch bitte die Freude von mir nicht verderben und nehmt mir diese Zeilen nicht übel, aber ich kann damit leider gar nichts anfangen.

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Abgebrochen: Die Verdammten

(c) Bastei Lübbe

(c) Bastei Lübbe

Tja, so kann man sich irren. Bei meinen Juni-Tipps war ich mir recht sicher, dass dieses Buch genau nach meinem Geschmack sein könnte. Doch nach 130 Seiten war bei “Die Verdammten” Schluss. Peter Lineys Buch konnte mich von der ersten Seite an nie so wirklich fesseln. Ich blieb seltsam distanziert. Es ist eine brutale Welt, die er beschreibt, die mir allerdings gleichgültig blieb. Wohl auch deshalb, weil er mich von seiner Welt einfach nicht überzeugen konnte.

Hauptfigur Clancey ist ein ins Alter gekommener harter Knochen, der wie alle Alten und Kranken auf eine Insel ausgelagert wurde. Früher war er einmal für die Mafia tätig, aber irgendwie war er nie ein richtig übler Typ – da hakt es schon einmal bei der Glaubwürdigkeit. Das liest sich wie eine Masche, wie aus einem Krimi-Lehrbuch: Harter Typ mit weichem Kern. Gähn.

Das besondere an der Insel der Verdammten: Wenn der Nebel kommt, kommt auch das Grauen. Die Alten werden dann brutal abgeschlachtet. Und der Nebel kommt oft. Zu Beginn ist nicht klar, wer sich im Nebel verbirgt. Als Liney dieses Geheimnis lüftet, wird die Geschichte für mich nicht gerade glaubwürdiger. Keine Sorge: Es handelt sich um keinen Horror-Roman, aber das macht es nicht besser.

Ein besonderes Ärgernis stellt der Rückentext des Buches da: “Eines Tages entdeckt Clancey ein geheimes Tunnelsystem, in dem ein blindes Mädchen lebt”. Tja, wenn über 30-jährige Frauen auch Mädchen sind, dann stimmt das.

Spannung kam nie wirklich auf, die Personen interessierten mich nicht und die von Liney erschaffene düstere Welt blieb einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Da lobe ich mir Nathan Larsons “2/14” im Vergleich. Und auch Adam Sternberghs “Spademan”, das mich ja nicht so begeistert hat, war zumindest atmosphärisch um Welten besser.

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Abgebrochen: Sibirischer Wind

(c) Blanvalet

(c) Blanvalet

Eigentlich hatte ich mich auf Ilja Albrechts “Sibirischer Wind” gefreut. Ansprechendes Cover, eine neuer deutscher Autor, eine spannende Geschichte… Tja, das hätte es sein können. Doch bei Punkt drei hakte es.

Albrecht nutzt auch das Stilmittel des Prologs, um Neugier zu erzeugen. Einem Buben erfährt auf den ersten drei Seiten etwas Grausames, ehe der Thriller richtig startet. Und hier komme ich zu Kritikpunkt eins: Ich habe nach ca. 110 Seiten zu lesen aufgehört, weil einfach keine Spannung aufkommen wollte. Um einen Thriller handelt es sich bei “Sibirischer Wind” also nicht. Und auch die Auflösung des Rätsels aus dem Prolog interessierte mich nicht.

Albrecht führt die Hauptpersonen, Kiran Mendelsohn und den eigenwilligen Kommissar Bolko Blohm, zwar ordentlich ein. Man erhält auch einen Einblick in die Arbeit eines BKA-Teams, wie der Verlag preist – doch irgendwie tut sich da einfach nichts. Man hantelt sich von Seite zu Seite und das Interesse verschwindet. Ich kann nicht einmal genau erklären, warum das so ist. Albrecht schreibt nicht schlecht, aber dann doch viel zu brav. Wenn schon keine Spannung, dann brauche ich doch zumindest eine gewisse Rafinesse – doch auch hier Fehlanzeige. Letztlich kommt auch alles ein wenig konstruiert daher. Diese ganzen Machtspiele zwischen Politik, Polizei, Geheimdiensten, Russenmafia und Medien hat man schon viel besser dargestellt bekommen.

Als die beiden Ermittler dann beim Unterweltler Osmanow vorstellig werden, war für mich endgültig Schluss. Ab da wurde die Geschichte für mich auch unglaubwürdig. Osmanow öffnet den beiden Ermittler die Augen über die Zusammenhänge zwischen Organisierter Kriminalität und Politik. Die Dialoge dienen dabei vorwiegend der Erklärung dieser Zusammenhänge. Wie Osmanow Mendelsohn und Blohm als naive, verträumte Polizisten vorführt, war mir einfach zu viel.

Nach den 110 Seiten habe ich daher zu einem anderen Buch gegriffen. Und das war kein Fehler. Ich will aber fair sein, die Kritikerin vom RBB ist angetan und wünscht sich eine Fortsetzung: “Ilja Albrecht gibt einen guten Einblick in die Arbeit des BKA, die Rolle von Politik und Medien. Kiran Mendelsohn und seine Mitstreiter sind sympathische Ermittler. Sie werden weitere Fälle lösen. Die perfekten Cliffhanger hat Ilja Albrecht schon mal eingebaut. So fehlt die Antwort auf die Frage, warum Kiran keine Waffen tragen will.”

Ilja Albrecht wird seine Leser finden, ich werde aber nicht dazugehören.

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Abgebrochen – Eyre Price: Road Kill

(c) Heyne Hardcore

(c) Heyne Hardcore

Ähnlich wie Nicole von My Crime Time (“Krimigehäckseltes”) führe ich jetzt auch eine neue Kategorie ein: Abgebrochen. Vorweg will ich aber betonen, dass das bei mir sehr selten vorkommt. Wenn ich ein Buch lese, dann normalerweise auch zu Ende. Allerdings stellt sich auch bei mir immer öfter das Gefühl ein, mit gewissen Büchern Zeit zu vergeuden. Stattdessen könnte ich ja etwas Besseres lesen (und ich habe seitdem vier Bücher gelesen, die mich tatsächlich sehr begeistert haben – dazu hier in Kürze mehr).

Bei “Road Kill” von Eyre Price hatte ich leider das Gefühl, meine Zeit zu vertun. Dabei will ich dem Buch nicht einmal vorwerfen, dass es schlecht ist. Sehr witzig finde ich zum Beispiel, dass “Road Kill” einen eigenen Soundtrack hat. Das ist insofern fein, zumal der Hauptfigur eine CD mit seltsamen Blues-Songs in die Hände fällt. Diese Songs weisen einen Weg quer durch die USA und zu Geld. Und das liest sich durchaus unterhaltsam. Aber…

Warum habe ich das Buch also abgebrochen?

  1. Ich kann eindimensionale, sadistische Killer, die einfach nur fies und superböse sind, nicht ausstehen. Das hat mir John Harts sehr gelungenes “Das eiserne Haus” auch kurzzeitig ziemlich vermiest.
  2. Die Geschichte wirkt im ersten Moment witzig und außergewöhnlich. Beim Lesen kam sie mir aber zunehmend an den Haaren herbeigezogen vor.
  3. Ich habe ein anderes Buch zu lesen angefangen, das mich einfach mehr gefesselt hat. Danach wollte ich “Road Kill” einfach nicht mehr weiterlesen.

Ich gebe zu: Vielleicht hätte der Autor noch die Kurve gekriegt und mich überzeugt. Das ist mir schon öfters (auch nach 300-400 Seiten) passiert und ist ja der Hauptgrund, warum ich angefangene Bücher in der Regel fertiglese. Tja, aber diesmal ist es mir einfach egal – und soll der Schluss noch so genial sein.

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