Monthly Archives: January 2015

Stuart Neville: Der vierte Mann

(c) Rütten & Loening

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Ich habe Stuart Nevilles Jack-Lennon-Reihe (“Die Schatten von Belfast”, “Blutige Fehde”, “Racheengel”) verpasst. Der im Dublin 1963 handelnde alleinstehende Krimi “Der vierte Mann” ist daher meine erste Begegnung mit dem Autor. Das Setting hat mich neugierig gemacht: Kurz bevor US-Präsident John F. Kennedy Irland besucht, werden drei Männer getötet, die als Nazis galten und auf der Insel nach 1945 Schutz suchten. In dieser Situation wird Geheimagent Albert Ryan – in Irland ein Außenseiter, weil er im Zweiten Weltkrieg für Großbritannien kämpfte – mit Ermittlungen beauftragt. Vor allem soll er verhindern, dass der titelgebende “vierten Mann”, der ehemalige SS-Mann Otto Skorzeny, getötet wird. Denn bei der dritten Leiche lag eine Botschaft an Skorzeny: “Wir kriegen Sie!”

Ich kann nicht verhehlen, dass mich dieser Thriller enttäuscht hat. Nach gutem Beginn ließ mit Fortschreiten der Lektüre mein Interesse an der Geschichte nach. Die Handlung wurde nach meinem Geschmack dann auch immer einfallsloser, mir erschien auch nicht alles stimmig.

Aber das Buch hatte einen Nebeneffekt: Stattdessen wollte ich mehr über die historische Figur von Otto Skorzeny erfahren. Skorzeny war Österreicher und wurde als Held bei der Befreiung des italienischen Diktators Mussolini 1943 gefeiert. Allerdings war ein Großteil davon NS-Propaganda. Er erhielt das “Eiserne Kreuz”, obwohl er weder an der Planung maßgeblich beteiligt war noch bei dem Kommandounternehmen über Befehlsgewalt verfügte. “Tatsache ist, daß Skorzeny dieses Unternehmen in einem entscheidenden Moment sogar gefährdet hat”, schrieb etwa die “Zeit” unter dem Titel “Die Wahrheit über Skorzeny” im Jahr 1950.

Wenn mich also schon der Krimi nicht überzeugen konnte, so bin ich Neville zumindest für die Geschichtsstunde, die abseits seines Buches stattgefunden hat, dankbar. Auch war mir nicht bewusst, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl von Nazis in den Nachkriegsjahren in Irland untergekommen ist. Und bis auf die Ministerebene suchten offenbar einflussreiche Iren den Kontakt zu diesen menschlichen U-Booten. Dass die österreichische Botschaft in Spanien seine Bestrebungen unterstützte, wieder Österreicher zu werden, will ich auch nicht unter dem Tisch kehren. Und ja, als “Gelegenheitsvermittler” für die österreichische Regierung war er auch tätig, wie der “Spiegel” 1961 berichtete.

5 von 10 Punkten

Stuart Neville: “Der vierte Mann”, übersetzt von Armin Gontermann und Wolfgang Thon, Rütten & Loening, 445 Seiten.

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Krimis, die man 2015 lesen sollte (I)

(c) liebeskind

(c) liebeskind

Für Fans von Cormac McCarthy, Bruce Holbert und Kim Zupan (sowie James Lee Burke) dürfte Cynan Jones “Graben” geradezu eine Pflichtlektüre sein. Natur und Gewalt scheinen die Konstanten dieses dünnen Büchleins (176 Seiten) zu sein. Ich muss allerdings zugeben, dass ich, was naturphilosophische Krimikost betrifft, ein wenig gesättigt bin. Der Verlagstext könnte jedenfalls auf jeden der oben genannten US-Autoren zutreffen: “Cynan Jones beschreibt die Rückzugsgefechte zweier aus der Zeit gefallener Archetypen als eine Eskalation in albtraumhafter Zeitlupe. In einer glasklaren, suggestiven Sprache gelingt ihm ein kleines Meisterwerk über den ewigen Kreislauf aus Jagen und Gejagtwerden. Und darüber, dass jeder Mensch irgendwann an einen Punkt gerät, an dem alle Fluchtwege abgeschnitten sind und nichts mehr bleibt als die Konfrontation.” Einziger Unterschied: Jones ist kein Amerikaner, sondern Waliser. Das Buch ist seit 19. Jänner im Handel.

(c) Polar

(c) Polar

“Dead Money” von Ray Banks ist die erste von vielen Neuerscheinungen im Polar-Verlag. Im Monatstakt kommen da feine Krimis auf uns zu. Das vorliegende Buch ist das erste des schottischen Kultautors Ray Banks, das auf Deutsch erscheint. Darin führt laut Verlagstext “ein gezinktes Pokerspiel Alan Slater im Hause seines Freundes Les Beale dazu, dass sein bisher eher beschauliches Leben aus dem Ruder läuft. Eine Leiche muss entsorgt werden, Spielschulden sollen eingetrieben werden, die Slater selber nicht angehäuft hat. Nicht gerade die besten Voraussetzungen, um ein beschauliches Leben zwischen Sex und Alkohol weiterzuleben.” Wer meine Vorliebe für schottische Kriminalliteratur kennt, weiß dass daran für mich kein Weg vorbeiführt. Das Buch ist ebenfalls bereits im Handel erhältlich.

(c) btb

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Doug Johnstone hat mit seinem Whiskey-Krimi “Smokeheads” bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Damals hatte ich allerdings die Befürchtung, dass dieser Krimi der Beginn einer Whiskey-Krimi-Serie sein würde – nach dem Motto: wechsle niemals ein funktionierndes Krimilabel (ich denke da nur an all die Koch- und Küchenkrimis). Womöglich noch mit Whiskey-Glossar etc. Tja, umso mehr war ich überrascht, als ich Anfang der Woche “Wer einmal verschwindet” (seit 12. Jänner im Handel) in der Buchhandlung entdeckt habe – ich habe es spontan gekauft (etwas, das ich immer seltener mache). Der Verlagstext klingt vielversprechend: »Ihre Frau hat Nathan heute nicht aus der Schule abgeholt. Ich hoffe, es gibt kein Problem?« Als Mark diesen Anruf von der Lehrerin seines Sohnes bekommt, denkt er sich nichts dabei. Wahrscheinlich steckt Lauren nur im Stau. Als er sie nicht erreichen kann, macht er sich keine Gedanken. Wahrscheinlich ist nur der Akku leer. Doch als Lauren über Nacht nicht nach Hause kommt, beginnt Marks schlimmster Albtraum.

(c) Droemer

(c) Droemer

Thomas Raabs “Still” (seit 14. Jänner im Handel) muss bei mir noch warten. Die “Chronik eines Mörders” werde ich bestimmt lesen, aber vorher will ich Raabs Metzger-Reihe kennenlernen. Ich weiß, als Österreicher hätte ich Raab schon längst lesen müssen, aber da sind halt all diese schottischen Krimis… Der Verlag schreibt: “Nur eines verschafft Karl Heidemann Erlösung von der unendlichen Qual des Lärms dieser Welt: die Stille des Todes. Blutig ist die Spur, die er in seinem Heimatdorf hinterlässt. Durch sein unfassbar sensibles Gehör hat er gelernt, sich lautlos wie ein Raubtier seinen Opfern zu nähern, nach Belieben das Geschenk des Todes zu bringen. Und doch findet er nie, wonach er sich sehnt: Liebe. Bis er auf einen Schatz stößt. Ein Schatz aus Fleisch und Blut. Ein Schatz, der alles ändert.”

“Der Schneemann” hat übrigens bereits eine hymnische Kritik über “Still” verfasst, die wirklich neugierig macht: “Von Seite zu Seite mausert sich dieser dickliche, stumme Junge, der eine Spur von Leichen hinter sich herzieht, zum zumindest bemitleidenswerten Wesen. Seine Geschichte bewegt und weckt gleichzeitig ursprüngliche Ängste. Der Leser bleibt am Ende sprachlos zurück. Um nicht zu sagen: Still.” Pflichtlektüre also, nur noch nicht jetzt. Aber Vorfreude ist ja auch etwas Feines.

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James Lee Burke: Regengötter

(c) Heyne Hardcore

(c) Heyne Hardcore

“Regengötter” von James Lee Burke war der wohl wichtigste Krimi 2014 (er hat deshalb auch die Jahresliste der KrimiZeit gewonnen und zuletzt den Deutschen Krimipreis in der Kategorie international abgeräumt). Für mich war dieses feine Stück Crime Fiction zwar nicht das allerbeste des Jahres (Platz vier), aber für die Wiederentdeckung dieses im deutschsprachigen Raum schwer unterschätzten Autors war das Buch immens wichtig. Zuletzt war von Burke 2002 ein neues Buch erschienen.

Nun steht eigentlich einer Burke-Renaissance nichts mehr im Wege. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen der Heyne-Hardcore-Reihe das angesichts der vielen hymnischen Kritiken auch so sehen – zwei weitere Romane um Sheriff Hackberry Holland hat Burke geschrieben: einen kurz nach “Rain Gods”, das im Original 2009 erschienen ist, und einen bereits 1971, was die ganze Angelegenheit auch nicht gerade unspannend macht.

Einen wichtigen Beitrag in dieser Richtung leistet jedenfalls der Pendragon-Verlag, der im März “Sturm über New Orleans” aus Burkes Dave-Robicheaux-Reihe auf den Markt bringt. Aus dieser Reihe wurden immerhin elf Bände ins Deutsche übersetzt, ehe man damit 2002 abrupt aufhörte. Der nun bald vorliegende Robicheaux-Krimi ist schon allein deshalb besonders interessant, weil das Setting im von Hurrikan Katrina gebeutelten New Orleans spielt.

Nun aber zurück zu “Regengötter”. Es wurde ja schon so viel Gutes darüber geschrieben, dass es schwerfällt dem noch neue Nuancen hinzuzufügen. Nur kurz zur Geschichte: Hinter einer verlassenen Kirche in Texas findet der in die Jahre gekommene Sheriff Hackberry Holland die Leichname von neun Frauen – illegalen Migrantinnen. Sie wurden offenbar hektisch vergraben, denn die Erde wurde nur notdürftig mit dem Bulldozer plattgewalzt. Einige der Frauen dürften sogar noch gelebt haben, als sie begraben wurden.

Der abgebrühte Killer wird von Frauen verprügelt

Burke erzählt “eine zeitlose Geschichte über Menschen, die üble Taten begehen, Schuld auf sich laden und trotzdem versuchen, Mensch zu bleiben. Die einen stehen auf der Seite des Gesetzes, die anderen sind Verbrecher. Doch Burke vermeidet simples Schwarz-Weiß. Selten zuvor war Grau so schön.” Das habe ich in meiner Rezension in der “Presse am Sonntag” geschrieben. Und: “Die idyllischen Landschaftsbilder stehen im unbarmherzigen Kontrast zu jener physischen und psychischen Gewalt, die sich die Menschen ständig gegenseitig zufügen.”

Faszinierend ist auch wie schnell sich geschlossene Bündnisse zwischen den Kriminellen auflösen, wieder umkehren und wieder komplett neu strukturieren. Und das ständig. Jeder ist sich selbst der nächste, letztlich geht es auch um nicht weniger als das pure Überleben. Ganovenehre? Das ist wohl einer der großen Mythen der Kriminalliteratur. Der psychopathische Killer Preacher sticht da teilweise als moralischer Fels aus der verlogenen Masse überlebenswilliger Krimineller heraus. Er ist zweifellos die faszinierendste Figur im Burke-Kosmos: “Preacher zeigt sich gnädig, wo andere Mörder ihren Job einfach verrichtet hätten, dann aber wieder gnadenlos, wenn man nicht mehr damit rechnet. Und wohl noch nie zuvor hat sich ein abgebrühter Killer so oft von Frauen verprügeln lassen.”

Zum Schluss noch mein Lieblingszitat: In einer Szene erklärt Preacher, warum er seine Hauptmahlzeit erst am Abend zu sich nimmt, und auch da nur einen halben Teller:

„Ein Pferd hat den Magen immer nur bis zur Hälfte gefüllt. Somit hat es genug Energie, um sich gegen seine Feinde zu wehren oder zu fliehen, und wird gleichzeitig nicht schwerfällig durch einen vollen Bauch.“

Und hier ein paar andere Meinungen:

 “Burkes Amerika ist eine ausgebrannte Tankstelle”, schreibt “Der Schneemann”.

“Krimi Lese” urteilt: “Das alles ist ganz großes Kino.”

Micha fasst es auch schön zusammen: “Die Mörder sind wie das gesamte Buch: unvorhersehbar. Und skrupellos. Alle sind nur auf den eigenen Vorteil aus.”

Die volle Punkteanzahl vergebe ich deshalb nicht, weil es mir dann doch ein paar Leichen zu viel waren (das müsste man fast mal nachrechnen). Ob man dann tatsächlich in dieser Quantität in Texas morden kann, ohne dass es für größeres Aufsehen sorgt? Hoffentlich nicht!

9 von 10 Punkten

James Lee Burke: “Regengötter”, übersetzt von Daniel Müller, 672 Seiten, Heyne Hardcore.

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Zurück zu meinen Suspense-Wurzeln (I): Stephen Hunter

(c) Festa

(c) Festa

Alf Mayers Beiträge im crimemag sind meist absolute Highlights. Der vielwissende Mayer schreibt über Spannungsliteratur in einer Art und Weise, die mir das Wasser im Mund zusammenrinnen lässt. Er widmet sich da schon mal Phänomenen wie der Kulturgeschichte des Scharfschützen (begonnen hatte er mit einer dreiteiligen Serie über den politisch unkorrekten Thrillerautor Stephen Hunter – Teil 1, Teil 2, Teil 3 – aus der dann acht Teile wurden) oder der Militarisierung der amerikanischen Polizei (hier). Wo kann man so etwas sonst noch lesen? Er ordnet ein und erklärt Zusammenhänge. Kriminalliteratur ist bei Mayer kein singuläres Phänomen, das man wie üblich von Neuerscheinung zu Neuerscheinung beschreibt, sondern eine kleine Wissenschaft mit eigener Geschichte.

Und Mayer führt mich, wie ich zunehmend verwundert feststellen muss, immer wieder zu meinen eigenen Suspense-Fiction-Wurzeln zurück. Mit Stephen Hunter begann ich vor vielen Jahren Thriller auch regelmäßig im Original zu lesen. Ohne Hunter hätte ich also wohl auch Don Winslows “Power of the Dog” nie im Original gelesen – und das wäre im Bereich der Spannungsliteratur fast so wie nach Amerika zu reisen und New York nicht gesehen zu haben. Hierzulande ist Hunter eigentlich nur wegen einem Buch bekannt: “Im Fadenkreuz der Angst” (im Original “Point of Impact”), besser bekannt als Vorlage des Hollywood-Films “Shooter” mit Mark Wahlberg in der Hauptrolle des Scharfschützen Bob Lee Swagger. “Lange vor Lee Child und dessen Jack Reacher hat er den knarzigen, aus der Zeit gefallenen Ex-Soldaten und Niemals-Zivilisten als Thriller-Protagonisten etabliert”, schreibt Mayer dazu. Dieses Buch habe ich ebenso wie das blutgetränkte White-Trash-Drama “Die Gejagten” auf Deutsch gelesen.

Im Original gelesen habe ich hingegen das 2.Weltkriegs-Scharfschützendrama “The Master Sniper”, “The Second Saladin” sowie den Bob-Lee-Swagger-Thriller “Black Light” (im Dezember ist das Buch unter dem Titel “Nachtsicht” im Festa-Verlag auf Deutsch erschienen). Bob Lee Swagger spielt in einigen der wichtigsten Hunter-Romane die Hauptrolle, in anderen wiederum dessen Vater Earl, der selbst Scharfschütze war. Wer sich jetzt wundert: Ja, die Swaggers sind „natural-born people oft he gun“, wie es im Bob-Lee-Swagger-Roman “I, sniper” heißt. Und ja: Stephen Hunter ist ein absoluter Waffennarr, der das Recht auf Tragen von Waffen vehement verteidigt. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen. Wer Amerika besser verstehen will, sollte unbedingt einen dieser präzisen und waffenstrotzenden Hunter-Thriller lesen.

Zumal sie nicht einfach nur hirnlose Waffenorgien-Phantasien sind. Hunter ist laut Mayer “ein Master des Pulp, des keinen Blutspritzer scheuenden Thrillers. Keine Dumpfbacke, kein Flachschreiber a la Clancy oder (inzwischen) Forsyth, von Brad Thor, Dale Brown und unzähligen Holzschnitzern mehr zu schweigen, sondern ein Autor intelligenter, komplexer, moralisch fordernder (morally challenged, könnte man sagen) und begeisternder Spannungsliteratur feinster Sorte.”

Jetzt ist dieser Text zu Stephen Hunter umfassender geworden als gedacht. Denn eigentlich wollte ich über einen ganz anderen Autor schreiben, dem sich Mayer gewidmet hat und der in meiner Suspense-Leser-Werdung eine vielleicht noch wichtigere Rolle spielt: Gerald Seymour. Dazu in Kürze mehr.

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Deutscher Krimipreis 2015: Zwei logische Sieger

(c) Tropen

(c) Tropen

Vor wenigen Tagen wurde zum 31. Mal der Deutsche Krimipreis vergeben. Weder in der nationalen noch in der internationalen Kategorie gab es Überraschungen. Sowohl Franz Doblers “Ein Bulle im Zug” als auch James Lee Burkes “Regengötter” haben den Sieg verdient.

Doblers vielschichtiger Krimi ist eine logische Wahl, mir persönlich haben aber sowohl Tom Hillenbrands “Drohnenland” und Jan Costins Wagners “Tage des letzten Schnees” noch besser gefallen. Überhaupt muss ich sagen, dass 2014 ein starkes deutsches Krimijahr war. Bislang war ich ja vor allem den englischsprachigen Autoren zugeneigt, doch neben den hier bereits genannten Büchern sind zumindest auch Orkun Erteners “Lebt” sowie Sascha Arangos “Die Wahrheit und andere Lügen” zu nennen. Die Juroren hatten es also echt nicht leicht.

James Lee Burkes “Regengötter” wurde auch von KrimiZeit zum besten Krimi 2014 gewählt, übrigens ebenfalls vor Liza Codys “Lady Bag”. Da gab es also auch wenig Zweifel. Die beiden außergewöhnlichen Bücher könnten zwar kaum unterschiedlicher sein – dennoch zeigen sie perfekt, wie vielseitig Kriminalliteratur ist.

Deutscher Krimipreis, Kategorie National:

  1. Franz Dobler: “Ein Bulle im Zug”
  2. Oliver Bottini: “Ein paar Tage Licht”
  3. Max Annas: “Die Farm”

Deutscher Krimipreis, Kategorie International:

  1. James Lee Burke: “Regengötter”
  2. Liza Cody: “Lady Bag”
  3. Oliver Harris: “London Underground”

So, und damit ist jetzt endgültig Schluss mit Rückblicken, ab sofort werde ich nach vorne schauen, denn auch 2015 verspricht ein gutes Krimijahr zu werden – auch wenn die Latte tatsächlich hoch liegt.

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KrimiZeit-Bestenliste im Jänner: Ein Abgleich

(c) Heyne Hardcore

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Die KrimiZeit-Bestenliste vom Jänner erinnert mich daran, dass ich James Lee Burkes “Regengötter” und Kim Zupans “Die rechte Hand des Teufels” hier noch nicht besprochen habe. Ich habe beide Bücher Ende Dezember gelesen, bin aber bisher einfach nicht dazu gekommen, meine Leseeindrücke niederzuschreiben. “Regengötter” habe ich zumindest auf Platz vier meiner persönlichen Jahresbestenliste 2014 gereiht. Zupan ist daran vorbeigeschrammt, nachdem ich ihn lange fix darin gewähnt habe, mich das Buch gegen Ende hin aber doch nicht so ganz überzeugt hat.

Denise Minas “Das Vergessen” lese ich gerade. Ich habe dann also tatsächlich in Kürze die aktuellen Top-3 der KrimiZeit gelesen – ich glaube, das habe ich noch nie geschafft. Mina, die ich bislang nicht kannte, überzeugt mich bisher. Mir gefällt ihr Stil, die Geschichte ist interessant – ich glaube, sie fällt genau in mein schottisches Lese-Beuteschema.

Über Doblers “Ein Bulle im Zug” habe ich hier ja schon geschrieben: “Er ist ein Meister der kleinen Szenen”. Andrew Browns “Trost” habe ich leider nicht gelesen, der Autor hat mich aber bei seiner Lesung in Wien sehr überzeugt.

“London Underground” von Oliver Harris würde mich auch sehr reizen, aber ich fürchte das Buch muss erst einmal warten. Das Harris-Debüt “London Killing” fand ich in Ansätzen gelungen, gegen Ende hin war es mir aber zu banal. Eigentlich würde ich dem Autor daher gern noch eine Chance geben, auch weil das Buch zu großen Teilen im Untergrund von London spielt – ein Londoner Dritter Mann also 🙂

Und von Nathan Larsons “2/14” (ebenfalls Top-10 in meiner Jahresliste 2014) war ich begeistert, zu “Boogie Man” bin ich aber auch noch nicht gekommen. Das Buch taucht aber zum Beispiel bei Krimi-Welt unter den Top-Büchern 2014 auf.

Die Liste im Überblick:

1 (1) James Lee Burke: Regengötter
2 (-) Denise Mina: Das Vergessen
3 (3) Kim Zupan: Die rechte Hand des Teufels
4 (2) Max Annas: Die Farm
5 (8) Volker Kutscher: Märzgefallene
6 (4) Franz Dobler: Ein Bulle im Zug
7 (10) Andrew Brown: Trost
8 (7) Oliver Harris: London Underground
9 (6) Jo Nesbo: Der Sohn
10 (-) Nathan Larson: Boogie Man

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Zwei Jahre crimenoir!

(c) Suhrkamp

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Zwei Jahre blogge ich nun also über Krimis – und mir ist die Lust daran nicht vergangen. Das ist die Gelegenheit für ein paar Gedanken und einen kurzen Rückblick.

In meinem zweiten Jahr habe ich nicht ganz 100 Beiträge verfasst, im Jahr davor waren es noch 121 gewesen. Tja, aber Qualität ist bekanntlich wichtiger als Quantität.

Hatte ich 2013 (siehe hier) kein einziges Mal die Note 10 vergeben, so habe ich das mittlerweile fünf Mal getan:

  • Jan Costin Wagner: “Tage des letzten Schnees”
  • Lyndsay Faye: “Der Teufel von New York”
  • Benjamin Percy: “Roter Mond”
  • Liza Cody: “Lady Bag”
  • William McIlvanney: “Laidlaw”
(c) Suhrkamp

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Gleichzeitig habe ich auch erstmals nur einen Punkt vergeben für Shane Kuhns “Töte deinen Chef”. Bleibt die Frage: Lasse ich mich leichter begeistern oder war das wirklich so ein gutes Jahr? Ich glaube ja, dass 2014 einfach ein sehr guter Jahrgang war.

Mein mit Abstand am meisten gelesener Beitrag (aus dem Februar 2013) bleibt weiterhin “Don Winslows ‘Tage der Toten’ wird verfilmt”. Das ist wirklich ein interessantes Phänomen, leider gibt es die TV-Version immer noch nicht zu sehen. Ich bin da mittlerweile ja schon sehr skeptisch, ob sie je zu sehen sein wird.

(c) Suhrkamp

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Was ist mir sonst noch aufgefallen? 2014 war definitiv ein Jahr des Westerns – darüber und wie dieser mit Crime Fiction zusammenhängt, möchte ich demnächst hier schreiben. Zudem war es ein Jahr der Wiederentdeckungen, wie die Beispiele William McIllvanney, James Lee Burke, George V. Higgins und Jim Thompson zeigen. Und es war ein gutes Jahr für Noir-Literatur (Nic Pizzolatto, Jim Nisbet…).

Nun bin ich einfach nur gespannt, was 2015 bringen wird. Mein persönliches Highlight wird wohl Don Winslows “Power of the dog”-Fortsetzung “Jahre des Jägers” sein, die am 1. Juni erscheinen soll.

(c) Suhrkamp

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Für alle Fans: Auch seine Neal-Carey-Serie (die ich noch nicht kenne) wird von Suhrkamp optisch sehr schön gestaltet von Februar bis August neu aufgelegt. Über weitere von mir sehnlich erwartete Neuerscheinungen des Jahres werde ich hier natürlich auch in Kürze schreiben.

Mir bleibt zu hoffen, dass ihr weiterhin genauso viel Spaß mit crimenoir habt wie ich!

 

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11 Wege, zu guten Krimis zu kommen (III): Klein, aber fein

Klein, aber fein – gemeint sind jene Klein- und Kleinstverlage, die abseits riesiger globalisierter Verlagshäuser für das kämpfen, was ihnen ein Anliegen ist: außergewöhnliche Kriminalliteratur abseits des Mainstreams.

Pulp Master

(c) pulp master

(c) pulp master

“Als Label für Entdeckungen hat Pulp Master fulminante Bedeutung”, werden Arte-TV/Krimiwelt-Bestenliste auf der Pulp Master-Homepage zitiert. Normalerweise soll man solchen Bewerbungen ja misstrauen, doch in diesem Fall stimmt das. Ich habe hier etwa Rick DeMarinis, Garry Disher und Jim Nisbet entdeckt. Der wirklich sehr unregelmäßige Publikationsrythmus – Bücher werden meist erst Monate nach dem angekündigten Veröffentlichungsdatum publiziert (maximal zwei pro Jahr) – macht mir diesen Verlag erst so richtig sympathisch. In dieser perfekt durchgeplanten, selbstzufriedenen und korrekten Literaturwelt ist Pulp Master ein Paradoxon, ein Fehler im System, ein heiliger Störenfried. Wer Crime Fiction, Pulp Thriller und Noir sucht, sollte sich hier unbedingt seine Finger schmutzig machen.

Mit Beginn 2015 ist “Killer” von Dave Zeltserman erschienen. Marcus von Krimi-Welt hat das Buch bereits gelesen: Killer von Dave Zeltserman ist das, was man gemeinhin einen kleinen, schmutzigen Krimi nennt. Und das ist ausdrücklich als Kompliment gemeint.”

Ariadne Kriminalroman

(c) Argument Verlag

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Crime-Ladies first! Dass Krimis auch Frauensache sind, zeigt der Ariadne Kriminalroman seit 25 Jahren. Zuletzt erschien bei Ariadne der wohl ungewöhnlichste Krimi des Jahres 2014: “Lady Bag” von Liza Cody. Neben ihr schreiben hier die Französin Dominique Manotti und die Österreicherinnen Anne Goldmann und Clementine Skorpil. “Krimis sind für uns eine Widerstandskultur. Das muss man natürlich nicht genauso sehen, man kann auch einfach die spannenden Romane genießen, die wir bei Ariadne verlegen”, sagt Else Laudan.

Die gute Nachricht für das Jahr 2015: Codys Eva-Wylie-Trilogie (“Was sie nicht umbringt”, “Eva sieht rot”, “Eva langt zu” erscheint im April.

Polar Verlag

(c) Polar

(c) Polar

Der Polar Verlag grenzt sich vom klassischen “Whodunit” ab, mit dem ich persönlich große Probleme habe. Vor allem mit dieser Cozy-Crime-Schiene, wo in landschaftlicher Idylle gesittet gemordet, zwischendurch gekocht und irgendwann per Kreuzworträtsel der Mörder gefunden wird: “Der Polar erzählt von den Umständen eines Verbrechens, nicht vom bloßen Töten als Blutorgie. Der Polar ist und bleibt die Literatur der Krise.” Dem Verlag geht es um “Plots, die messerscharf die Gesellschaft analysieren. Aufbegehren. Unruhe stiften. (…) Wir suchen den Widerspruch.”

2015 stehen wirklich spannende Neuerscheinungen auf dem Programm: “Dead Money” von Ray Banks (Jänner 2015), “Stadt der Ertrinkenden” von Ben Atkins (Februar 2015), “Paris, die Nacht” von Jérémie Guez (März 2015), “Kaliber” von Ken Bruen (April 2015) sowie “Cutter und Bone” (ein in Vergessenheit vergessenes Meisterwerk) von Newton Thornburg (Juni 2015)

Außerdem bietet der Verlag seit Kurzem das Gratis-Online-Magazin polar-noir an. Empfehlen will ich in diesem Zusammenhang Sonja Hartls (zeilenkino) Interview mit Dennis Lehane. Auf die Frage, was er unter Noir verstehe, antwortet Lehane: “Die Tragödie der Arbeiterklasse. In einer klassischen Tragödie fällt der Held vom Gipfel eines Berges. Im Noir, fällt er von der Bordsteinkante.” Das ist eine wirklich schöne Definition.

Metrolit, liebeskind und Tropen

Nach dem Erfolg von Nic Pizzolattos “Galveston” sollen auch im Metrolit-Verlag künftig regelmäßig Noir-Romane erscheinen. Im März erscheint als erster Schritt in diese Richtung “Florida Forever” von Harry Crews. Auch bei den Verlagen liebeskind (demnächst erscheinen Pete Dexters “Unter Brüdern” und “Graben” von Cynan Jones) und Tropen bei Klett-Cotta (“Dunkle Stadt Bohane” von Kevin Barry) suche ich gerne nach außergewöhnlichen Krimis.

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Die besten 10 Krimis des Jahres 2014

Vorneweg: 2014 war ein außerordentlich gutes Krimijahr. Ich lese jetzt seit rund vier Jahren wirklich intensiv Bücher dieses Genres und blogge nun seit fast zwei Jahren darüber. Aber dieser Jahrgang war wirklich ein besonderer. Ich schummle daher ein wenig und reihe drei Krimis auf Platz zehn. Ich weiß, das ist feig, aber ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht. Und los geht´s!

(c) Diogenes

(c) Diogenes

Platz 10

Dennis Lehane: The Drop. Bargeld

US-Autor Dennis Lehane (“Gone, baby, gone”, “Shutter Island” und “Mystic River”) ist für mich einer der ganz großen Erzähler – nicht nur des Genres, sondern überhaupt. Eine Top-10-Liste 2014 ohne ihn ist eigentlich nicht vorstellbar. Auf nur 224 Seiten entfaltet sich ein unvergessliches Kleinkriminellendrama, in dem Lehane alle seine Stärken ausspielt. Klein, aber fein. Eigentlich ein Muss.

Zitat: “Das Schlimme im Menschen ist ganz alltäglich. Das Beste ist ein weit selteneres Ding.”

(c) suhrkamp nova

(c) suhrkamp nova

Platz 10

Adrian McKinty: Die Sirenen von Belfast

McKinty ist ein Meister der Szenen und Dialoge. Dass ihm diesmal nicht der geniale Plot gelungen ist, stört zumindest mich nicht – denn das Buch ist voll von feinen Szenen. Es wäre allerdings vermessen, McKinty vergeben zu wollen. Danken muss ich ihm. Seitenweise war ich wirklich fasziniert und sehr demütig: Es war mir eine Ehre, durch die Seiten blättern zu dürfen. Es macht Spaß, einen Autor zu lesen, der ein derart perfektes Gefühl für Szenen hat. Kein Wort ist zu viel, keines zu wenig. Bilder entstehen im Kopf, auch seinen Humor mag ich.

Zitat: “Carrickfergus war ethnisch so komplex und bunt wie eine Mitgliedervollversammlung von Nazipartei und Ku-Klux-Klan.”

(c) Metrolit

(c) Metrolit

Platz 10

Nic Pizzolatto: Galveston

“Galveston” wird bereits als eine Art Neuerfindung des Noir gefeiert. Ich weiß nicht, ob man Büchern immer einen Gefallen tut, indem man zu Superlativen greift. Pizzolatto hat schlicht einen sehr, sehr feinen Noir-Krimi geschrieben, der lange nachwirkt und ans Herz geht. Punkt.

Zitat: “Es kommt einem unfair vor, weil alles zufällig passiert. Aber genau deshalb ist es fair. Verstehst du? Fair wie eine Lotterie.”

(c) Haffmans Tolkemitt

(c) Haffmans Tolkemitt

Platz 9

Flore Vasseur: Kriminelle Bande

“Kriminelle Bande” ist nur bedingt ein Krimi. Letztlich hat die Französin Flore Vasseur sein entlarvendes Porträt einer nach falschen Werten strebenden Generation der heute 40-Jährigen geschrieben, die beruflich über alle Maßen erfolgreich und gleichzeitig Vorzeigeeltern sein wollen. Für mich eine der ganz großen Überraschungen.

Zitat: “Er hat eine Familie haben wollen. Er wohnt mit Menschen zusammen, die er nicht kennt.”

(c) Diaphanes

(c) Diaphanes

Platz 8

Nathan Larson: 2/14

Future Noir. Am 14. Februar (daher der Titel) ist New York von Anschlägen erschüttert worden, die Welt ist seitdem eine andere. Es sind das Diffuse und die sich zerlegende Realität (welche Erinnerungen der Hauptfigur Dewey Decimals sind echt? Welche sind ihm hinzugefügt?), die den Reiz des Buches ausmachen. Ich kann das gar nicht in eigene Worte fassen. Das muss man einfach lesen.

Zitat: “Die Große Böse Mutter Erde lernt aus ihren Fehlern, dreht an ein paar Schrauben und kommt das nächste Mal mit einem besseren Modell daher.”

(c) dtv premium

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Platz 7

Lyndsay Faye: Der Teufel von New York

Lyndsay Fayes historischer Krimi spielt im Jahr 1845 und ist aus meiner Sicht perfekt gelungen. Spannend ist es, die Entstehung des berühmten New York Police Department (NYPD) nachzuverfolgen. Faye hat ein beeindruckendes Debüt voller einprägsamer Charaktere und interessanter historischer Details geschrieben. Die gute Nachricht: Hauptfigur Timothy Wilde geht in Serie, Ende Februar 2015 erscheint “Die Entführung der Delia Wright”.

(c) Galiani

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Platz 6

Jan Costin Wagner: Tage des letzten Schnees

Im März gab ich den Tipp ab: “Wer 2014 nur einen Krimi lesen will, der soll hier zugreifen!” Meine Begründung: Tage des letzten Schnees sei eine literarische Wucht, die einen unwiderstehlichen Sog entwickelt. Der deutsche Autor erzähle leichtfüßig und stimmig. Man spüre auf jeder Seite, dass er seine Charaktere mag. In dem Buch lägen Tod, Trauer und Glück so unglaublich nah zusammen. Das tue beim Lesen manchmal richtig weh, befreie gleichzeitig aber auch immens. Dazu stehe ich auch heute, aber naja, was soll ich sagen: Wagner wurde dennoch gleich fünf Mal überholt! Und ich habe gelernt, leichtsinnige Tipps dieser Art nicht mehr abzugeben.

(c) KiWi

(c) KiWi

Platz 5

Tom Hillenbrand: Drohnenland

“Drohnenland” war zwar nicht der beste Krimi 2014, aber dieses Buch hat mir definitiv am meisten Spaß gemacht. Das ist ein kleines future-noir-Meisterwerk, das sich wie die logische Fortsetzung von Steven Spielbergs “Minority Report” liest. Drohnen überwachen unser Leben in jedem erdenklichen Moment. Eigentlich lückenlos. Aber zum Glück gibt es auch noch Ermittler wie Kommissar Westerhuizen, der in dieser erschreckenden Zukunftsvision wunderbar altmodisch daherkommt. In einer Welt, in der Polizisten Tatorte nicht mehr begehen, weil es perfekte “Spiegelungen” gibt, die man vor- und zurückspulen kann (im Schnelldurchlauf sowie in Zeitlupe natürlich), sollte kein Verbrechen unlösbar sein. Außer…

Zitat: “Er ist die mit Abstand bestangezogene Leiche, die mir je untergekommen ist. (…) Alles an ihm sitzt tadellos, außer seinem Gesicht. Dessen Überreste sind halbkreisförmig auf dem sandigen Boden verteilt.”

(c) Heyne Hardcore

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Platz 4

James Lee Burke: Regengötter

Ich habe “Regengötter” erst am Silvesternachmittag fertiggelesen, meine ausführliche Kritik folgt daher erst. Das Buch hat eine enorme Wucht, der Autor schreibt elegant und prägnant. Selten habe ich 672 mit einem derartigen Genuß absolviert. Man merkt auf jeder Seite die große Klasse von James Lee Burke. Dennoch hat es sein Buch um ein Haar nicht in meine Top-3 geschafft. Drei Bücher haben mich 2014 eben noch mehr begeistert.

Zitat: “Meine Hauptmahlzeit ist die am Abend, und selbst da esse ich nur einen halben Teller. Wissen Sie, warum ich das tue? (…) Ein Pferd hat den Magen immer nur bis zur Hälfte gefüllt. Somit hat es genug Energie, um sich gegen seine Feinde zu wehren oder zu fliehen, und wird gleichzeitig nicht schwerfällig durch einen vollen Bauch.”

(c) Kunstmann

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Platz 3

William McIlvanney: Laidlaw

“Laidlaw”, im Original bereits 1977 erschienen, ist ein unglaublich zeitloser Kriminalroman, der keinen modischen Trends unterliegt. Er beschäftigt sich schlicht mit allen grundlegenden Fragen, die uns zum Menschen machen. Danke Conny Lösch für die Neuübersetzung und Danke dem Verlag Antje Kunstmann, der nach George V. Higgins nun erneut einen vergessenen Krimiautor ins Rampenlicht zerrt! Die gute Nachricht: Teil zwei und drei der Laidlaw-Serie werden 2015 erscheinen. Und offenbar schreibt er momentan, Jahrzehnte später, an Teil vier!

Zitat: “Verbrechen klärt man nicht auf. Man begräbt sie unter Fakten.”

(c) Argument Verlag

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Platz 2

Liza Cody: Lady Bag

“Lady Bag” ist ein grandioses, realistisches, witziges, trauriges und berührendes Buch. Cody hält der anonymen Großstadt einen Spiegel vor. Sie fällt dabei aber keine moralischen Urteile und führt den Leser in eine Welt, die er sonst nie kennenlernen würde. Sie erfüllt damit eine der Hauptbedingungen für großartige Literatur. Noch nie zuvor habe ich die Welt von so weit unten gesehen.

Zitat: “Wir leben von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Wenn wir Geld haben, essen und trinken wir. Wir horten kein Geld für schlechte Tage, weil alle Tage schlecht sind.”

 

(c) Penhaligon

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Platz 1

Benjamin Percy: Roter Mond

Ein Werwolf-Roman auf Platz eins einer Krimi-Bestenliste? Im Ernst? Ja. Abseits von all dem Vampir- und Werwolf-Kitsch am Buchmarkt hat Percy ein dystopisches Buch der Sonderklasse geschrieben. “Roter Mond” ist ein spannendes Buch, das in keine Schublade (weder in die Fantasy- noch in die Krimischublade) gesteckt gehört, weil es einfach großartige Literatur ist. Percy hält uns einen Spiegel vor, in den wir nicht sehen wollen, aber unbedingt sehen sollten. Zu Unrecht hatte ich seinen Vorgänger, das Wildnisdrama “Wölfe der Nacht” (der nichts mit Werwölfen zu tun hat!), nicht auf meine persönliche Krimi-Bestenliste 2013 genommen (ich hatte es schlicht übersehen) – Platz eins ist nun also auch eine kleine Wiedergutmachung.

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