Monthly Archives: November 2013

Frederick Forsyth: Die Todesliste

(c) C. Bertelsmann

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Frederick Forsyth schreibt Bücher für Männer. Sein neuester Thriller “Die Todesliste” bildet da keine Ausnahme. Immer wieder verliert er sich seitenweise in Details aus der Welt des Militärs bzw. der Geheimdienste. Die Entwicklung von Charakteren ist bei ihm nur zweitrangig, dafür wird jede verwendete Waffe genau beschrieben.

Furchtbar also? Na ja, wie man es nimmt. Wenn man sich auf seinen trockenen, distanzierten, mitunter extrem technik- und waffenverliebten Stil einlässt, entpuppt sich der 75-jährige Autor mit seinem neuen Thriller durchaus als Augenöffner, wie ich auch in meinem Artikel in der “Presse” geschildert habe: Egal, ob NSA-Lauschangriffe, Drohnenattacken gegen Terroristen, Piratenüberfälle vor der Küste Somalias – Forsyth fügt diese scheinbar belanglosen Einzelereignisse zu einem akribisch recherchierten Spannungsroman zusammen. Dabei verliert er sich zwar mitunter seitenweise in Details, gleichzeitig steigert er damit die Authentizität. Das liest sich besser als jedes Sachbuch.

Wer also mit der machomäßigen, männerdominierten Forsyth-Welt – die es ja zweifellos auch gibt – zurecht kommt, kann also viel darüber erfahren, wie es in der Post-9/11-Welt mit all ihren Traumata so zugeht. In diesem Zusammenhang möchte ich auch den Film “Captain Phillips” mit Tom Hanks in der Hauptrolle empfehlen. Regisseur Paul Greengrass (“Bourne Verschwörung”, “Bourne Ultimatum”, “Flug 92”) hat “eine Geiselnahme auf hoher See als Actionfilm-Passion rekonstruiert”, wie es mein Kollege Christoph Huber treffend formuliert hat.

Bekannt wurde Forsyth ja mit seinem Ausnahme-Thriller “Der Schakal”, der ihn 1972 auch mit einem Schlag bekannt machte. Das Buch wurde übrigens zweimal verfilmt. Einmal 1973 von Fred Zinnemann mit Edward Fox in der Hauptrolle des Killers und ein weiteres Mal 1997 mit Bruce Willis. Wer sich nur einen der beiden Filme ansehen will, sollte unbedingt die Zinnemann-Version wählen, der Willis-Abklatsch hat lange nicht die Qualität des ersten, sehr nah am Buch gehaltenen Films.

Bei mir hat Forsyth einen Bonus, ist er doch mitverantwortlich, dass ich ein großer Fan von Spannungsliteratur wurde. Vor fast zwanzig Jahren habe ich “Die Faust Gotttes” (1994) und “Das schwarze Manifest” (1996) richtiggehend verschlungen. Seine akribisch recherchierten Geschichten lassen den Leser immer wieder an Randschauplätzen der Weltgeschichte teilhaben – fast so, als wäre man dabei gewesen. Da “verzeihe” ich gern auch einmal schwächere Bücher wie “Der Rächer” (2003).

Interessant ist auch, dass Forsyth oft zum gleichen Zeitpunkt seine neuen Romane publiziert wie sein Kollege John LeCarré. “Der Spiegel” hatte daher 2010 auch von einem “Duell der Altmeister” geschrieben. Forsyth kommt darin mit seinen “Allmachtsphantasien” eher schlecht weg. Hans-Peter Schwarz hat in seinem Buch “Phantastische Wirklichkeit. Das 20. Jahrhundert im Spiegel des Polit-Thrillers” ebenfalls von einem gegensätzlichen Konzept des Thrillers geschrieben, ohne allerdings zu werten. “LeCarré brilliert mit Psycho-Thrillern. Seine durch die Bank traumatisierten Geheimdienstfiguren sind vorrangig damit beschäftigt, mit den Abgründen ihrern komplizierten Seelen fertig zu werden und sich aneinander abzuarbeiten”, hat Schwarz über LeCarré geschrieben. Anders seien die Helden Forsyths: “Sie sind nüchterne Realisten – zweckorientiert, entschieden, ausgeprägte Machos, eigenwillige Gegner der trägen Bürokratie, der finassierenden Politiker und des bequemen Establishments der britischen Oberschicht, dafür aber absolut zuverlässige Kameraden.”

Ich persönlich finde beide Autoren gut, die sich in ihrem Werk nahezu ideal ergänzen. Ich nehme mir gern das Beste aus beiden Welten.

7 von 10 Punkten

Frederick Forsyth: “Die Todesliste”, übersetzt von Rainer Schmidt, C. Bertelsmann, 318 Seiten.

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50 Jahre JFK-Attentat: Neun Krimi-Tipps

(c) Heyne

(c) Heyne

Am Freitag jährt sich das Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy zum 50. mal. Nach wie vor beschäftigt das “ballistische Jahrhunderträtsel” Experten und Pseudoexperten. Auch die Frage danach, wer Interesse am Tod von JFK hatte, lässt Verschwörungstheorien ungebremst blühen. Ich will mich hier aber der fiktiven Zuwendung zum Thema widmen und zeigen, welche herausragenden Werke der Kriminalliteratur die Geschehnisse vom 22. November 1963 hervorgebracht haben.

Ich habe dazu versucht, gewissenhaft die spannendsten Bücher zusammenzusuchen. Ich habe einen Großteil der Bücher gelesen, aber natürlich nicht alle. Für alle, die der Mythos Kennedy nicht loslässt und die sich ihm von kriminalliterarischer Seite nähern wollen, hier jedenfalls meine Tipps (geordnet nach alphabetischer Reihenfolge der Autorennamen).

Don DeLillo: “Sieben Sekunden”

DeLillo hat in seinem Buch nicht die Wahrheit gepachtet. Im Gegenteil. “DeLillo kleistert das Dunkel dieses geschichtlichen Augenblicks nicht zu. Seine lakonische, durch Detailgenauigkeit und Aussparungen gekennzeichnete Sprache und seine parataktische Erzählweise schaffen Distanz, so daß die schwarzen Löcher der Geschichte spürbar werden. Schweigen umhüllt seine Figuren wie eine zweite Haut”, schrieb die “Die Zeit” treffend bei Erscheinen des Romans im Jahr 1991. An diesem Buch führt fast kein Weg vorbei.

James Ellroy: “Ein amerikanischer Thriller”

“James Ellroy spinnt Amerikas Jahrhundert-Trauma als Krimi-Fiktion fort – und liefert das bisher wüsteste Verschwörungsszenario zum Kennedy-Attentat”, urteilte “Der Spiegel” 1997 bei Erscheinen von Ellroys Thriller. Für mich zählt das Buch zu einem der besten des Autors.

(c) Pocket Books

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Stephen Hunter: “The Third Bullet”

Hunters Anfang des Jahres 2013 erschienener Scharfschützen-Thriller wurde bislang nicht auf Deutsch übersetzt. Es ist aber ausgerechnet Hunter, der im Nachwort zu seinem Thriller auf weiterhin ungeklärte Widersprüche im Fall des JFK-Attentats hinweist: Der Waffenexperte und ehemalige “Washington Post”-Journalist hält es schlicht für unmöglich, dass Kennedy mit Oswalds Mannlicher-Carcano-Gewehr erschossen wurde (hier zu seiner Begründung).

Christopher Hyde: “Die Weisheit des Todes”

Hyde wiederum hat einen ganz eigenen Zugang gefunden. Er lässt seinen Thriller um den in Dallas ermittelnden Polizisten Ray Duval – der einen Serienmörder sucht, der farbige Mädchen tötet – ausgerechnet kurz vor und nach der Ermordung des US-Präsidenten spielen. Duval versucht sich von der allgemeinen Hektik nicht anstecken zu lassen und ist der Einzige, dem die Mädchen wichtig sind. Er wird dabei auch Augenzeuge der Ermordung von Lee Harvey Oswald durch Jack Ruby.

Stephen King: “Der Anschlag”

Stephen Kings “Der Anschlag” ist eine klassische Was-wäre-wenn-Geschichte. In diesem Fall: Was wäre, wenn JFK nicht erschossen worden wäre. “Mit “Der Anschlag” erbringt Stephen King einen weiteren Beweis, dass er einer der großen Erzähler ist”, urteilte im Vorjahr “Die Presse”. King beweise drei Dinge, schrieb meine hochgeschätzte Kollegin Doris Kraus: “Er ist einer der fesselndsten lebenden Erzähler, er beherrscht auch andere Sujets als Horror und er ist mittlerweile ein wunderbarer Chronist Amerikas – des gegenwärtigen und auch des vergangenen.”

Robert Littell: “Tag und Nacht”

Auch Spionage-Großmeister Robert Littell ist am Thema JFK nicht vorbeigekommen. Er ist ein Meister der Vermischung von Fakten und Fiktion. Zum Buch (Verlagstext): Francis und Carroll, genannt “die Schwestern Tod und Nacht”, sind mit allen Wassern gewaschene Agenten der CIA. Wieder einmal planen sie die Ermordung einer missliebigen politischen Persönlichkeit: Im Visier ist US-Präsident John F. Kennedy. Die Schuld wollen sie dem KGB in die Schuhe schieben. Doch dann setzt ein ehemaliger sowjetischer Geheimdienstoffizier alles daran, ihre Pläne zu durchkreuzen. Ein unerbittlicher Wettlauf mit der Zeit beginnt …

Norman Mailer: “Feinde”

“Norman Mailer hat mit seinem Buch einen spannenden Beitrag zur Diskussion über den Kennedy-Mord geleistet”, urteilte 1996 die “Frankfurter Allgemeine Zeitung”. Fügte aber auch hinzu: “Mitunter wünscht sich der Leser aber, der Autor hätte sich doch etwas mehr auf die Indizienklauberei seiner Kollegen eingelassen. (…) So hinterlässt das abschließende Urteil Norman Mailers einen leicht schalen Nachgeschmack.” Ich habe das damals beim Lesen ähnlich empfunden. Die eigentliche Stärke seines Epos der geheimen Mächte liegt aber in der beeindruckenden Gesamtdarstellung der CIA.

Charles McCarry: “Tränen des Herbsts”

Der amerikanische LeCarré war der erste ernstzunehmende Autor, der die Ermordung des US-Präsidenten auf literarischem Weg aufzuarbeiten versuchte. Es habe zehn Jahre gebraucht, bis es genug Abstand gegeben habe, sagte der Autor auch einmal selbst. Sein Buch gilt bis heute als ein Meisterwerk des Genres (mehr dazu…).

(c) Suhrkamp

(c) Suhrkamp

Don Winslow: “Manhattan”

Und ausgerechnet mein momentaner Lieblingsautor Don Winslow hat bereits vor vielen Jahren einen Krimi über JFK – allerdings nicht über dessen Ermordung – geschrieben. Das Buch ist heuer wiederaufgelegt worden. Leider bin ich bis jetzt nicht dazugekommen, “Manhattan” zu lesen. “‘Manhattan’, dieses frühe Meisterwerk Winslows, ist ein Spionageroman der alten Schule, präzise konstruiert, sauber erzählt und voller Sätze, die man beglückt ein zweites und drittes Mal liest, bis man sie endlich auswendig kennt”, schwärmte Marcus Müntefering auf “Spiegel Online”. Die Krimi-Kolumne “Killer & Co.” hingegen warf Winslow eine “gewisse unterkühlte Eitelkeit” vor, während auch “zeilenkino” das Buch als “eleganten und altmodischen Thriller mit wohl komponierten Sätzen” lobte.

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Warum ich ein Whiskey-Trinker bin

(c) diaphanes

(c) diaphanes

Ich habe hier vor einer Woche geschrieben, dass mir Jerome Charyns “Unter dem Auge Gottes” keinen Lesespaß bereitet hat. Ich habe das damals aber nicht wirklich begründen können und gemeint, ich hätte keinen Zugang gefunden. Nach einem Posting von Thomas Wörtche (Bei Büchern, zu denen ich keinen Zugang finde, würde ich nix sagen, außer, ich könnte begründen warum, oder spekulieren, wo die Gründe liegen könnten) bei “My Crime Time” – einem Blog, den ich übrigens schwer empfehlen kann! – sehe ich mich nun aber veranlasst, doch genauer zu erklären, warum mir das Buch nur begrenzt gefallen hat. Denn es war tatsächlich ein wenig feig, keine Begründung mitzuliefern. Nach der nun auch bei “My Crime Time” gelesenen ebenfalls hymnischen Kritik (Ich rekapituliere: Schnorrt Literatur, sauft Champagner, nehmt Drogen. Und lest um Gotteswillen Jerome Charyn!) drohe ich mich damit zwar ein wenig ins Meinungsabseits zu stellen, aber  was soll’s .

Hier also meine Erkenntnisse:

Um bei dem alkoholischen Vergleich zu bleiben: Ich bin offenbar eher der Bier- und Whiskey-Trinker, und nicht der Champagner-Trinker. Für mich sind momentan irische und schottische Krimis das beste, was es am Spannungssektor zu lesen gibt. Das sind zumeist schnörkellos, geradlinig erzählte Krimis mit präziser Sprache (zwei Beispiele: Adrian McKintys “Der katholische Bulle”, Sorj Chalandons “Rückkehr nach Killybegs”, das ich gerade recht begeistert lese). Ein Nachteil war es bestimmt auch, mit dem letzten Teil in die Isaac-Sidels-Serie einzusteigen. Hätte ich Sidels Entwicklung von Buch zu Buch durchgemacht, hätte ich “Unter dem Auge Gottes” wohl auch anders gesehen.

Das eigentliche Problem liegt aber woanders: Das Surreale und Chaotische (“My Crime Time” fasst das gut zusammen: Und Isaac Sidel bewegt sich wie Quecksilber durch das bebende Chaos der Handlung: wunderschön fratzenhaft, in seiner brachialen Art höchst elegant – und absolut verbalgiftig.) hat mir persönlich überhaupt nicht zugesagt. Was die Mehrzahl der Kritiker also als die Stärke des Buches empfindet, war für mich seine Schwäche. Ich habe keinen Lesespaß dabei empfunden, sondern war genervt. Weil es mich nicht überzeugt hat. Die Handlung war mir einfach zu abgehoben, zu unrealistisch, zu weit hergeholt. Dass dieser Isaac Sidel tatsächlich Vizepräsident der USA werden kann, ist für mich zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Ich hatte also von Beginn an das Problem, dem Autor die Geschichte abzunehmen.

Auch den Mythos New Yorks, die glorreiche Zeit der Kosher Nostra etc. konnte ich nur im Ansatz spüren. Mit dem Mythos New Yorks und seiner Geschichte hat in meinen Augen Warren Ellis in “Gun Machine” weitaus besser gespielt. Das hat mir beim Lesen wirklich Spaß gemacht. Hier Charyn und Ellis zu vergleichen ist allerdings wie Äpfel und Birnen zu vergleichen. Ich schreibe das nur, um zu verdeutlichen, was bei mir als Leser funktioniert hat und was nicht.

Ich glaube auch nicht, dass ich grundsätzlich mit Surrealem Probleme habe. Denn auch “Osama” von Lavie Tidhar lässt den Leser in eine eigenartige, seltsame Welt abtauchen. Es kann also nicht nur an meiner Vorliebe für realistische Kriminalliteratur liegen, dass mir Charyns Buch nicht zugesagt hat.

Was letztlich wieder zur Frage des Geschmacks zurückführt. Es wäre nicht okay, das Buch gut zu finden, nur weil es alle tun. Und es ist auch eine neue Erkenntnis, nach der Lektüre eines Buches im ersten Moment so ratlos zurückzubleiben. Zum Abschluss nur so viel: Dieser Charyn ist für mich ein Rätsel und genau deshalb werde ich in nächster Zeit bestimmt noch mehr von ihm lesen. Vielleicht war ich für seinen Stil noch nicht bereit, vielleicht werde ich es aber auch nie sein. Lesen ist ja Entdecken und auch Lernen über sich selbst. So gesehen, hat Charyn ja doch einiges in mir bewirkt. Gleichgültig war er mir ja nicht – und das wäre wirklich ein schlimmes Urteil. Alles andere bleibt schließlich immer auch eine Frage des Geschmacks.

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KrimiZeit-Bestenliste November: Ein Abgleich

(c) A1 Verlag

(c) A1 Verlag

Die KrimiZeit-Bestenliste im November quillt über mit Neueinsteigern. Ich kann mich nicht erinnern, wann die Liste das letzte Mal derart durchgeschüttelt wurde. Gleich sieben neue Titel sind darauf. Gelesen habe ich davon zwei. Jerome Charyns “Unter dem Auge Gottes”, zu dem  ich erst gestern meine Enttäuschung kundgetan habe. Aber Geschmäcker sind ja eben verschieden.

Besonders freut mich aber der Einstieg von Christopher Brookmyres “Die hohe Kunst des Bankraubs”, das trotz seiner Geschwätzigkeit mein Herz erobert hat. “Ich glaube mir hat heuer noch kein Krimi so viel Spaß bereitet”, habe ich nach der Lektüre Anfang September geschrieben – und dieser Eindruck hat sich noch verstärkt. Heute würde ich dem Buch glatt einen Punkt mehr vergeben. Und: Ich hatte bei meinem September-Abgleich geschrieben, könnte ich ein Buch für die Oktober-KrimiZeit-Liste vorschlagen, so wäre es das von Brookmyre. Yesss!

Dass Ana Paula Maia mit “Krieg der Bastarde” auf Platz zwei eingestiegen ist, gefällt mir. Das Buch habe ich ohnehin schon länger im Visier. Jetzt werde ich wohl nicht mehr daran vorbeikommen.

Die Liste offenbart aber auch gnadenlos einen blinden Fleck: Ich habe noch immer keinen Ani-Krimi gelesen. Soll ich mit “M” beginnen oder hat jemand einen Tipp für mich? Ist Chronologie wichtig? Mit Lee Child wiederum bin ich vor Jahren ziemlich eingefahren. Hat mir damals überhaupt nicht gefallen. Aber auch er hätte mit “61 Stunden” eine zweite Chance verdient.

Garry Dishers “Dirty Old Town” (schöne Besprechung gibt es schon bei My Crime Time) hingegen befindet sich fix auf meiner Leseliste. Ich habe vor Jahren den Auftakt zu der Wyatt-Serie (“Gier”) gelesen,  der mich schwer begeistert hat. Wenig angetan war ich hingegen von Teil zwei (“Dreck”). Nun will ich es wieder wissen.

Die Liste im Überblick

  1. Jerome Charyn: “Unter dem Auge Gottes” (1)
  2. Ana Paula Maia: “Krieg der Bastarde” (-)
  3. Friedrich Ani: “M” (-)
  4. Robert Wilson: “Stirb für mich” (7)
  5. Lee Child: “61 Stunden” (-)
  6. Garry Disher: “Dirty Old Town” (-)
  7. Michael Robotham: “Sag, es tut dir leid” (-)
  8. Tom Rob Smith: “Ohne jeden Zweifel” (-)
  9. Christopher Brookmyre: “Die hohe Kunst des Bankraubs” (-)
  10. C.S. Forester: “Tödliche Ohnmacht” (5)

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Jerome Charyn: Unter dem Auge Gottes

(c) diaphanes

(c) diaphanes

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Bei Jerome Charyns “Unter dem Auge Gottes” weiche ich mit meinem Geschmack weit von dem vieler Krimi-Kenner ab. Und ich muss dazu sagen, ich habe mich bemüht, das Buch zu mögen. Immerhin rangiert es in der KrimiZeit-Bestenliste auf Platz eins. Die Kritiken sind entsprechend hymnisch. Charyns Sidel-Romane seien “harte Kriminalliteratur, urbane Mythomanien, metropole Visionen, realistische Alpträume und bewusstseinsverändernde Literatur”, schreibt der Verlag. Bei Tobias Gohlis Recoil-Blog steht etwa zu lesen: “Leute, es gibt wieder Champagner. Man kann ihn nicht immer trinken, aber wenn es welchen gibt, dann sollte man ihn saufen. ‘Unter dem Auge Gottes’ ist Champagner. Wie alle zehn anderen Romane um Isaac Sidel zuvor.” Und Elmar Krekeler schrieb in seiner “Welt”-Kolumne: “Seine Krimiserie um den guten Cop und Vizepräsidenten Isaac Sidel ist, was Kriminalromane selten sind – Weltliteratur.” Er rief darin noch vor Beginn der Frankfurter Buchmesse auf: “Macht dieses Buch zum meistgeschnorrten auf der Buchmesse!”

Doch irgendwie bin ich mit der Hauptfigur Isaac Sidel nicht warm geworden. Und ich kann nicht einmal genau sagen, warum. Ich will daher hier auch nicht ins Detail gehen. Sidels Welt ist einfach nicht meine. Für mich bringt es der Blogger Frank Rumpel ganz gut auf den Punkt: “Die Romane des New Yorker Autors Jerome Charyn sind eine Herausforderung. Denn es sind so komplexe wie chaotische Gebilde, denen stets etwas Surreales anhaftet und deren Inhalt sich nicht in ein paar Zeilen wiedergeben lässt.” Allerdings meint dieser wohlwollend weiter: “Wer sich darauf einlässt, sich in diesen irren, stets an die Realität, aber auch an den Mythos New Yorks rückgekoppelten Kosmos hineinbegibt, wird seine Freude haben.” Ich habe versucht, mich darauf einzulassen, hatte aber nur eine begrenzte Lesefreude.

5 von 10 Punkten

Jerome Charyn: “Unter dem Auge Gottes”, übersetzt von Jürgen Bürger, 288 Seiten, diaphanes.

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Krimis, die man 2013 lesen sollte (XI)

(c) Heyne

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Die Liste für November ist kurz, beinhaltet dafür aber zwei Bücher, von denen ich mir besonders viel erwarte. Da wäre einerseits Robert Crais “Straße des Todes”, das am 11. November erscheint. Crais hat erst kürzlich für dieses Buch den Shamus Award erhalten. Es ermittelt das legendäre Duo Elvis Cole und Joe Pike. Und für mich bietet sich die Chance, Robert Crais endlich kennenzulernen. Der Verlagstext: Jack Berman macht mit seiner Freundin Krista einen Ausflug in die kalifornische Wüste. Plötzlich zerreißen Motoren die Stille, Scheinwerfer schneiden durch die Nacht. Die beiden beobachten, wie eine Gruppe Mexikaner von mehreren Männern brutal zusammengetrieben wird. Dann fallen Schüsse. Sechs Tage später wird der Ermittler Elvis Cole mit der Suche nach dem jungen Pärchen beauftragt. Für ihn und seinen Partner Joe Pike beginnt ein Albtraum …

(c) Diogenes

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Und “In der Nacht” von Dennis Lehane (ab 27. November erhältlich) könnte in meinem persönlichen Jahresranking sogar noch Adrian McKintys “Der katholische Bulle” überholen. Ich bin also schon sehr gespannt. Lehane hat mit dem Buch (im Original “Live by Night”) jedenfalls heuer den begehrten Edgar Award gewonnen. Die ersten beiden Sätze klingen schon mal sehr interessant: “Ein paar Jahre später fand sich Jack Coughlin auf einem Schlepper im Golf von Mexiko wieder. Seine Füße steckten in einem Block Zement.” Da will man mehr wissen. Im Zentrum der Geschichte steht eben Jack Coughlin, der im Amerika während der Prohibition in Florida zum mächtigsten Rum-Schmuggler seiner Zeit aufsteigt. Hier geht es übrigens zu einem interessanten “New York Times”-Interview mit dem Autor, der auch Krimi-Klassiker wie “Mystic River”, “Gone, Baby, Gone” und “Shutter Island” geschrieben hat, die allesamt verfilmt wurden. Vorfreude ist eine schöne Sache!

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