Monthly Archives: September 2013

Die besten Krimicover im September

(c) Eichborn

(c) Eichborn

Diesmal belegt ein Sachbuch Platz eins im Ranking der besten Krimicover des Monats. “Das Lexikon der Justizirrtümer” von Patrick Burow wird aber wohl auch alle Leser von Krimis interessieren. Der Verlagstext klingt jedenfalls vielversprechend: Anhand von Fehlurteilen aus Deutschland, Österreich, USA und anderen Ländern analysiert der Richter Patrick Burow die häufigsten Ursachen für Justizirrtümer: Aussageerpressung, Mangel an Beweisen, fehlerhafte Forensik, brutale Polizisten, inkompetente Sachverständige, karrieresüchtige Staatsanwälte oder meineidige Zeugen. Das Cover finde ich wirklich toll gestaltet: Einerseits sehr simpel in schwarz und weiß gehalten, aber andererseits sehr effektvoll und auch emotional das Thema spürbar machend.

(c) Berlin Verlag

(c) Berlin Verlag

Auf Platz zwei landet Jochen Rauschs Buch “Krieg”. Sein Roman beginnt mit drei packenden Sätzen: In den Nächten hört er Schüsse, wenn es denn Schüsse sind. Manchmal hört er auch Schreie. Aber wenn Arnold die Tür aufzieht, nicht weiter als einen Spalt nur, dann sind da nichts als die Dunkelheit und das Rauschen des Waldes, das harmlose Gluckern des Bachs und ein gelegentliches Knacken im Geäst.” Das Cover bringt diese bedrohliche Stimmung, die auch schon in den ersten Sätzen vermittelt wird, gut rüber. Und im Zentrum der Handlung steht ein Mann mit Kriegsvergangenheit, der sich in die Wildnis zurückgezogen hat. Das wirkt wirklich stimmig.

(c) Tropen

(c) Tropen

Platz drei belegt im September “Marseille Connection” von Massimo Carlotto. Die volle Wirkung kommt aber erst zur Geltung, wenn man das Bild vergrößert (einfach links auf das Cover klicken). Ich habe daher beschlossen, ab sofort mein Bildformat zu vergrößern (bzw. beim Klicken auf das Cover größere Bilder zur Verfügung zu stellen), um generell die Wirkung schöner, außergewöhnlicher Cover auch zu erhöhen.

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Stefan Slupetzky: Polivka hat einen Traum

(c) KindlerStefan Slupetzkys “Lemmings Zorn” (Teil vier der Lemming-Saga) war für mich der beste österreichische Krimi, den ich bislang gelesen habe. Der Wiener Autor schreibt mit einem umwerfenden Humor, trifft gleichzeitig immer wieder die österreichische Seele punktgenau und übt nebenbei auch noch Gesellschaftskritik. Eine wohlschmeckende Wiener Melange sozusagen.

Meine Vorfreude war daher groß, als ich “Polivka hat einen Traum” zu lesen begann. Und die ersten 100 Seiten hat es Slupetzky geschafft, meine Erwartungen sogar zu übertreffen. Das ist wirklich ein außerordentlicher Lesespaß. Ich habe das auch in meiner ausführlichen Rezension in der “Presse am Sonntag” geschildert: “Da sitzt jede Pointe, kein Wort ist überflüssig. Die Geschichte hat Charme und liest sich, obwohl ja eigentlich vollkommen unrealistisch, gleichzeitig sehr authentisch und glaubwürdig.”

Doch dann driftet die Geschichte leider ab. Denn es folgt “eine literarische Abrechnung mit jenem korrupten System in Österreich, in dem der Öffentlichkeit verborgene graue Eminenzen und Lobbyisten die Fäden ziehen. Formuliert er im ersten Drittel des Buches mit schlafwandlerischer Sicherheit und feiner Klinge, wird es mit Fortlauf der Geschichte klischeehafter, brachialer und plumper.” Wer mehr wissen will, kann das im Artikel “Polivkas Traum, Slupetzkys Zorn” nachlesen.

Dennoch hoffe ich, dass Slupetzky den Bezirksinspektor Polivka in weiteren Büchern ermitteln lässt. Denn er hat damit nach dem Lemming einen weiteren Charakter geschaffen, von dem man mehr lesen will.

6 von 10 Punkten

Stefan Slupetzky: “Polivka hat einen Traum”, Kindler, 299 Seiten.

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KrimiZeit-Bestenliste Oktober: Ein Abgleich

(c) diaphanes

(c) diaphanes

Ich muss zugeben, diesmal war ich ein wenig verwirrt: Steht doch auf der KrimiZeit-Seite, dass “jeden ersten Donnerstag im Monat” Literaturkritiker und Krimispezialisten Romane bekanntgeben, die ihnen am besten gefallen haben. Nur, der erste Donnerstag im Monat Oktober kommt erst. Aber naja, der Inhalt zählt.

Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Mit Jerome Charyns “Unter dem Auge Gottes”, dem Auftakt der Penser-Pulp-Serie beim Verlag diaphanes, steht ein Buch an der Spitze, das auf meiner Leseliste mittlerweile auf Platz zwei vorgerückt ist. Nachdem ich gestern Stefan Slupetzkys “Polivka hat einen Traum” ausgelesen und sofort mit William Boyds James-Bond-Roman “Solo” begonnen habe, dauert es also nicht mehr lange, bis Charyns Buch dran ist. Zu empfehlen ist für alle Nicht-Kenner von Charyns Hauptfigur Isaac Sidel ein Nachwort zum “Isaac Quartett” von Tobias Gohlis, das online auf www.togohlis.de verfügbar ist. Wen es interessiert: Sowohl Gohlis (Jury-Sprecher) als auch Thomas Wörtche, der Herausgeber der Penser-Pulp-Serie, sind Jury-Mitglieder der KrimiZeit-Bestenliste.

Was fällt sonst auf: Die KrimiZeit-Bestenliste ist erstmals seit April wieder in Männerhänden (damals Joe R. Lansdale mit “Dunkle Gewässer”zu meiner Rezension). Seitdem lagen Sara Gran mit “Das Ende der Welt” (im Mai, zu meiner Rezension), Patrícia Melo (Juni und Juli) und Dominique Manotti mit “Zügellos” (August und September) an der Spitze. Beachtlich finde ich aber auch den Wiedereinstieg von Melos “Leichendieb” (zu meiner Rezension). Sie hatte die Liste – wie bereits erwähnt – im Juni und Juli angeführt, war im August auf Platz zwei abgerutscht und im September aus dem Ranking verschwunden.

(c) Page & Turner

(c) Page & Turner

Im neuen, feinen Krimiblog Krimi-Welt habe ich heute schon gelesen, warum Robert Wilsons “Stirb für mich” eine Lektüre wert ist. Auch in der Cover-Kritik stimme ich dem Blogbetreiber zu. Und Alf Mayer von Culturmag hat einen umfassenden Beitrag über Wilson geschrieben, der wirklich keine Frage mehr offen lassen sollte.

Über Adrian McKintys “Der katholische Bulle” wird hier schon in den nächsten Tagen zu lesen sein. Die Bücher von C.S. Forester und Dror Mishani stehen bereits in meinem Regal…

Die Liste im Überblick

  1. Jerome Charyn: “Unter dem Auge Gottes” (-)
  2. Andrea Maria Schenkel: “Täuscher” (3)
  3. Dominique Manotti: “Zügellos” (1)
  4. Walter Mosley: “Manhattan Fever” (9)
  5. C. S. Forester: “Tödliche Ohnmacht” (6)
  6. Adrian McKinty: “Der katholische Bulle” (2)
  7. Robert Wilson: “Stirb für mich” (-)
  8. Dror Mishani: “Vermisst” (10)
  9. Carsten Stroud: “Die Rückkehr” (5)
  10. Patrícia Melo: “Leichendieb” (-)

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Der neue James-Bond-Roman “Solo” ist da

(c) Jonathan Cape

(c) Jonathan Cape

Heute hat Autor William Boyd in London seinen James-Bond-Roman “Solo” vorgestellt. Die gute Nachricht für alle 007-Fans : Auf Deutsch ist der Roman bereits ab 1. Oktober erhältlich, das Buch erscheint also fast zeitgleich beim Berlin Verlag. Boyd ist jedenfalls mit dem Spionage-Genre vertraut. Bereits in “Ruhelos” stellte er eine Spionin ins Zentrum seiner Handlung.

In einem Interview mit der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” erklärte Boyd 2007 anlässlich der Erscheinens des Buches auf Deutsch seine Faszination für Spione: “Graham Greene, Joseph Conrad oder Ian McEwan, sie alle haben von Zeit zu Zeit immer wieder Spionageromane geschrieben. Und ich glaube, sie taten es aus genau diesem Grund: Am Beispiel des Spions lassen sich alle Fragen der Identität, des Vertrauens und Misstrauens verhandeln.”

(c) Berlin Verlag

(c) Berlin Verlag

Nun hat es also Boyd wieder getan. Und er wird sich nicht nur an Bond-Erfinder Ian Fleming messen lassen müssen, sondern auch an einem anderen Bond-Autor. Denn der berühmteste Geheimagent der Welt feierte erst vor kurzem seine Wiederauferstehung. Über Jeffery Deavers Bond-Roman “Carte Blanche” habe ich im März 2012 geschrieben. “Carte Blanche” war ein flotter, nett zu lesender Thriller – allerdings mit wenig Ambitionen. Ich bin daher sehr gespannt, wie Boyd seinen James Bond anlegt.

Nur so viel sei verraten: Während “Carte Blanche” in der Jetztzeit spielte – wo gäbe es sonst ein i(Q)Phone – ist James Bond in “Solo” 45 Jahre alt und die Handlung spielt im Jahr 1969. Mehr dazu aber hier in Kürze.

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Neuen Krimiblog entdeckt: Krimi-Welt

(c) Screenshot

(c) Screenshot

Heute bin ich auf einen neuen Krimi-Blog gestoßen: Krimi-Welt. Es gibt zwar erst wenig Einträge, aber hier dürfte Qualität im Vordergrund stehen. Der aktuelle Beitrag bezieht sich auf die neue Penser-Pulp-Serie, die ich hier auch schon kurz erwähnt habe. Aber auch “Filme und Serie” werden abgehandelt. So findet sich dort ein Tipp zur “momentan besten Krimiserie”: “Low Winter Sun”. Echt hilfreich, denn ich hatte davon noch nichts gehört. Mark Strong spielt darin die Hauptrolle, das klingt echt vielversprechend.

Wer steckt hinter Krimi-Welt? Auf der Seite “Über uns” wird es verraten: “Krimi-Welt wird gehegt und gepflegt von Marcus Müntefering, Journalist aus Hamburg. Egal, welchen Job er gerade macht, Zeit für ein bis zwei Krimis die Woche findet er fast immer. Einige davon rezensiert er regelmäßig bei Spiegel Online.”

Die Krimi-Rezensionen auf Spiegel Online zählen jedenfalls zu meinen monatlichen Fixpunkten, ich bin also schon sehr gespannt. Zuletzt hat er dort  Christopher Brookmyres “Die hohe Kunst des Bankraubs” (zu meiner Rezension) und Roger Hobbs “Ghostman” besprochen. Davor hat er auch den Elmore-Leonard-Nachruf “Weniger war mehr” geschrieben. Sein Fazit über Leonards Werk: “Leonard war nicht nur einer der besten Krimiautoren, sondern einer der großartigsten Schriftsteller überhaupt, ohne jede Genre-Einschränkung.” Genau.

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Barry Awards für Peter May und Daniel Silva

(c) rororo

(c) rororo

Gestern habe ich hier über die Vergabe der Anthony- und Shamus-Awards geschrieben. Am selben Wochenende wurden aber auch die Barry- und Macavity-Awards vergeben. Mehr dazu hat der feine Krimiblog kriminalakte geschrieben, dort sind alle Gewinner nachzulesen.

Ich will mich hier auf die Barry-Awards konzentrieren, die mir relevanter erscheinen. Gewinner in der Hauptkategorie “Bester Roman” ist Peter May mit “Blackhouse”. Das ist interessant, denn das Buch ist bereits Anfang 2011 unter dem gleichnamigen Titel auf Deutsch erschienen. Offenbar wurde Mays Buch also erst 2012 in den USA publiziert. “Blackhouse” ist der Auftakt der Lewis-Trilogie (benannt nach der “Isle of Lewis” vor der Küste Schottlands), die der Autor im Original bereits abgeschlossen hat. Auf Deutsch ist aber bislang nur Teil 1 erschienen.

(c) Piper

(c) Piper

In der Kategorie “Bester Thriller” hat Daniel Silva mit “The Fallen Angel” gewonnen. Es handelt sich dabei um Teil zwölf der Serie rund um den Spion Gabriel Allon. Die ersten elf Teile sind bereits auf Deutsch erschienen. Zu “The Fallen Angel” habe ich aber noch kein geplantes Erscheinungsdatum gefunden. Ich habe Teil vier der Serie, “Der Zeuge” (“A Death in Vienna”), gelesen. Dieses Buch kann ich sehr empfehlen, nachdem mich “Der Maler” vom gleichen Autor nicht überzeugen konnte. Mehr über Daniel Silvas Romanfiguren erfährt man übrigens auf der Verlagsseite.

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Anthony- und Shamus-Awards vergeben

(c) Heyne

(c) Heyne

Am Wochenende sind in Albany, New York, zwei begehrte US-Krimipreise vergeben worden: Anthony- und Shamus Award. Der wichtigste Preis, der Edgar Award, war ja bereits im Mai an Dennis Lehane vergeben worden (mehr dazu…).

Anthony Award

Welchen Wert aber gerade der Anthony-Award hat, ist mir nicht ganz klar. Die Autorin Louise Penny hat nun bereits zum vierten Mal hintereinander gewonnen. Offenbar dürfen bei der Preisverleihung Krimifans abstimmen. Zwar haben sich Jahr für Jahr wirklich erlesene Autoren und Autorinnen auf der Liste befunden (hier nachzulesen), aber dass immer die gleiche Autorin gewinnt, stimmt mich ein wenig skeptisch. Für mich sind daher die anderen Anthony-Kategorien interessanter.

Beim besten Krimi-Debüt hat sich Chris Pavone – wie übrigens auch bei den Edgars – mit “Expats” (dt. “Die Frau, die niemand kannte”) durchgesetzt. Fein finde ich aber vor allem, dass der Preis in der Kategorie “Nonfiction” an “Books to die for”, herausgegeben von John Connolly und Declan Burke, geht. In dem Buch empfehlen einige der besten Krimiautoren ihre Lieblingswerke des Genres. Da kann man wirklich auf Krimis stoßen, auf die man sonst niemals gekommen wäre. So bin ich etwa auf Donald Goines “Daddy Cool” gestoßen, das mittlerweile in meinem Regal Platz genommen hat (mehr dazu…). “Books to die for” ist eigentlich ein Muss für jeden Krimi-Fan abseits von 08/15-Lesekost.

Shamus Award

Für mich ist der Shamus-Award generell aussagekräftiger. Bedingung ist hier allerdings, dass sich die Geschichte um einen privaten Ermittler (“Private Eye”) dreht – meist Detektive, aber auch Anwälte und Reporter sind erlaubt. Polizisten und Geheimagenten als Hauptfiguren sind hier nicht zugelassen. Zu den Gewinnern in der Hauptkategorie zählten in den vergangenen Jahren Don Winslow (“Die Sprache des Feuers” – mehr dazu), Michael Connelly (“Der Mandant”), Ken Bruen (“Jack Taylor fliegt raus”, “Ein Drama für Jack Taylor”) und der hierzulande leider kaum bekannte Reed Farrel Coleman (von ihm ist auf Deutsch bislang nur “Tower”, geschrieben gemeinsam mit Bruen erschienen).

Und die erfreuliche Nachricht: Der Sieger 2013, “Taken” von Robert Crais, erscheint am 11. November als “Straße des Todes” auf Deutsch. Es ermittelt das legendäre Duo Elvis Cole und Joe Pike. Und für mich bietet sich die Chance, den Autor, dessen Ruf ich seit Jahren kenne, endlich kennenzulernen. Ich hatte das Buch schon vor der Auszeichnung fix auf meiner Leseliste für 2013. Nun ist der Anreiz natürlich noch einmal größer.

Als bester Neuling wurde Michael Sears mit “Am Freitag schwarz” ausgezeichnet. Eine sehr gute Wahl, wie ich finde und hier auch schon im Februar begründet habe.

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Horst Eckert: Schwarzlicht

(c) Wunderlich

(c) Wunderlich

Horst Eckert hat mit “Schwarzer Schwan” (ausgezeichnet mit dem “Krimi-Blitz” von krimi-couch.de) den aus meiner Sicht bislang besten Krimi rund um die Finanzkrise geschrieben. Es gibt auch keinen US-Autor, dem das bisher besser gelungen ist. In einem Beitrag habe ich Ende 2011 geschrieben, dass er darin das Motto “educate and entertain” perfekt umgesetzt hat: “Grundsätzlich schwer verdauliche Zutaten wie Bankencrash, Griechen-Pleite und Atomausstieg verleihen dem Buch erst seine besondere Würze.”

Ich habe damals auch ein E-Mail-Interview mit dem Autor geführt. Darin sagte er: “Eigentlich setzt die Politik die Rahmenbedingungen. Wenn aber die Lobbyisten der Konzerne zu viel Einfluss bekommen und die Regierenden die Nähe zu den großen Wirtschaftsbossen suchen, kippt das Verhältnis rasch.”

Nun hat Eckert, rechtzeitig zur Deutschen Bundestagswahl, nachgelegt. “Schwarzlicht” heißt sein neues Buch und es hat wieder viel mit Politik zu tun. Nur wenige Tage vor der Wahl stirbt Walter Castorp, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen – unter mysteriösen Umständen. Er wird tot im Swimmingpool eines befreundeten Baulöwen gefunden. Offensichtlich ist er ertrunken. Daran bestehen aber schon bald Zweifel.

(c) Grafit

(c) Grafit

Mit Ermittler Vincent Veih hat Eckert eine interessante Figur erschaffen, die wohl auch eine Serie tragen könnte. Veih ist familiär vorbelastet: Seine Mutter war eine RAF-Terroristin, sein Großvater ein Nazi. Vor allem der Lebenslauf seiner Mutter hat es ihm innerhalb der Polizei nicht immer leicht gemacht. Schon bald gerät er von allen Seiten unter Druck. Kaum einer (wenn überhaupt) im deutschsprachigen versteht es so perfekt , die Machtspiele innerhalb der Polizei und die Einflussnahme durch die Politik darzustellen. Im englischsprachigen Raum nennt man dieses Subgenre auch “Police Procedural”. Eckert beherrscht es schlafwandlerisch.

“Schwarzlicht” ist vielleicht nicht ganz so gut wie sein Vorgänger, dennoch macht es wieder Spaß, einen Autor zu lesen, der sein Handwerk wirklich versteht. Und das eigentlich Erschreckende bei seinen Büchern: Wie nahe schreibt er an der Realität? Stimmt nur ein Teil, so drängt sich eine beunruhigende Frage auf: Geht es angesichts der Intrigen und Machtspiele bei der Polizeiarbeit eigentlich auch noch darum, Fälle aufzuklären?

Auch gelernt: “Holunderbeersaft bringt die Hirnzellen wieder auf Trab.” Hab das auch mal kurz recherchiert: Wer mehr über die Kraft der Beeren wissen will, erfährt z.B. hier mehr: “Vitalstoff Journal”.

Song des Buches: London Calling von The Clash (Klingelton)

6 von 10 Punkten

Horst Eckert: “Schwarzlicht”, Wunderlich, 382 Seiten.

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Neues von Don Winslow: “Vergeltung” erscheint im Jänner

(c) Suhrkamp

(c) Suhrkamp

Ich lese am allerliebsten neue Bücher von Don Winslow. Deswegen überfällt mich auch alle paar Wochen der Zwang, mögliche Neuerscheinungen von ihm auf Deutsch/Englisch zu suchen. Und diesmal bin ich fündig geworden und das Spannende daran: Ich habe beim Suhrkamp-Verlag zwar einen deutschen Titel (“Vergeltung”) gefunden, aber weder auf der Autorenseite noch bei amazon.de/amazon.com (noch sonstwo im Internet) den entsprechenden englischen Titel.

Ich muss zugeben, das Cover macht mich ein wenig skeptisch. Das sieht so gar nicht nach Winslow aus – eher nach Nelson DeMille oder Vince Flynn. Und auch die Handlung klingt nicht wirklich typisch Winslow: “Dave Collins ist ein hochdekorierter Ex-Soldat und Sicherheitschef des JFK-Flughafens. Als Terroristen ein Flugzeug uber New York zum Absturz bringen, sterben seine Frau und sein Sohn. Dave Collins fordert Vergeltung, doch die US-Regierung handelt nicht. Also nimmt er die Sache selbst in die Hand.” (Verlagstext)

Aber: Übersetzerin Conny Lösch ist wieder mit an Bord. Und Lösch bringt Winslows unvergleichliche Sprache bislang perfekt ins Deutsche rüber. Auch der kurze Textauszug auf der Suhrkamp-Seite stimmt mich zuversichtlich. Das klingt stilistisch nach Winslow. Ich bin wirklich schon gespannt.

Ach ja, das voraussichtliche Publikationsdatum: 20. Jänner 2014.

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Kriminacht in Wien: Donald Ray Pollock im Cafe Landtmann

(c) Kriminacht

(c) Kriminacht

Die Kriminacht am 17. September in Wien war auch heuer wieder ein Pflichttermin. Und wie schon im Vorjahr hat es mich ins Cafe Landtmann gezogen. Las dort 2012 Daniel Woodrell aus “Der Tod von Sweet Mister”, war diesmal Donald Ray Pollock zu Gast. Er gab Textstellen aus seinen beiden Büchern “Knockemstiff” (zu meiner Rezension) und “Das Handwerk des Teufels” zum Besten. Die beiden Autoren gelten ja als die Speerspitze des Subgenres “Country Noir” (Woodrell schreibt über Missouri, Pollocks Bücher spielen in Ohio).

Aber die beiden Autoren haben noch mehr gemeinsam: Mit Peter Torberg haben sie den selben Übersetzer. Und dann wäre da dieses zurückhaltende, bescheidene Auftreten der beiden Ausnahmeautoren. Die deutsche Übersetzung hat übrigens der Schauspieler Karl Markovics gelesen, der Pollock wesentlich authentischer rübergebracht hat als im Vorjahr Adi Hirschal Woodrell.

Im Vorfeld der Veranstaltung hatte Teresa Schaur-Wünsch in der Presse ein Gespräch mit Pollock geführt. Darin gibt er zu: “Nette Geschichten kann ich nicht”. Weil er über das schreibe, was bei ihm früh Eindruck hinterlassen hat. Wie zum Beispiel sein Vater. “Ich habe immer aufgepasst, nichts zu tun, das ihn reizen könnte. Ich habe die Gewalt immer sehr genau beobachtet, weil ich Angst vor ihr hatte. Und wenn man mit so etwas aufwächst, ist es immer da.”

Vom “bad temper” seines Vaters sprach Pollock dann auch bei der Lesung. Und er sagte, er wisse, dass die Leute ein Happy End wollen. Aber es gäbe genug Autoren am Markt, die dieses Bedürfnis befriedigen könnten. Im wirklichen Leben wären Happy Ends eben rar.

Beim abschließenden Signieren habe ich Pollock nach seinen Lieblingautoren im Genre Crime Fiction gefragt. Er hat dabei zwei hierzulande eher vergessene Altmeister, James Cain (“Wenn der Postmann zweimal klingelt”, “Abserviert”) und David Goodis (“Schießen Sie auf den Pianisten”), namentlich genannt. Außerdem hat er Cormac McCarthys “No Country for Old Men” besonders gelobt.

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