Monthly Archives: August 2013

Die besten Krimi-Cover im August

(c) Galiani Berlin

(c) Galiani Berlin

Gerade erst habe ich begründet, warum ich “Die hohe Kunst des Bankraubs” lesen werde, da taucht das Buch gleich noch einmal in meinem Blog auf. Für mich haben die Verantwortlichen des Verlags Galiani Berlin sich auch bei der Gestaltung des Covers etwas einfallen lassen. Daher Platz eins im allmonatlichen crimenoir-Cover-Ranking. Da korrespondieren Titel, Bild und Inhalt so richtig. Die Verpackung ist also topp. Ich hoffe, mit dem Inhalt verhält es sich genauso. Mehr dazu schon bald.

(c) Blanvalet

(c) Blanvalet

Auf Platz zwei landet “Der Profi” von Fernando S. Llobera. Auch hier ist den Machern kein 08/15-Cover passiert. Im Buch geht es um Lucca Corsini, Auftragskiller und Problemlöser der Mafia. Er ist der Beste seines Fachs und wird gerufen, wenn es hart auf hart kommt. Auch rein optisch wird hier ein harter Thriller versprochen. Der im deutschsprachigen Raum bislang unbekannte Spanier Fernando S. Llobera erhält zumindest visuelle Starthilfe.

(c) Heyne

(c) Heyne

Über “Feuerteufel” von der schwedischen Autorin mit dem deutschklingenden Namen Ninni Schulman wäre ich ohne die ansprechende Aufmachung wohl nie gestolpert. Ich glaube zwar nicht, dass mich die Geschichte so richtig interessiert, aber das Cover gefällt mir. Es sticht doch einigermaßen aus der Titelbilder-Massenware heraus und erzeugt Neugier. Ergibt im August Platz drei.

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Dagger Awards: Shortlists sind da

(c) Lübbe

(c) Lübbe

Die Shortlist für die drei wichtigsten Kategorien der Dagger-Awards sind da. Ich habe hier ja schon einmal im Juli über die Daggers geschrieben, als die Longlist herausgekommen sind.

For the CWA Goldsboro Gold Dagger:
Belinda Bauer for Rubbernecker (Bantam/Transworld)
Lauren Beukes for The Shining Girls (HarperCollins)
Mick Herron for Dead Lions (Soho Crime)
Becky Masterman for Rage Against the Dying (Orion)

For the CWA Ian Fleming Steel Dagger:
Roger Hobbs for Ghostman (Transworld)
Stuart Neville for Ratlines (Random House)
Mark Oldfield for The Sentinel (Head of Zeus)
Robert Wilson for Capital Punishment (Orion)

For the CWA John Creasey Dagger:
Hanna Jameson for Something You Are (Head of Zeus)
Malcolm Mackay for The Necessary Death of Lewis Winter (Mantle)
Derek B Miller for Norwegian by Night (Faber and Faber)
Thomas Mogford for Shadow of the Rock (Bloomsbury)

Noch einmal für alle Interessierten: Die Bücher von Masterman, Hobbs, Wilson, Jameson und Miller sind auf Deutsch erhältlich. Millers “Ein seltsamer Ort zum Sterben” habe ich hier bereits rezensiert. “Ghostman” von Hobbs habe ich heute zu lesen begonnen. Jamesons Buch steht in meinem Regal.

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50 Jahre “I have a dream” und ein vergessener Krimiautor

(c) Old School Books

(c) Old School Books

Heute vor 50 Jahren hat der Bürgerrechtler Martin Luther King seine berühmte “I have a dream”-Rede gehalten (Wer mehr über die Hintergründe der Rede wissen will, kann hier weiterlesen). Das ist doch ein guter Zeitpunkt an einen schwarzen Krimiautor zu erinnern, der zuletzt 1995 auf Deutsch publiziert wurde: Donald Goines. Zudem hat es sein Buch gerade heute in meinen Postkasten geschafft.

Donald wer? Ja, das hätte ich mich vor wenigen Tagen auch noch gefragt. Doch ich habe mir die vom Krimi-Depeschen-Dienststellenleiter empfohlene E-Book-Ausgabe von “Books to die for” heruntergeladen. Darin schreiben namhafte Krimiautoren über Crime Fiction, die sie beeinflusst hat bzw. die sie für wichtig halten. Der irische Krimiautor Ken Bruen empfiehlt in seinem Beitrag “Daddy Cool” von Donald Goines.

Goines (1937-74) wusste, worüber er schrieb. Er saß mehrmals im Gefängnis, ehe er zwischen 1971 und 1974 sechzehn Bücher schrieb. Er verarbeitete darin seine Erfahrungen, ehe er im Oktober 1974 aus bis heute nicht geklärten Gründen erschossen wurde.

Vor allem seine Sprache wird gelobt. “He began using a blend of basic English, suffused with the dialect of the black neighborhoods, to create his own style”, schreibt Bruen, demzufolge “Daddy Cool” zu einer Art Bibel für Rapper wurde: Ice-T, RZA und Tupac Shakur gaben an, von ihm beeinflusst worden zu sein. Tupac Shakur nannte Goines sogar “meine Vaterfigur”. Auch Rapper DMX, der Goines Werke entdeckte, als er selbst im Gefängnis einsaß, meinte über den Autor: “Er war ein großer Geschichtenerzähler, du liest seine Bücher und du warst … dort.”

Abschließend will ich den Beginn des Buches zitieren: “Larry Jackson, better known as ‘Daddy Cool’, stopped on the litter-filled street in the town of Flint, Michigan. His prey, a slim, brown-complexioned man, walked briskly ahead. He was unaware that he was being followed by one of the deadliest killers the earth had ever spawned.”

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Donald Ray Pollock: Knockemstiff

(c) liebeskind

(c) liebeskind

Vor zwei Wochen habe ich in der “Presse am Sonntag” einen Beitrag über das Genre “Country Noir” geschrieben. Als einer der wichtigsten Vertreter gilt neben Daniel Woodrell (“Winters Knochen”, “Der Tod von Sweet Mister”) und Frank Bill (“Cold Hard Love”, “Der Geschmack der Gewalt” – erscheint im Oktober) vor allem ein Autor: Donald Ray Pollock. Sein soeben auf Deutsch erschienenes Buch “Knockemstiff” war eigentlich sein Debüt, obwohl der Verlag liebeskind seinen Nachfolger “Das Handwerk des Teufels” im Jahr 2012 zuerst publiziert hat.

“Knockemstiff”, das 18 lose miteinander verbundene Geschichten umfasst, beginnt ohne Vorgeplänkel: “Als ich sieben war, zeigte mir mein Vater in einer Augustnacht beim Torch-Drive-in, wie man einem Mann so richtig wehtut.” Was auf knapp 250 Seiten folgt, tut oft sehr weh. Denn Pollock schreibt realistisch – bis zur Unerträglichkeit. Sein Werk kann man auch als Antithese zu den boomenden Regiokrimis verstehen. Da bleibt kein Platz für Nostalgie, Harmonie und Tourismus-Idylle.

Der Autor stammt übrigens selbst aus dem titelgebenden Ort im US-Bundesstaat Ohio. Er weiß also genau worüber er schreibt. Und das ist auch eine Besonderheit seines Buches. Er schreibt schonungslos mitten aus seiner Welt über seine Welt. Jürgen Priester hat bei krimicouch.de über “Das Handwerk des Teufels” folgendes geschrieben: “Ebenso unprätentiös ist seine Sprache. Da ist nichts Kalkül, nichts Showelement. Seine teilweise drastischen Bilder von Mord und Totschlag wirken wie ein Teil des Alltags, der Normalität.” Das trifft auch auf “Knockemstiff” hundertprozentig zu.

Ein Beispiel gefällig: “Als ich aufwachte, dachte ich erst, ich hätte mal wieder ins Bett gepisst, aber da war nur eine feuchte Stelle, wo Sandy und ich in der Nacht gevögelt hatten.” Das ist wahrlich nicht schön zu lesen, aber sehr authentisch. Kurz darauf schreibt Pollock über ein blaues Knockemstiff-Ohio-Straßenschild, das sich die erwähnte Sandy auf den Hintern hat tätowieren lassen. Der Ich-Erzähler kommentiert das so:

“Warum manche Leute Tinte brauchen, um sich daran zu erinnern, woher sie kommen, wird mir stets ein Rätsel bleiben.”

Pollock ist kein Illusionist. Im Kapitel “Von vorn anfangen” schreibt er: “Ich träume manchmal nachts davon, noch mal ganz von vorn anzufangen. Dann wache ich auf, und die Werbemusik bohrt mir Löcher ins Herz. Wie schon gesagt, alles Schwachsinn.” Aus Pollocks Welt gibt es kein Entkommen. Träume sind sentimentaler Luxus, der nur Kraft kostet.

Ich ziehe jedenfalls den Hut. In knappen Sätzen erzählt er mehr als viele “Literaten” in hundertseitigen Büchern. Und manchmal empfiehlt es sich auch, das Buch nach einem Kapitel wegzulegen. Um durchzuatmen und sich in seiner eigenen Welt wohlzufühlen. Pollock ist aber unbestritten ein echter Könner. Dabei hat Pollock (geboren 1954) erst im Alter von 45 Jahren zu schreiben begonnen, nachdem er über 30 Jahre in einer Papiermühle gearbeitet und spät aber doch seinen Schulabschluss nachgeholt hatte.

8 von 10 Punkten

Donald Ray Pollock: “Knockemstiff”, übersetzt von Peter Torberg, 256 Seiten, liebeskind.

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Warum ich “Die hohe Kunst des Bankraubs” lesen werde

(c) Galiani Berlin

(c) Galiani Berlin

Kürzlich habe ich hier erklärt, warum ich ein Buch nicht lesen will. Nun mache ich es mal anders und erkläre, warum ich “Die hohe Kunst des Bankraubs” von Christopher Brookmyre lesen werde. Das Buch beginnt mit einem dreiseitigen Plädoyer für eine spezielle Dienstleistung: Diese “gehörte zu den letzten Transaktionen überhaupt, bei denen der Kunde noch genau das bekam, wofür er bezahlt hatte, nicht mehr und nicht weniger. Keine Verpackung, kein Marketing, kein aufgesetztes Lächeln, kein Empfangskomitee, kein Prestige-Versprechen; nichts als zuverlässiges, leidenschaftsloses Schwanzlutschen zum vorher vereinbarten Pauschalpreis.”

Wow. Es geht also tatsächlich um die Ökonomie des Blow-Jobs, den Brookmyre auch gleich als “reinen, ehrlichen, klassischen Präglobalisierungskapitalismus” verortet. Gewagte, aber interessante These. “Du brauchst ihre Dienste, sie braucht dein Geld und keiner tut so, als ginge es um irgendwas anderes. Kein Branding, kein Leitspruch, keine Kundenkarte.”

Mein Interesse ist geweckt. Mal schauen, ob der Autor auch auf den nächsten 370 Seiten derart zu unterhalten versteht. Beim Vorgänger “Wer schlafende Hunde weckt” ist das meiner Meinung nach nur leidlich gelungen. Doch Brookmyre hat noch eine Chance verdient. Vor allem: Was weiß der Autor über die Ökonomie des Bankraubs zu berichten?

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Wer erbt Elmore Leonards Krone?

(c) Faber & Faber

(c) Faber & Faber

“Who are the successors to Elmore Leonard’s crown?”, fragt der britische Telegraph. Meine Antwort: Niemand. Denn erstens ist der Autor kaum 48 Stunden tot und da kommt mir die Suche nach einem Erben ein wenig verfrüht vor. Und zweitens:  Was ist schon ein “King of Crime”? Es gibt gute und schlechte Krimiautoren. Den einen, der über allen anderen thront, gibt es nicht. Trotzdem finde ich die Auswahl jener fünf US-Autoren interessant, denen es Jake Kerridge in seinem Beitrag zutraut, Leonards “Flagge hochzuhalten”. Vor allem die zwei Erstgenannten sind wirklich Ausnahmetalente.

Don Winslow sei in Großbritannien einer des meistunterschätzten Autoren, schreibt Kerridge (wohl nicht nur dort!). Er nennt dessen Bücher “Zeit des Zorns” (auch als “Savages” von Oliver Stone – leider eher leidlich – verfilmt) und “Kings of Cool”. Sein eigentliches Meisterwerk ist meiner Meinung nach aber das Drogenepos “Tage der Toten” – für mich das bislang beste Stück Crime Fiction, das ich gelesen habe. Und ich warte tatsächlich immer noch auf Winslows erstes Buch, das mir nicht gefällt.

Dennis Lehane ist im deutschsprachigen Raum vor allem für “Mystic River” und “Shutter Island” bekannt. Sein Meisterwerk soll aber ähnlich wie bei Winslow ein Epos sein: Das im Boston spielende “Im Aufruhr jener Tage”. In meinem Regal steht das Buch schon, gelesen habe ich es leider noch nicht. Mit “Live by Night”, das zur Prohibitionszeit spielt, hat er heuer übrigens den begehrten Edgar Award gewonnen.

Von George Pelecanos ist die sogenannte Washington-Trilogie “Big Blowdown”, “King Suckerman” und “Eine süße Ewigkeit” auf Deutsch soeben wiederaufgelegt worden. Der erste Teil hat mich überzeugt, die beiden anderen warten ebenfalls im Regal darauf gelesen zu werden. Sein zuletzt erschienenes Buch “Ein schmutziges Geschäft” (zu meiner Rezension) ist zwar ein solider und unterhaltsamer Krimi, Meisterwerk ist es aber keines.

Tja, über meine Probleme mit Sara Gran habe ich hier schon geschrieben. Ich bin noch nicht überzeugt, dass sie tatsächlich so gut ist, wie alle meinen.

Von Elmore Leonards Sohn Peter Leonard ist auf Deutsch noch nichts erschienen. Bleibt zu hoffen, dass sich das nun ändert. Ich habe jedenfalls bei “The Thought Fox” einen feinen Beitrag von Peter Leonard gefunden, in dem er unter dem Titel “Travelling with Elmore” über seinen Vater schreibt (und übrigens auch eine nette Episode über sich, Elmore und George Pelecanos erzählt). Kerridge zufolge hat es sich jedenfalls als gut erwiesen, dass der Vater der erste Leser der Bücher seines Sohnes war: “Peter told me that when he was struggling to make a character called Dewan come to life, Elmore told him to change the spelling to DeJuan. ‘Oh my God, did that make a difference. Then the character started talking and he didn’t shut up.'” Also wenn schon unbedingt jemand erben muss, dann wohl der Sohn.

Zwei Name kommen mir noch spontan in den Sinn: Der im deutschsprachigen Raum nahezu gänzlich unbekannte Reed Farrel Coleman. Auf Deutsch ist von ihm bislang nur eine Koproduktion mit Ken Bruen, “Tower”, erschienen. Ich habe das Buch in einer Kurz-Rezension als “stimmungsvolles, kleines Meisterwerk” bezeichnet. Und Dave Zeltserman, von dem “28 Minuten” und “Paria” auf Deutsch erschienen sind.

Hätte es sich nicht nur um US-Autoren gehandelt, wären mir auch zwei irische Autoren eingefallen:  Adrian McKinty und Ken Bruen.

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“What would Elmore do?”: Elmore Leonard (1925-2013)

(c) Suhrkamp Nova

(c) Suhrkamp Nova

Elmore Leonard, der Meister des Dialogs, ist tot. Das ist für alle Fans von Crime Fiction die traurige Nachricht des Tages. Ich will hier nur kurz ein paar Gedanken niederschreiben. Ich habe den Autor gerade noch rechtzeitig für mich entdeckt. Und zwar mit einer seiner wichtigsten Figuren: dem charismatischen US-Marshal Raylan Givens. Daraus wurde schließlich die Erfolgsserie “Justified” mit einem genial besetzten Timothy Olyphant in der Hauptrolle.

Ich will noch einmal kurz die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte der Figur erzählen, weil sie zeigt, wie wenig sich Leonard um Konventionen scherte. Erstmals trat Raylan Givens 1993 im Leonard-Roman “Pronto” in Erscheinung. Im Nachfolgebuch “Riding the Rap” (1995) tauchte er erneut auf, bis er zur Kurzgeschichte “Fire in the Hole” (2001) wieder in der Versenkung verschwand. Erst durch den Erfolg der auf seinen Charakter basierenden TV-Serie “Justified” sah sich Leonard bemüßigt, Raylan noch einmal literarisch und diesmal in voller Romanlänge (“Raylan”) aufstehen zu lassen.

In meiner Buch-Rezension im Jänner schrieb ich damals: Leonard bricht mit üblichen Regeln. Am Ende von „Fire in the Hole“ wird sein Gegenspieler Boyd angeschossen – und stirbt. In der TV-Serie überlebt er, mit ausdrücklichem Einverständnis von Leonard. Und im nun vorliegenden Roman feiert Boyd einfach die Auferstehung von den Toten. Wenn ihm ein Charakter wichtig erscheint, taucht er in seinen Büchern eben einfach wieder auf.

Raylan Givens selbst beschreibt sich im Buch folgendermaßen:

„Ich bin vom Marshals Service. Wir spazieren durch die Gegend und schnuppern an Blumen, bis man uns irgendwann mal auf Verbrecherjagd schickt.“

In meiner Rezension habe ich darauf Bezug nehmend folgendes geschrieben: Vor allem einen Fehler sollte man als Verbrecher nicht machen: Sich mit Raylan ein Pistolenduell liefern – auch wenn er nie als Erster zur Waffe greift. Dann sieht man die Blumen, an denen der Marshal soeben noch geschnuppert hat, schnell von unten.

Ein Detail, das auch in den Extras der 1. “Justified”-Staffel erwähnt wird, gefällt mir besonders. Ich finde, es würdigt den Ausnahmeautor. Die Drehbuchautoren der TV-Serie “Justified” trugen – für den Fall, dass sei einmal nicht weiter wüssten – während der Dreharbeiten ein Armband mit dem Aufdruck “WWED”: “What would Elmore do?”.

Ich bin sicher: Diese Frage werden sich in nächster Zeit bestimmt viele Krimileser stellen. Elmore, rest in peace.

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Nervig: Raben auf dem Krimi-Cover

(c) Suhrkamp Nova

(c) Suhrkamp Nova

Wo Rabe oder Krähe auftauchen, ist die nächste Leiche nicht weit. Nach diesem Motto planen offenbar immer mehr Verlage ihre Krimi-Cover. Das soll wohl klarmachen, hier kannst du bedenkenlos zugreifen – hier wird gemordet. Diesen Eindruck habe ich zumindest. Denn Raben und Krähen auf dem Cover sind momentan äußerst inflationär vertreten. Ich weiß allerdings nicht, ob diese Rechnung aufgeht. Ich selbst hätte bei Hanna Jamesons “Kalter Schmerz” wohl nicht zugegriffen, wenn mir Sonja Hartl von zeilenkino das Buch nicht empfohlen hätte. Wobei ich zugeben muss, dass dieses Cover zumindest etwas an sich hat.

(c) Blanvalet

(c) Blanvalet

Aber allein beim Blick in die August-Neuerscheinungen bei krimi-couch.de bin ich auf vier weitere Raben/Krähen-Cover gestoßen. So fliegt auch bei “Bis in den Tod hinein” von Vincent Kliesch ein schwarzer Vogel fast zwangsläufig durch das Bild.

(c) HEyne

(c) HEyne

“Der Rabenmann” von Dean Koontz kommt ebenfalls nicht ohne Rabenvogel aus. Hier steht allerdings der Mörder, der Rabenmann, im Zentrum der Geschichte. Die Vorgeschichte ist übrigens unter dem Titel “Die schwarze Feder” erschienen. Auf dem Cover? Eh klar…

(c) Piper

(c) Piper

Und dann hätten wir da “Das Verstummen der Krähe” von Sabine Kornbichler. Auch hier kommt die Krähe sogar im Titel vor. Bin mal gespannt, welche Rolle der Vogel inhaltlich überhaupt spielt.

(c) Dumont

(c) Dumont

Im zweiten Teil von Carsten Strouds “Niceville”-Saga (“Die Rückkehr”) sind ebenfalls Raben im Spiel. Diese bringen laut Verlagstext sogar ein Flugzeug zum Absturz. Offenbar Grund genug, sie auch auf das Cover zu heben.

Ich werde mir dieses tierische Phänomen in den nächsten Monaten einmal genauer ansehen und beobachten, ob es sich hier um eine zufällige Häufung oder eher eine offensichtliche PR-Masche handelt. Und: Vielleicht sieht es ja bei ekligen Insekten und Spinnen (ev. auch Schmetterlinge) ähnlich aus…

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Camilleri, De Cataldo, Lucarelli: Richter

 

(c) Klett-Cotta

(c) Klett-Cotta

“Richter” ist eine Hommage der drei italienischen Krimiautoren Andrea Camilleri, Giancarlo De Cataldo und Carlo Lucarelli an diesen titelgebenden Berufsstand. Jeder der drei hat in dem Erzählband eine Kurzgeschichte beigetragen. Herausgekommen ist eine lesenswerte Anthologie, die Leben, Leiden und Leidenschaft italienischer Richter nachvollzieht. Und das auf nur 172 Seiten, die aber umso eindringlicher wirken. Das liegt auch an den unterschiedlichen Zugängen der drei Autoren.

Camilleri lässt mit “Richter Surra” einen Kämpfer für Gerechtigkeit in Sizilien gegen die Mafia antreten. Mit Charme und Witz erzählt er von dem naiven Richter, der nur durch Glück Anschläge auf sein Leben überlebt und unbeirrt seinen Weg geht.

Lucarelli erzählt in “Bambina” von einer Ermittlungsrichterin in Bologna um das Jahr 1980. Aus seiner Geschichte in realistischem Erzählstil stammt auch das folgende Zitat:

“Wenn ein Richter zu viel weiß, aber noch nichts in der Hand hat, kommt es vor, dass sie ihn abknallen.”

De Cataldo, selbst Richter, schildert wiederum den “dreifachen Traum des Staatsanwalts”. Es ist die Geschichte eines unbeugsamen Staatsanwalts, der seinen Kampf gegen die Korruption einfach nicht aufgeben kann. Nie ist aber ganz klar, was er träumt und was er nun tatsächlich erlebt.

Die drei Geschichten eint der Glaube an das Wirken der wenigen Unbeugsamen da draußen, die gegen alle Widerstände versuchen, für Gerechtigkeit zu sorgen – und dieses Unterfangen immer wieder mit privaten Turbulenzen (Beziehungsproblemen…) oder sogar dem Tod (siehe Falcone) bezahlen. Und sie sind, wie bereits eingangs erwähnt, eine literarische Hommage an den Berufsstand der Richter. Ideal für den Italien-Urlaub.

6 von 10 Punkten

Andrea Camilleri, Giancarlo De Cataldo, Carlo Lucarelli: Richter, übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel, Klett-Cotta, 172 Seiten.

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Krimis, die man 2013 lesen sollte (VIII)

(c) Haymon

(c) Haymon

Ein wenig rar sind meine Krimitipps, was österreichische Autoren betrifft. Doch bereits Anfang August ist von Georg Haderer “Es wird Tote geben” erschienen. Ich lese sein Buch gerade, die Rezension folgt also in Kürze. Ich habe den Autor mit seinem Vorgänger “Engel und Dämonen” kennengelernt und war eigentlich ziemlich begeistert. Haderer hat Witz und nimmt alles nicht so ernst. Das liest sich wirklich erfrischend.

(c) btb

(c) btb

Ernster geht es hingegen bei der indischen Autorin Kishwar Desai zu, von der soeben “Die Überlebende” auf den Markt gekommen ist. Da man Indien medial momentan vor allem mit furchtbaren Vergewaltigungsfällen in Verbindung bringt, kann uns die in Indien aufgewachsene und nun in London lebende Autorin wohl einen besseren Einblick in die so fremde indische Gesellschaft gewähren. Die Sozialarbeiterin Simran Singh dürfte jedenfalls eine ungewöhnliche Ermittlerin sein.

(c) Blanvalet

(c) Blanvalet

Viel erwarte ich mir vom spanischen Autor Fernando S. Llobera, dessen Krimi “Der Profi” am 19. August erscheint. Bei dem titelgebenden Helden handelt es sich um einen Profikiller und Problemlöser der Mafia. Der Verlag schreibt: “Er wird gerufen, wenn es hart auf hart kommt. Wenn zum Beispiel über Nacht mehrere spanische Mafia-Bosse ermordet werden. In einem korrupten Madrid, das den Gesetzen von Immobilienhaien und Finanzinvestoren gehorcht, spielt Lucca ein doppeltes Spiel, um hinter die Wahrheit zu kommen. Dabei benötigt er all seine Coolness und Erfahrung.” Klingt gut!

(c) Page & Turner

(c) Page & Turner

Ebenfalls am 19. August kommt “Stirb für mich” von Robert Wilson in den Handel. Er wurde vor allem für sein Buch “Tod in Lissabon” mit Preisen überhäuft. Ich hatte den Krimi jahrelang in meinem Regal stehen, habe das Buch aber nach einem gescheiterten Leseversuch weggegeben (lag aber nicht unbedingt an der Qualität, sondern an meiner damaligen Stimmung). Vielleicht ist das die Chance, dem Autor nun noch einmal eine Chance zu geben…

(c) Scherz

(c) Scherz

Ab 22. August ist “Gone Girl” von Gillan Flynn erhältlich. Ich hoffe, ich habe endlich Zeit, diese Spannungautorin kennenzulernen, die bereits zwei Dagger Awards gewinnen konnte und sich mit nur drei Büchern (“Cry Baby”, “Finstere Orte”) einen tollen Ruf erschrieben hat. In einem “Guardian”-Interview aus dem Mai nimmt Flynn übrigens auch Stellung zum Vorwurf der Frauenfeindlichkeit – lesenswert.

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