Mit seinem starken Krimidebüt “Crime Machine” hat Howard Linskey die Latte sehr hoch gelegt. Ich wählte das Buch daher auf Platz drei meiner Lieblingskrimis des Jahres 2012. In seinem Debüt wandelte sich David Blake vom Berater und Saubermann in der Truppe rund um den Newcastler Gangster Bobby Mahoney zum obersten Verbrecherboss. Das las sich mitunter brutal, gleichzeitig überzeugte Linskey durch starke Dialoge und trockenen Humor.
Nun liegt Teil zwei der Gangster-Saga rund um David Blake vor: “Gangland”. Übersetzt hat das Buch erneut Conny Lösch – für mich ist das ein Qualitätsmerkmal schlechthin, wie ich hier ohnehin immer wieder betone, da sie bislang fast nur außergewöhnliche Bücher des Krimigenres übersetzt hat. Es mag sein, dass manche, die von “Crime Machine” begeistert waren, dies nun bei “Gangland” nicht mehr sein werden. Das liegt vor allem daran, dass die Originalität des ersten Buches nur schwer ein zweites Mal wiederholt werden kann. Denn nun geht es Blake um die Absicherung seiner Macht – mit allen Mitteln. Das wirkt wenig sympathisch – und ist es ja auch nicht.
Blake geht einem blutigen Gewerbe nach. Und genau als ein solches empfindet er sein verbrecherisches Dasein. Zwischendurch hat man das Gefühl, Blake sei ohnehin nur so etwas wie ein Firmenchef – fast schon ein Guter unter Bösen. Die Ökonomie der Newcastler Unterwelt nimmt einen großen Platz in dem Gangsterkrimi ein:
“Je mehr Geld man verdient, desto schwieriger wird es, da muss man den Behörden über jeden Penny Rechenschaft ablegen. Das Problem ist so alt wie mein Beruf. Ich sage nur: Al Capone. Hätte er seine Steuern gezahlt, hätten sie ihn niemals drangekriegt.”
Blake will kein blutdurstiger Gangster sein, vielmehr spricht er von “Umstrukturierungsmaßnahmen” und weltweiten Operationen. Er “sorgt” sich um seine Angestellten. Er hat es gern zivilisiert – zögert aber gleichzeitig nicht, harte Entscheidungen mit brutalen Konsequenzen zu treffen. Und gerade hier liegt eine der Stärken des Buches. Blake eignet sich nicht wirklich zum Sympathieträger – er widerlegt vielmehr die Mär vom guten Gangster. Umso mehr er seine Taten vor sich selbst als notwendig rechtfertigt, umso mehr wird er zu jenem kaltherzigen Gangster, der er nie sein wollte.
Zugegeben, “Gangland” ist nicht so gut wie “Crime Machine”. Zu oft springt Blake dem Tod in allerletzter Sekunde von der Schaufel und auch über Linskeys Frauenbild ließe sich streiten. Das ändert aber nichts daran, das mich auch Teil zwei in den Bann gezogen hat und ich gespannt auf Teil drei (im Original: “The Dead” – ob uns der Titel etwas verraten soll?) warte.
7 von 10 Punkten
Howard Linskey: “Gangland”, übersetzt von Conny Lösch, 412 Seiten, Knaur.