Monthly Archives: December 2021

Frank Göhre: Die Stadt, das Geld und der Tod

(c) Culturbooks

Es war eine klassische Fehleinschätzung, als ich im letzten Beitrag über Johannes Groschupfs Kriminalroman “Berlin Heat” geschrieben habe, er suche seinesgleichen. Denn wie konnte ich Frank Göhre, den Meister der wenigen Worte, bloß übersehen?

Göhre ist zurück: Hatten Fans zehn Jahre warten müssen, bis 2020 “Verdammte Liebe Amsterdam” erschien, liegt nun mit “Die Stadt, das Geld und der Tod” bereits sein nächstes Werk vor. Gerade einmal 158 Seiten lang ist das Krimi-Destillat, das im Milieu einer rumänischen Verbrecherbande angesiedelt ist. Gewohnt minimalistisch erzählt Göhre von den dunklen Seiten Hamburgs Anfang der 2000er-Jahre, politische Verstrickungen und dubiose Geschäfte hanseatischer Kaufmänner inklusive.

Das Buch ist vielleicht nicht ganz so perfekt wie der Vorgänger, aber immer noch große Klasse. Es tut mir leid, Johannes Groschupf, aber Göhre bleibt im Subgenre des schmutzigen kleinen Krimis (noch) unerreicht.

8 von 10 Punkten

Frank Göhre: “Die Stadt, das Geld und der Tod”, Culturbooks-Verlag, 159 Seiten, 15,40 Euro

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Johannes Groschupf: “Berlin Heat”

(c) Suhrkamp

Mit seinem Kriminalroman “Berlin Prepper” hat Johannes Groschupf den Deutschen Krimipreis gewonnen. Nun legt er mit “Berlin Heat” einen neuen fiebrigen und fesselnden Großstadtkrimi vor, der im deutschsprachigen Genre seinesgleichen sucht. Groschupfs Markenzeichen: kleine, schmutzige Geschichten über Menschen, die nicht so recht in die Gesellschaft passen wollen. Diesmal schlägt sich der spielsüchtige Tom Lohoff, der dubiosen Typen Geld schuldet, durchs Leben.

“Sei doch nicht so naiv”, will man Tom zurufen, wenn er wieder einmal im Schlamassel steckt. Und so viel sei gesagt: Er wird viele Tiefschläge einstecken müssen. Ohne hier in Details gehen zu wollen – es ist unerträglich viel. Das wird nicht jeder mögen, aber so lesen sich Kriminalromane mit realistischem Anspruch nun einmal.

“Berlin Heat” ist für mich glaubwürdiger und besser gelungen als Groschupfs Debüt “Berlin Prepper”, das mich zwar zu Beginn sehr gut auf Lesereise mitgenommen hat, das mir dann aber ein wenig zu eindimensional geraten ist. Ich bin schon gespannt, was der Autor als nächstes liefert.

7 von 10 Punkten

Johannes Groschupf: “Berlin Heat”, Suhrkamp-Verlag, 254 Seiten, 15,40 Euro.

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