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Meine Lieblingskrimis 2020

Die Zeit der Jahresrückblicke ist eigentlich schon vorbei, aber ich wollte mich nicht unter Stress setzen und habe mir deshalb Zeit gelassen. 2020 war vielleicht nicht das beste Krimijahr, aber schlecht war es auch nicht.

Ich will allerdings nicht lange herumreden und einfach beginnen. Diesmal habe ich zwölf Kriminalromane ausgewählt, sechs haben Männer geschrieben, sechs Frauen verfasst.

Platz 12 – Steph Cha: “Brandsätze”

(c) Atrium Verlag

In Steph Chas “Brandsätze” geht es um Rassismus und Diskriminierung in den USA. Wie komplex und verworren die Situation tatsächlich oft ist, macht die Autorin am Schicksal zweier Familien klar. Da ist einerseits Shawn Matthews, dessen Schwester Ava im Jahr 1991 von einer koreanischen Ladenbesitzerin erschossen wurde. Und andererseits Grace Park, die Tochter der Täterin von damals, die ungestraft davon kam.

Schuld, Reue, Rache und Vergebung – darum dreht sich der mitreißende Roman der US-Autorin mit koreanischen Wurzeln. Cha interessiert sich für Opfer und Täter. Sie zeigt auf, wie leicht man von dem einen zum anderen werden kann, wie verschwimmend die Grenzen zwischen richtig und falsch sein können.

Platz 11 – Jeannine Cummins: “American Dirt”

(c) Rororo

Jeannine Cummins “American Dirt” hat im Vorjahr für einiges Aufsehen gesorgt. Vor allem ihr Nachwort löste eine Welle der Kritik aus. Meiner Meinung nach nur begrenzt berechtigt. Denn tatsächlich berührt die fiktive Geschichte der 2600 Meilen langen Flucht der mexikanischen Buchladenbesitzerin Lydia.

Gleich zu Beginn wird fast ihre gesamte Familie, insgesamt 16 Menschen, von Killern eines Drogenkartells brutal ermordet. Bloß sie und ihr achtjähriger Sohn Luca überleben das Gemetzel. Lydia, Frau eines Journalisten, der ein kritisches Porträt über einen Drogenboss verfasst hat, zögert nicht und packt zwei Rucksäcke. Es gibt nur eine Chance: die Flucht nach Norden, in die USA.

Platz 10 – Frank Göhre: “Verdammte Liebe Amsterdam”

(c) Culturbooks

“Verdammte Liebe Amsterdam” ist ein beeindruckendes Krimi-Destillat, das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht. Der deutsche Krimi-Veteran Frank Göhre befreit sich von jeglichem Wörterballast und bleibt immer am Punkt.

Er treibt seine Geschichte voran, die Köster zur soeben zur Polizistenwitwe gewordenen Martina, deren neuem Freund Klaus – noch dazu einem Kollegen des Verstorbenen – und deren verschwundener Tochter Suse führt. Hat der Tod seines Bruder mit dem Verschwinden des 15-jährigen Mädchens zu tun? Und wo ist das Mädchen jetzt?

Platz 9 – Don Winslow: “Broken”

(c) Harper Collins

Mit seiner epischen Drogentrilogie (“Tage der Toten”, “Das Kartell”, “Jahre des Jägers”) hat Don Winslow seinen Ruf als einer der besten Thriller-Autoren unserer Zeit gefestigt. Dass er aber nicht nur bis zur Unerträglichkeit realistische Bücher schreiben kann, beweist er eindrucksvoll mit “Broken”: sechs Kurzgeschichten, jeweils um die 80 bis 90 Seiten lang.

Ausgerechnet die erste und titelgebende Geschichte, “Broken”, ist die schwächste. Was dann folgt, macht aber echt Spaß. Zu Höchstform läuft Winslow mit seinem Schlussstück “The Last Ride” auf. Bereits der erste Satz packt zu: “Als er das Kind zum ersten Mal sah, war es in einem Käfig.”

Platz 8 – Dominique Manotti: “Marseille.73”

(c) Ariadne Kriminalroman

In “Marseille.73” begibt sich die französische Großmeisterin des politischen Kriminalroman zurück ins Jahr 1973. Die französische Regierung hat soeben beschlossen, Migranten – vor allem jene aus Algerien – stärker zu kontrollieren. Sie schreibt darüber, wie schwer es für Polizisten sein kann, zu ermitteln, wenn das System kein Interesse am Tod eines Einzelnen – weil unbedeutend – hat.

Manotti nimmt sich sehr stark vermeintlich männlicher Themen an: Kriminalität und Korruption. Sie widerlegt damit das geläufige Vorurteil, wenn es um die Unterscheidung von Kriminalliteratur männlicher Autoren und weiblicher Autorinnen geht: “Frauen schreiben populäre Kriminalromane, Männer relevante.”

Platz 7 – Denise Mina: “Götter und Tiere”

(c) Ariadne Kriminalroman

Die Schottin Denise Mina lässt in “Götter und Tiere” erneut die Polizistin Alex Morrow Licht in die Schattenseiten von Glasgow bringen. Als bei einem Raubüberfall in einer Postfiliale ein älterer Mann erschossen wird, ist nichts so klar, wie es im ersten Moment erscheint.

Neben der Krimihandlung erzählt die Autorin die Geschichte des politischen Auf- und Abstiegs des Gewerkschafters Kenny Gallagher, dessen Weste alles andere als sauber ist. Mina will genau hinsehen, Geschehnisse sezieren und Bruchlinien in der Gesellschaft erkennbar machen. Und das tut sie auf bestechende Art und Weise.

Platz 6 – Mike Knowles: “Tin Men”

Am Beginn von “Tin Men” steht der bestialische Mord an einer Polizistin. Das geht auch an hartgesottenen Kollegen wie Os nicht spurlos vorbei. “Drei Einsätze in Afghanistan, zwölf Jahre als Cop – nichts davon hatten ihn auf das Schlafzimmer vorbereitet”. Os, ein Polizist, der zu gewalttätigen Ausbrüchen neigt, soll gemeinsam mit zwei ebenfalls wenig vertrauenserweckenden Polizisten Teil eines Ermittlertrios sein: Cop zwei, Woody, hat ein Drogenproblem und Außenseiter Dennis, Cop drei, sucht bei transsexuellen Prostituierten Trost.

Oft ist es so, dass die Männer in Uniform mehr gegeneinander als miteinander kämpfen. Knowles hat ein “Police Procedural” der anderen Art geschrieben.

Platz 5 – Garry Disher: “Hope Hill Drive”

Garry Disher ist eigentlich ein Fixstarter auf meiner jährlichen Liste.

Der Polizist Paul Hirschhausen fristet in der Kleinstadt Tiverton ein beschauliches Dasein. Garry Dishers Kriminalroman “Hope Hill Drive” nimmt nur langsam Fahrt auf, so als hätte er sich an die Umgebung seiner Hauptfigur angepasst. Denn viel scheint im australischen Outback nicht zu passieren. Doch spätestens als ein Massaker an Pferden die Einwohner erschüttert, wird klar, dass auch das Nirgendwo kein idyllischer Ort ist. Der Autor beweist, dass es keine mit Action vollgepackte Handlung braucht, um Spannung zu erzeugen. Diese entsteht subtil, durch alltägliche Schilderungen und das Zusammenspiel der Charaktere.

Platz 4 – Oyinkan Braithwaite: “Meine Schwester, die Serienmörderin”

(c) Blumenbar

Oyinkan Braithwaites erstes – drei Zeilen umfassendes Kapitel – von “Meine Schwester, die Serienmörderin” wird sich wohl in Zukunft in zahlreichen Lehrbüchern darüber finden, wie man einen (Kriminal-)Roman perfekt beginnen kann: “Ayoola ruft mich mit diesen Worten herbei: Korede, ich habe ihn umgebracht. Ich hatte gehofft, diese Worte nie wieder zu hören.”

Die nigerianisch-britische Autorin hat eine erfrischende Mischung aus fesselndem Thriller und seziermesserscharfem Gesellschaftsporträt geschrieben. Während sich der Leser auf der einen Seite gut unterhält, bringt sie diesem die patriachalisch geprägte Gesellschaft Nigerias näher. Sie zeigt, wie sich zwei Frauen – auf ihre eigene Art und Weise – gegen diese von Männern dominierte Welt zur Wehr setzen.

Platz 3 – Zoë Beck: “Paradise City”

(c) Suhrkamp

“Paradise City” spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, in der Algorithmen – und nicht die Politik – über viele Bereiche des Lebens entscheiden. Deutschland, das von Seuchen und Umweltkatastrophen heimgesucht wurde, befindet sich endlich wieder im Aufschwung. Der Regierungssitz wurde nach Frankfurt verlegt, Berlin dient nur mehr als Kulisse für Touristen. Es scheint eine schöne neue Welt zu sein, die hier entstanden ist. Bloß sollte man keinen zweiten Blick darauf werfen.

Es mag zwar Thriller auf dem Cover stehen, doch das Buch ist viel mehr als bloße Spannungsliteratur. Es macht nachdenklich und hinterlässt Spuren, Hauptfigur Liinas Leidensweg berührt.

Platz 2 – Adrian McKinty: Alter Hund, neue Tricks

“Alter Hund, neue Tricks”, Band acht der Sean-Duffy-Serie, überzeugt erneut in allen Belangen. Duffy, nur mehr Teilzeitpolizist, zweifelt an der Version eines aus dem Ruder gelaufenen Autodiebstahls. McKinty punktet mit Duffys inneren Monologen, popkulturellen Referenzen und Verweisen auf eigene Werke.

Angeblich soll nach Band neun mit Sean Duffy Schluss sein. Doch die Hoffnung bleibt bestehen: Möge dieser Ermittler niemals in Pension gehen!

Platz 1 – Wallace Stroby: “Zum Greifen nah”

Auf Platz eins ist diesmal ein Buch gelandet, das eine klassische Kriminalgeschichte erzählt. Wallace Stroby bricht damit keine Genregrenzen, setzt keine neuen Maßstäbe und erfindet auch nichts neu. Aber es ist ihm gelungen, innerhalb des Genres eine Geschichte zu erzählen, die mich 2020 so gut auf Lesereise mitgenommen hat wie kein anderes Buch.

Noch vor seiner großartigen vierteiligen Crissa-Stone-Serie (“Kalter Schuss ins Herz”, “Fast ein guter Plan”, “Geld ist nicht genug”, “Der Teufel will mehr”) hat Stroby dieses Buch rund um eine weitere starke Frau, die Polizistin Sara Cross, geschrieben. Mit “Zum Greifen nah” liegt der gepflegte Noir nun erstmals auf Deutsch vor. Cross gerät in ein Dilemma, als sie an der Notwehr-Version eines Kollegen (noch dazu ihr Ex-Freund) zu zweifeln beginnt. Eine knifflige Situation, fesselnd zu lesen.

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Die besten 10 Krimis des Jahres 2014

Vorneweg: 2014 war ein außerordentlich gutes Krimijahr. Ich lese jetzt seit rund vier Jahren wirklich intensiv Bücher dieses Genres und blogge nun seit fast zwei Jahren darüber. Aber dieser Jahrgang war wirklich ein besonderer. Ich schummle daher ein wenig und reihe drei Krimis auf Platz zehn. Ich weiß, das ist feig, aber ich hätte es einfach nicht übers Herz gebracht. Und los geht´s!

(c) Diogenes

(c) Diogenes

Platz 10

Dennis Lehane: The Drop. Bargeld

US-Autor Dennis Lehane (“Gone, baby, gone”, “Shutter Island” und “Mystic River”) ist für mich einer der ganz großen Erzähler – nicht nur des Genres, sondern überhaupt. Eine Top-10-Liste 2014 ohne ihn ist eigentlich nicht vorstellbar. Auf nur 224 Seiten entfaltet sich ein unvergessliches Kleinkriminellendrama, in dem Lehane alle seine Stärken ausspielt. Klein, aber fein. Eigentlich ein Muss.

Zitat: “Das Schlimme im Menschen ist ganz alltäglich. Das Beste ist ein weit selteneres Ding.”

(c) suhrkamp nova

(c) suhrkamp nova

Platz 10

Adrian McKinty: Die Sirenen von Belfast

McKinty ist ein Meister der Szenen und Dialoge. Dass ihm diesmal nicht der geniale Plot gelungen ist, stört zumindest mich nicht – denn das Buch ist voll von feinen Szenen. Es wäre allerdings vermessen, McKinty vergeben zu wollen. Danken muss ich ihm. Seitenweise war ich wirklich fasziniert und sehr demütig: Es war mir eine Ehre, durch die Seiten blättern zu dürfen. Es macht Spaß, einen Autor zu lesen, der ein derart perfektes Gefühl für Szenen hat. Kein Wort ist zu viel, keines zu wenig. Bilder entstehen im Kopf, auch seinen Humor mag ich.

Zitat: “Carrickfergus war ethnisch so komplex und bunt wie eine Mitgliedervollversammlung von Nazipartei und Ku-Klux-Klan.”

(c) Metrolit

(c) Metrolit

Platz 10

Nic Pizzolatto: Galveston

“Galveston” wird bereits als eine Art Neuerfindung des Noir gefeiert. Ich weiß nicht, ob man Büchern immer einen Gefallen tut, indem man zu Superlativen greift. Pizzolatto hat schlicht einen sehr, sehr feinen Noir-Krimi geschrieben, der lange nachwirkt und ans Herz geht. Punkt.

Zitat: “Es kommt einem unfair vor, weil alles zufällig passiert. Aber genau deshalb ist es fair. Verstehst du? Fair wie eine Lotterie.”

(c) Haffmans Tolkemitt

(c) Haffmans Tolkemitt

Platz 9

Flore Vasseur: Kriminelle Bande

“Kriminelle Bande” ist nur bedingt ein Krimi. Letztlich hat die Französin Flore Vasseur sein entlarvendes Porträt einer nach falschen Werten strebenden Generation der heute 40-Jährigen geschrieben, die beruflich über alle Maßen erfolgreich und gleichzeitig Vorzeigeeltern sein wollen. Für mich eine der ganz großen Überraschungen.

Zitat: “Er hat eine Familie haben wollen. Er wohnt mit Menschen zusammen, die er nicht kennt.”

(c) Diaphanes

(c) Diaphanes

Platz 8

Nathan Larson: 2/14

Future Noir. Am 14. Februar (daher der Titel) ist New York von Anschlägen erschüttert worden, die Welt ist seitdem eine andere. Es sind das Diffuse und die sich zerlegende Realität (welche Erinnerungen der Hauptfigur Dewey Decimals sind echt? Welche sind ihm hinzugefügt?), die den Reiz des Buches ausmachen. Ich kann das gar nicht in eigene Worte fassen. Das muss man einfach lesen.

Zitat: “Die Große Böse Mutter Erde lernt aus ihren Fehlern, dreht an ein paar Schrauben und kommt das nächste Mal mit einem besseren Modell daher.”

(c) dtv premium

(c) dtv premium

Platz 7

Lyndsay Faye: Der Teufel von New York

Lyndsay Fayes historischer Krimi spielt im Jahr 1845 und ist aus meiner Sicht perfekt gelungen. Spannend ist es, die Entstehung des berühmten New York Police Department (NYPD) nachzuverfolgen. Faye hat ein beeindruckendes Debüt voller einprägsamer Charaktere und interessanter historischer Details geschrieben. Die gute Nachricht: Hauptfigur Timothy Wilde geht in Serie, Ende Februar 2015 erscheint “Die Entführung der Delia Wright”.

(c) Galiani

(c) Galiani

Platz 6

Jan Costin Wagner: Tage des letzten Schnees

Im März gab ich den Tipp ab: “Wer 2014 nur einen Krimi lesen will, der soll hier zugreifen!” Meine Begründung: Tage des letzten Schnees sei eine literarische Wucht, die einen unwiderstehlichen Sog entwickelt. Der deutsche Autor erzähle leichtfüßig und stimmig. Man spüre auf jeder Seite, dass er seine Charaktere mag. In dem Buch lägen Tod, Trauer und Glück so unglaublich nah zusammen. Das tue beim Lesen manchmal richtig weh, befreie gleichzeitig aber auch immens. Dazu stehe ich auch heute, aber naja, was soll ich sagen: Wagner wurde dennoch gleich fünf Mal überholt! Und ich habe gelernt, leichtsinnige Tipps dieser Art nicht mehr abzugeben.

(c) KiWi

(c) KiWi

Platz 5

Tom Hillenbrand: Drohnenland

“Drohnenland” war zwar nicht der beste Krimi 2014, aber dieses Buch hat mir definitiv am meisten Spaß gemacht. Das ist ein kleines future-noir-Meisterwerk, das sich wie die logische Fortsetzung von Steven Spielbergs “Minority Report” liest. Drohnen überwachen unser Leben in jedem erdenklichen Moment. Eigentlich lückenlos. Aber zum Glück gibt es auch noch Ermittler wie Kommissar Westerhuizen, der in dieser erschreckenden Zukunftsvision wunderbar altmodisch daherkommt. In einer Welt, in der Polizisten Tatorte nicht mehr begehen, weil es perfekte “Spiegelungen” gibt, die man vor- und zurückspulen kann (im Schnelldurchlauf sowie in Zeitlupe natürlich), sollte kein Verbrechen unlösbar sein. Außer…

Zitat: “Er ist die mit Abstand bestangezogene Leiche, die mir je untergekommen ist. (…) Alles an ihm sitzt tadellos, außer seinem Gesicht. Dessen Überreste sind halbkreisförmig auf dem sandigen Boden verteilt.”

(c) Heyne Hardcore

(c) Heyne Hardcore

Platz 4

James Lee Burke: Regengötter

Ich habe “Regengötter” erst am Silvesternachmittag fertiggelesen, meine ausführliche Kritik folgt daher erst. Das Buch hat eine enorme Wucht, der Autor schreibt elegant und prägnant. Selten habe ich 672 mit einem derartigen Genuß absolviert. Man merkt auf jeder Seite die große Klasse von James Lee Burke. Dennoch hat es sein Buch um ein Haar nicht in meine Top-3 geschafft. Drei Bücher haben mich 2014 eben noch mehr begeistert.

Zitat: “Meine Hauptmahlzeit ist die am Abend, und selbst da esse ich nur einen halben Teller. Wissen Sie, warum ich das tue? (…) Ein Pferd hat den Magen immer nur bis zur Hälfte gefüllt. Somit hat es genug Energie, um sich gegen seine Feinde zu wehren oder zu fliehen, und wird gleichzeitig nicht schwerfällig durch einen vollen Bauch.”

(c) Kunstmann

(c) Kunstmann

Platz 3

William McIlvanney: Laidlaw

“Laidlaw”, im Original bereits 1977 erschienen, ist ein unglaublich zeitloser Kriminalroman, der keinen modischen Trends unterliegt. Er beschäftigt sich schlicht mit allen grundlegenden Fragen, die uns zum Menschen machen. Danke Conny Lösch für die Neuübersetzung und Danke dem Verlag Antje Kunstmann, der nach George V. Higgins nun erneut einen vergessenen Krimiautor ins Rampenlicht zerrt! Die gute Nachricht: Teil zwei und drei der Laidlaw-Serie werden 2015 erscheinen. Und offenbar schreibt er momentan, Jahrzehnte später, an Teil vier!

Zitat: “Verbrechen klärt man nicht auf. Man begräbt sie unter Fakten.”

(c) Argument Verlag

(c) Argument Verlag

Platz 2

Liza Cody: Lady Bag

“Lady Bag” ist ein grandioses, realistisches, witziges, trauriges und berührendes Buch. Cody hält der anonymen Großstadt einen Spiegel vor. Sie fällt dabei aber keine moralischen Urteile und führt den Leser in eine Welt, die er sonst nie kennenlernen würde. Sie erfüllt damit eine der Hauptbedingungen für großartige Literatur. Noch nie zuvor habe ich die Welt von so weit unten gesehen.

Zitat: “Wir leben von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde. Wenn wir Geld haben, essen und trinken wir. Wir horten kein Geld für schlechte Tage, weil alle Tage schlecht sind.”

 

(c) Penhaligon

(c) Penhaligon

Platz 1

Benjamin Percy: Roter Mond

Ein Werwolf-Roman auf Platz eins einer Krimi-Bestenliste? Im Ernst? Ja. Abseits von all dem Vampir- und Werwolf-Kitsch am Buchmarkt hat Percy ein dystopisches Buch der Sonderklasse geschrieben. “Roter Mond” ist ein spannendes Buch, das in keine Schublade (weder in die Fantasy- noch in die Krimischublade) gesteckt gehört, weil es einfach großartige Literatur ist. Percy hält uns einen Spiegel vor, in den wir nicht sehen wollen, aber unbedingt sehen sollten. Zu Unrecht hatte ich seinen Vorgänger, das Wildnisdrama “Wölfe der Nacht” (der nichts mit Werwölfen zu tun hat!), nicht auf meine persönliche Krimi-Bestenliste 2013 genommen (ich hatte es schlicht übersehen) – Platz eins ist nun also auch eine kleine Wiedergutmachung.

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Tipp: 10 Krimis für Einsteiger

(c) Diogenes

(c) Diogenes

Ich muss zugeben, ich habe ein Faible für Listen. Und eine solche ist mir auf Kirkus Reviews untergekommen: “First Offenses: Getting started on a Life of Crime (Fiction)”. Lapidar gesagt: 10 Bücher für Krimi-Einsteiger. Erstellt hat die Liste nicht irgendjemand, sondern J. Kingston Pierce, der so etwas wie ein US-Krimipapst ist. Sein Blog The Rap Sheet ist jedem Krimifan ans Herz zu legen.

Aber gleich ab zur Liste, die auch eine Art Zeitreise durch die Geschichte des Krimi-Genres darstellt.

“Der Hund von Baskerville” (1902) von Sir Arthur Conan Doyle muss wohl niemandem vorgestellt werden. Wer noch nie etwas von Sherlock Holmes gehört hat, kann ruhigen Gewissens mit diesem Band beginnen.

“Der Malteser Falke” (1930) von Dashiell Hammett ist ebenfalls ein Klassiker. Die meisten werden aber vor allem die Verfilmung mit Humphrey Bogart kennen. Mir selbst steht der Lesegenuß noch bevor.

“Die Tote im Götakanal” (1965) von Maj Sjöwall und Per Wahlöö stammt aus einer Zeit, als es noch nicht hip war, nordische Krimis zu lesen. Es ist der erste Band der zehnteiligen Serie des Schriftsteller-Ehepaars um den schwedischen Kommissar Martin Beck.

“Der Untergrundmann” (1971) von Ross MacDonald ist ein Spätwerk des Autors, der in einem Atemzug mit Dashiell Hammett und Raymond Chandler genannt wird. Der Privatdetektiv Lew Archer, der auch in “Der Untergrundmann” ermittelt, machte ihn berühmt. “Die Zeit” schreibt über MacDonald: Die intelligente Konstruktion, die Kunst der Charakterisierung und die verbale Treffsicherheit sorgen immer wieder dafür, dass man Ross Macdonald treu bleibt.

“Die Freunde von Eddie Coyle” (1972) von George V. Higgins ist das Meisterwerk eines im deutschsprachigen Raum vergessenen Krimiautors. Es war sein Erstling. Erst durch die Verfilmung von “Cogan’s Trade” (sein drittes Buch) mit Brad Pitt in der Hauptrolle (“Killing Them Softly”) ist der bereits verstorbene Autor kürzlich wieder in Erinnerung gebracht worden. Higgins Markenzeichen: Seine Bücher sind wahre Dialog-Orgien – Elmore Leonard nennt ihn daher sein großes Vorbild. Und auch Krimi-Shootingstar Don Winslow zählt “Die Freunde von Eddie Coyle” zu den besten fünf Krimis aller Zeiten.

“Die Schandmaske” (1994) brachte der Britin Minette Walters den begehrte Gold Dagger Award ein.

“In einem heißen Sommer” (1999) ist Teil der beliebten Serie von Peter Robinsons rund um Inspector Alan Banks.

“Treue Genossen” (2004) von Martin Cruz Smith lässt den legendären Ermittler Arkadi Renko in Tschernobyl ermitteln. Weltruhm erlangte der Autor mit dem verfilmten “Gorki Park” (1981).

“Bruno, Chef de Police” (2009) des gebürtigen Schotten Martin Walker ist der Auftakt der Serie rund um den Polizisten und Hobbykoch Bruno Courrèges, der im französischen Périgord ermittelt. Mittlerweile sind fünf Bände auf Deutsch erschienen, weitere befinden sich aufgrund des großen Erfolgs in Vorbereitung.

“The Gods of Gotham” (2012) von Lyndsay Faye ist bislang nicht auf Deutsch erschienen. Die Handlung spielt im New York des Jahrs 1845. Das Buch ist für den Edgar Award 2013 nominiert.

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Best Crime Fiction 2012

Der Blog “Mysteries in Paradise” hat sich die Mühe gemacht insgesamt 28 Blogs zu durchsuchen, auf denen Listen zu den besten Kriminalromanen 2012 veröffentlicht wurden. Das Ergebnis: Eindeutige Favoriten sind nicht auszumachen. Insgesamt wurden 366 Bücher empfohlen. Hervorgehoben werden jene zwölf Buchtitel, die es geschafft haben, insgesamt drei Mal genannt zu werden:

  • ANOTHER TIME, ANOTHER LIFE by Persson, Leif GW
  • BROKEN HARBOR by French, Tana
  • DARE ME    by Abbott, Megan
  • GONE GIRL by Flynn, Gillian
  • LAKE COUNTRY by  Dolittle, Sean
  • LAST WILL by Marklund, Lisa
  • PHANTOM    by Nesbo, Jo
  • THE CALLER by Fossum, Karin
  • THE COLD, COLD GROUND by McKinty, Adrian
  • THE GODS OF GOTHAM by Faye, Lindsay
  • THE NAMELESS DEAD by McGilloway, Brian
  • WHAT IT WAS by Pelecanos, George

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