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Die spannendsten Neuerscheinungen des Monats

Krimi-Bestenliste im März: Ein Abgleich

(c) Polar Verlag

Die Krimi-Bestenliste im März zeigt wieder einmal die Vielseitigkeit des Genres – sorry, falls ich das schon öfters geschrieben habe, aber es ist nun mal so. Dass Attica Locke mit ihrem mit Krimipreisen überhäuften “Bluebird, Bluebird” die Top-Position verteidigen konnte, ist gerechtfertigt. Ich stecke mitten in der Lektüre (ja,  immer noch – ich musste Don Winslows “Jahre des Jägers” einschieben), aber ich bin echt begeistert.

Ganz bald von mir gelesen wird auch “Willnot” von James Sallis. Kaum jemand kann auf wenigen Seiten so viel erzählen, wie dieser Autor – hier seien “Driver” und Driver 2″ (beide Bücher habe ich gelesen, bevor ich diesen Blog begonnen habe) erwähnt und empfohlen.

Auch von Gary Victors Qualitäten (“Soro”) konnte ich mich in der Vergangenheit schon überzeugen. “Im Namen des Katers” reizt mich daher ebenso wie Lucia Puenzos “Die man nicht sieht” – Straßenkinder als Profi-Einbrecher, das klingt gut.

Sara Gran geht auch endlich mal wieder an den Start. Über ihre ersten beiden Claire DeWitt-Krimis “Das Ende der Welt” und “Die Stadt der Toten” habe ich hier geschrieben. Während mich das eine Buch begeistert hat, war ich vom anderen eher enttäuscht. Also ist die Spannung wieder groß.

Eher nicht lesen werde ich Heinrich Steinfests “Der schlaflose Cheng”, da mich der Auftakt der Cheng-Reihe einst wenig begeisterte. Und auch Tana Frenchs “Der dunkle Garten” reizt mich nicht besonders, ebenso wie “Der wilde Detektiv” von Jonathan Lethem – da bin ich irgendwie skeptisch.

Alles in allem aber echt eine gute Krimizeit momentan!

Die Liste im Überblick:

1. Attica Locke: Bluebird, Bluebird (1)
2. James Sallis: Willnot (-)
3. Gary Victor: Im Namen des Katers (-)
4. Heinrich Steinfest: Der schlaflose Cheng (-)
5. Lucía Puenzo: Die man nicht sieht (3)
6. Tana French: Der dunkle Garten (2)
7. Sara Gran: Das Ende der Lügen (-)
8. Leonardo Padura: Die Durchlässigkeit der Zeit (-)
9. Jeong Yu-Jeong: Der gute Sohn (-)
10. Jonathan Lethem: Der wilde Detektiv (8)

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Krimis, die man 2019 lesen sollte (I)

Das neue Jahr bringt vielversprechenden und diskussionswürdigen Lesestoff, wie meine Vorstellung der vielversprechenden Krimi-Neuerscheinungen des ersten Monats zeigen.

(c) Blanvalet

Bereits am 14. Jänner erscheint Ian Manooks Kriminalroman “Der Mongole”. Die Mongolei ist für mich bislang ein blinder Fleck, erst recht aus kriminalliterarischer Sicht. Ich bin echt gespannt.

Der Verlag schreibt dazu: Kommissar Yeruldelgger hat selten gute Tage, aber heute ist ein besonders schlechter: Erst wird in der mongolischen Steppe die Leiche eines kleinen Mädchens gefunden, tief in der Erde vergraben auf seinem Dreirad. Kurz danach entdeckt man in der Hauptstadt die entstellten Leichen chinesischer Geschäftsleute. Zwei Fälle, die Kommissar Yeruldelgger vor ein Rätsel stellen. Er ahnt noch nicht, dass die Verbrechen zusammenhängen. Und dass sie Teil eines perfiden Plans sind, der Jahre zuvor sein Leben fast zerstört hat – und ihm jetzt das wenige zu nehmen droht, das ihm noch geblieben ist …

(c) Insel Verlag

Ellen Dunnes “Harte Landung”, Auftakt der Patsy-Logan-Serie, wollte ich lesen. Immer wieder kommen mir auch sehr wohlwollende Kritiken unter. Ich bin dann aber nicht dazu gekommen. Daher möchte ich nun “Schwarze Seele” unbedingt unterbringen. Das Buch erscheint ebenfalls am 14. Jänner.

Ein ertrunkener Ire wird aus dem Schwabinger Bach im Englischen Garten gefischt. Spuren gibt es keine, Motive dafür umso mehr. Keine gute Ausgangslage für Patsy Logan, deutsch-irische Kommissarin bei der Münchner Mordkommission. Mehr als je zuvor ist ihr Instinkt gefragt – doch ausgerechnet der scheint sie plötzlich im Stich zu lassen.

Patsy Logan ist im seelischen Tief: ihr Kinderwunsch will sich nicht erfüllen, die Hormonbehandlungen setzen ihr zu. Da kommt ihr der Fall um einen toten Iren gerade recht: Donal McFadden, ein Mann mit Charme und vielen Feinden, war in München, um seine Exfrau Fiona zurückzugewinnen, wenn nötig mit Gewalt. Doch ob er aus Versehen im Wasser gelandet ist oder jemand nachgeholfen hat, lässt sich nicht sagen. Gründe, ihn loszuwerden, hatten jedenfalls viele – Gelegenheit auch. Und Patsys Theorien führen eine nach der anderen in die Sackgasse. Erst ein zweiter Todesfall scheint einen entscheidenden Hinweis zu liefern. Ungünstig nur, dass Patsys Krise sich ausgerechnet jetzt wieder in den Vordergrund drängt …

(c) Blanvalet

Bei Chris Landows “Parceval” (ab 21. Jänner), dem Auftakt einer neuen Serie, bin ich ein wenig skeptisch. Die Aufmachung lässt mich ein befürchten, dass hier etwas gepusht werden soll, was dann nicht ganz so toll ist, wie es verspricht zu sein. Aber vielleicht täusche ich mich ja.

Ralf Parceval sitzt lebenslänglich ein. Er hat fünfzehn Menschenleben auf dem Gewissen. Nach deutscher Rechtsauffassung ist er ein Mörder. Nach seiner eigenen Rechtsauffassung ist er ein Versager. Denn er hat die falschen Männer erwischt.

In Berlin wird die Tochter eines reichen Unternehmers entführt. Der Täter wird bei der Geldübergabe geschnappt, doch die Polizei bekommt kein Wort aus ihm heraus. Die Zeit für das Mädchen wird knapp, und der Chef der Berliner Kripo greift zu verzweifelten Mitteln: Er holt Ralf Parceval aus dem Knast …

(c) Zsolnay

Franzobel als Autor von Kriminalromanen. Ich habe mich damit noch nicht ganz anfreunden können und bisher die Finger davon gelassen. Sein dritter Kriminalroman “Rechtswalzer” (ab 28. Jänner) weckt nun meine Neugier. Ich bin mir aber auch hier nicht ganz sicher – dieser Opernball-Verweis im Verlagstext lässt mich – gewollt oder ungewollt? – unweigerlich an Josef Haslingers “Opernball” denken. Handelt es sich hier wirklich um Kriminalliteratur oder vielleicht doch eher um ein hochpolitisches, literarisches Essay?

Der erfolgreiche Getränkehändler und Barbesitzer Malte Dinger ist ein Glückspilz. Als er jedoch unverschuldet in die Fänge der Justiz gerät, steht plötzlich seine ganze Existenz auf dem Spiel. Für den Balkan-Casanova Branko ist das Leben da schon vorbei. Vieles deutet darauf hin, dass er das Opfer abseitiger sexueller Praktiken geworden ist, doch Kommissar Groschen glaubt nicht recht daran. Das Verhältnis Brankos zu der lustig gewordenen Witwe des Bautycoons Hauenstein bringt dann die Machenschaften der neuen rechtsnationalen Regierung ans Licht, die den bevorstehenden Opernball als Propagandaspektakel inszenieren will. Franzobels neuer Krimi spielt in der Zukunft, ist aber brandaktuell.

(c) Tropen Verlag

Und auch bei Jonathan Lethams “Der wilde Detektiv” (ab 31. Jänner) bin ich mir nicht sicher, ob es sich hier nicht mehr um eine Abrechnung mit Donald Trump als um einen Kriminalroman handelt. Am besten lesen, dann weiß man es.

Als die arbeitslose Phoebe Siegler erfährt, dass die Tochter ihrer besten Freundin vermisst wird, bricht sie von Brooklyn aus auf, um in der kalifornischen Provinz nach dem Teenager zu suchen. Im dunklen Herzen der Wüste trifft sie auf Aussteiger, die jenseits von Recht und Gesetz in Stammesgruppen leben. Der Einzige, der ihr Zugang zu diesen ehemaligen Hippie-Kommunen verschaff en kann, ist Charles Heist – genannt der »wilde Detektiv«.

Nach dem Wahlsieg von Donald Trump kündigt Phoebe Siegler ihren Job bei einem Radiosender, weil sie sich mit schuldig fühlt, dass es so weit gekommen ist. Als sie der Hilferuf ihrer Freundin Rosalyn erreicht, fliegt sie nach Kalifornien, um deren Tochter Arabella zu finden. Sie landet in einer Stadt am Rande der Wüste, zu deren merkwürdig zusammengewürfelten Bewohnern auch Charles Heist gehört, den sie den wilden Detektiv nennt. Ihre gemeinsame Suche führt die beiden in die gefährliche Gesellschaft der Stämme, die dort ohne Stromversorgung autonom leben. Während Phoebe und der wilde Detektiv mehr über das verschwundene Mädchen herausfinden, geraten sie in immer größere Lebensgefahr. All dies in einer Zeit, in der es wegen Donald Trump und des Todes von Leonard Cohen sowieso nicht viel zu feiern gibt.

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (VII)

(c) Ariadne

Val McDermid bezeichnet Denise Mina als die “ungekrönte Königin des schottischen Thrillers”. Mich hat die Autorin mit ihrem Alex-Morrow-Roman “Das Vergessen” jedenfalls überzeugt. Nun ist “Blut Salz Wasser” erschienen. Pflichtlektüre, würde ich sagen.

Das schreibt der Verlag: Iain Fraser stammt aus Helensburgh. War lange weg, eine Haftstrafe absitzen. Jetzt ist er zurück. Und muss tun, was sein Boss von ihm erwartet, egal wie, egal was. Aber eine arglose Frau zu töten ist verdammt finster. Das wird Iain nicht mehr los. Inzwischen steht Detective Inspector Alex Morrow vor einem Rätsel. Die von der Polizei überwachte Roxanna Fuentecilla ist verschwunden – sehr peinlich, zumal die Spanierin in einen Fall von Wirtschaftskriminalität verwickelt ist, der dem frisch verschlankten Budget der zuständigen Ermittlungsabteilung helfen sollte. Die Leiche, die im Loch Lomond treibt, ist jedoch nicht die der Gesuchten. Morrow hat also zusätzlich einen Mordfall am Hals. Und der führt sie nach Helensburgh …

(c) Rowohlt Polaris

Jane Harper hat mit ihrem Debüt “The Dry” (Achtung: die Taschenbuchausgabe heißt nun “Hitze”) gleich den “Gold Dagger Award” gewonnen. Nun legt sie mit “Ins Dunkel” also nach. Hier meine Meinung dazu.

Grausamer als die Natur ist nur der Mensch: Fünf Frauen unternehmen eine Wanderung durch den australischen Busch, organisiert von ihrer Firma, ausgerüstet nur mit Kompass und Landkarte. Tage später kommen nur vier von ihnen zurück. Aaron Falk, Ermittler der australischen Polizei, muss die vermisste Alice Russell unbedingt finden. Sie ist seine Informantin bei einem Unternehmen, das unter dem Verdacht der Geldwäsche steht. Alice kennt nicht nur die Machenschaften der Firma, sondern auch die dunklen Geheimnisse ihrer Kolleginnen, mit denen sie unterwegs war. Die Wildnis ist unerbittlich, lange wird Alice hier nicht überleben. Doch die wahre Gefahr droht von ganz anderer Seite ...

(c) Rowohlt Polaris

Wenn ich ehrlich bin, bei diesem Buch bin ich skeptisch. Natürlich sind Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit nicht wegzudiskutieren. Mir erscheint das Szenario (“Die meisten Deutschen mit fremden Wurzeln befinden sich in Übergangslagern”) des Buches aber als übertrieben. Die Vorgänger “Die Mauer” und “Illegal” haben mich zudem nicht wirklich überzeugt.

Die EU gibt es nicht mehr. Überall in Europa haben Nationalisten und Fremdenfeinde das Sagen. Leute ohne deutschen Pass werden aus ihren Wohnungen abgeholt, Staatsbürgerschaften aufgekündigt. Die meisten Deutschen mit fremden Wurzeln befinden sich in Übergangslagern, sie hoffen auf eine internationale Lösung, ein Abkommen mit einem Land, das sie aufnehmen wird. Doch auch die korruptesten Regimes weigern sich. Zu schlecht integrierbar, heißt es. Was sie meinen ist: zu viel aufrührerisches Potential. In Finsterwalde, einer geräumten Provinzstadt, hat man Tausende Schwarze kaserniert. Unter ihnen Marie mit ihren beiden Kindern. Die Versorgung ist spärlich, die Grenzzäune sind streng bewacht, Strukturen müssen erst noch geschaffen werden. Die Devise heißt Überleben. Da geht das Gerücht, in Berlin seien drei schwarze Kinder zurückgeblieben, vergessen von allen. Marie beschließt, einen Weg aus dem Lager zu finden, um die drei vor dem sicheren Tod zu retten.

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (VI)

(c) btb

Bereits Adrian McKinty hat in seinem Sean-Duffy-Krimi “Die verlorenen Schwestern” das Attentat auf Regierungschefin Margaret Thatcher in die Handlung verwoben. Daher klingt auch dieser Roman sehr vielversprechend.

Das schreibt der Verlag: Brighton, Südengland 1984: Moose, ein ehemaliger Spitzensportler, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat und nun als Hotelmanager im hiesigen Grand Hotel arbeitet, kann sein Glück kaum fassen: Das Grand wurde ausgewählt, Regierungschefin Margaret Thatcher sowie ihr gesamtes Kabinett für ein paar Tage zu beherbergen. Alles soll reibungslos klappen bei Ankunft der eisernen Lady in 24 Tagen. Mooses Tochter Freya, die gerade die Pubertät hinter sich hat und an der Rezeption sitzt, wird bis dahin ihre Manieren entdeckt, der Portier seinen Bourbonkonsum im Griff, und der Koch ein paar französische Gerichte auf der Pfanne haben, die gerade so en vogue sind, hofft Moose. Was er nicht ahnt: Soeben hat ein Mann unter dem Namen Roy Walsh in Zimmer 629 eingecheckt und dort eine Bombe platziert, die genau in 24 Tagen detonieren soll … Jonathan Lee verwebt Fakten und Fiktion, Komödie und Tragödie zu einem eindringlichen Roman um Gewalt, Gewissen und Loyalität – von großer Aktualität. 

(c) Suhrkamp

Joe Ides Debüt “IQ” zählt zu den besten Kriminalromanen des Vorjahrs. Sein Nachfolger “Stille Feinde” hat es im August sogar auf Platz zwei der Krimi-Bestenliste geschafft. Scheint also so, als könnte man auch hier zugreifen.

Isaiah Quintabe, der geniale Privatdetektiv ohne Lizenz, der meistens für die einfachen Leute in Long Beach, L.A., Probleme löst, stößt auf das Wrack des Autos, mit dem vor Jahren sein Bruder Marcus getötet worden war Schnell ist ihm klar: Es war kein Unfall, sondern Mord. Gleichzeitig meldet sich die damalige Freundin seines Bruders – ihre Halbschwester in Las Vegas steckt in Schwierigkeiten. Hoffnungslos spielsüchtig hatte die mit ihrem Freund versucht, die 14K-Triade zu erpressen. IQ und sein Sidekick Dodson machen sich auf nach Las Vegas, um die Situation zu entschärfen. Gleichzeitig regt sich der Verdacht, dass IQs toter Bruder Marcus vielleicht doch kein Heiliger war und Verbindungen zu dem ruandischen Gangster Seb Habimana hatte. IQ muss an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, denn zudem haben sich noch ein übler Kredithai und die Locos Surenos 13, eine mächtige Gang, an seine Fersen geheftet. Schwerstarbeit für IQ und Dodson, die zur Hochform auflaufen. Und im Hintergrund lauert ein düstrer Feind …

(c) Ars Vivendi

Tom Boumans “Auf der Jagd” konnte mich voriges Jahr nicht so richtig begeistern. Ich habe die Lektüre nach rund 100 Seiten beendet. Nicht weil das Buch schlecht war, sondern weil ich gerade Lust auf etwas anderes hatte. Danach habe ich aber nicht mehr danach gegriffen. Ich bin noch unschlüssig, ob ich “Im Morgengrauen” nun eine Chance geben soll. An sich klingt das schon so, als könnte das genau mein Ding sein.

Der Sommer hält Einzug in die tiefen Wälder von Wild Thyme, Pennsylvania, und für Officer Farrell hat er nichts als Ärger im Gepäck. So muss er sich in dieser vom industriellen Niedergang schwer gezeichneten Region nicht nur mit kleinkriminellen Mitbürgern und den zerstörerischen Auswirkungen des grassierenden Heroinhandels auseinandersetzen, sondern auch die spurlos verschwundene Penny Pellings finden, eine drogenabhängige Mutter, die mit ihrem Freund in einem heruntergekommenen Wohnwagen hauste. Henry Farrell startet eine groß angelegte Suchaktion, und bald wird in Tioga County ein Toter entdeckt – Pennys Dealer? Mit der Ruhe des Jägers begibt sich Farrell in die Schattenwelt eines zum Albtraum gewordenen american dream, doch der Vermisstenfall entwickelt sich mehr und mehr zu einem Labyrinth aus Geheimnissen, deren Aufdeckung die ganze Region erschüttern wird …

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (V)

(c) Pendragon

James Lee Burke ist ein verlässlicher Krimiautor. Ich denke, auch bei “Im Dunkel des Deltas” kann man relativ bedenkenlos zugreifen. Was soll bei einem Dave-Robicheaux-Krimi schon schiefgehen?

Verlagstext: Seit über hundert Jahren lebt die schwarze Farmerfamilie Fontenot auf einer Plantage in der Nähe von New Orleans. Doch jetzt will man sie von dem gepachteten Stück Land vertreiben. Detective Dave Robicheaux kümmert sich darum und stößt auf die zwielichtigen Machenschaften des Giacano-Clans. Schnell verstrickt er sich selbst in das wirre Geflecht der undurchsichtigen Verbindungen. Erste Anhaltspunkte findet er in einem Notizbuch, das ihm Sonny Boy Marsallus, ein Dealer und Spieler zwischen den Fronten, auf der Flucht vor dem Clan anvertraut. Bald fließt das erste Blut ….

(c) Tropen

James Rayburn ist ein Pseudonym des bekannten Krimiautors Roger Smith. Als Rayburn schreibt er klassische Politthriller, in denen stets die Geheimdienste mitmischen. “Sie werden dich finden” habe ich irgenwie verpasst, daher ist “Fake” Pflicht.

Ein Drohnenangriff in Syrien gefährdet die Friedensverhandlungen mit dem Nahen Osten. Als bekannt wird, dass sich auch eine amerikanische Geisel unter den Opfern befindet, wird CIA-Agent Pete Town mit einer geheimen Vertuschungsaktion betraut. Doch dann gerät er ins Visier eines skrupellosen Feindes …

Während im Nahen Osten Friedensverhandlungen laufen, wird in Syrien ein hochrangiger IS-Kämpfer per Drohnenangriff ausgeschaltet. Als bekannt wird, dass auch die ISGeisel Catherine Finch zu den Opfern des Anschlags gehört, beginnt für die US-Regierung ein Wettlauf gegen die Zeit. Für eine geheime Vertuschungsaktion wird CIA-Agent Pete Town zurück ins Agentengeschäft beordert. Sein Auftrag: Catherine Finch in den Medien so lange am Leben zu erhalten, bis die Friedensverhandlungen abgeschlossen sind. Ein nahezu unmögliches Unterfangen. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Berüchtigte Warlords, die vom Krieg in Syrien profitieren, wollen Catherine Finch tot sehen. Und Town steht ihnen dabei im Weg …

(c) Tropen

Und noch ein Krimi aus dem Tropen-Verlag. “In den Fängen des Löwen” ist nach “Die Fährte des Wolfes” bereits der zweite Band der Reihe der Autoren Kallentoft & Lutteman. Auch hier habe ich den ersten Teil verpasst, es wäre also die passende Möglichkeit, die Qualitäten des Autorenduos abzutesten.

Zack Herry macht erneut Jagd auf einen Mörder. In einem alten Fabrikschornstein in Stockholm wurde die Leiche eines elfjährigen Jungen gefunden. Weder Zack noch sein Team können sich erklären, wie sie dorthin geraten ist. Bis es einen ersten Hinweis gibt: Ismail ist vor wenigen Tagen aus einem Asylbewerberheim geflohen. Aber danach löst sich seine Spur in Nichts auf …

Der letzte Fall hat bei Zack Spuren hinterlassen. Wochenlang saß er am Krankenbett seines besten Freundes Abdula, bis dieser schließlich aus dem Koma erwachte. Doch zum Grübeln bleibt keine Zeit, denn sein Job verlangt erneut seine ganze Konzentration. Auf einem alten Fabrikgelände in Stockholm wurde die Leiche eines elfjährigen Jungen entdeckt. Festgebunden auf einem Schornstein in grausigen Höhen. Niemand kann sich erklären, wie das Kind dorthin gekommen ist, doch dann spüren Zack und seine Partnerin Deniz einen wichtigen Zeugen auf. Ein alter Mann hat beobachtet, wie Ismail aus dem Asylbewerberheim geflohen ist, in dem er untergebracht war. Die Spur führt zu einem Mann namens Lejonet, der Löwe, der unter falscher Identität in Schweden lebt. Deniz und Zack sind sich sicher, dass er an der Entführung mehrerer Kinder beteiligt ist, doch als sie bei seiner Wohnung ankommen, eröffnet jemand das Feuer auf die Polizisten. Die Jagd hat begonnen.

 

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (IV)

(c) Suhrkamp Nova

Curtis Dawkins war bereits Schriftsteller, als er auf Crack einen Mann tötete. “Alle meine Freunde haben wen umgebracht” ist eine Geschichten-Sammlung von Männern hinter Gittern. Klingt sehr authentisch und nach außergewöhnlicher Lektüre.

Der Verlag schreibt: Curtis Dawkins schreibt aus ungewöhnlicher Perspektive. Den Weg des Schriftstellers hatte er eingeschlagen, in namhaften Magazinen veröffentlicht, geheiratet, drei Kinder bekommen. Dann tötete er auf Crack einen Mann. Jetzt sitzt er lebenslänglich im Knast. Dieses Buch ist die kraftvolle literarische Anverwandlung eines Schicksals, es erzählt von Männern hinter Gittern und ihren Versuchen, etwas von dem zurückzugewinnen, was unwiderruflich verloren ist. Es spricht von Freiheit, Liebe und Familie aus der Sicht derer, die ihr Recht darauf verwirkt haben. Curtis Dawkins findet dafür eine massive Sprache, einen Sound voller Sehnsucht, Humor und Tragik. Alle meine Freunde haben wen umgebracht wird so zu einem neuen und streitbaren Meisterwerk amerikanischen Erzählens.

(c) Droemer

Zugegeben, Steve Hamiltons “Das zweite Leben des Nick Mason” konnte mich nicht wirklich überzeugen. Doch dem Autor des Genre-Klassikers “Der Mann im Safe” und der Alex-McKnight-Reihe  werde ich noch eine Chance geben. Mal sehen, was Teil zwei seiner Serie rund um Nick Mason, “Drei Zeugen zu viel”, kann.

Darius Cole, der Pate von Chicago, will Rache nehmen an den drei Männern, die ihn lebenslang hinter Gitter gebracht haben. Und Nick Mason, Killer wider Willen, weil er sich an ihn verkaufen musste, um zu überleben, wird sein Werkzeug sein. Das gesuchte Trio aber ist mit neuen Identitäten im Zeugenschutzprogramm des FBI abgetaucht und wird rund um die Uhr von US Marshals bewacht. Nick muss das Programm knacken, um herauszufinden, wo die drei „Zielobjekte” sich aufhalten – eine lebensgefährliche Aufgabe. Denn der Detective, der ihm vor Jahren ein Totschlagsdelikt anhing, das er nicht begangen hatte, ist ihm hart auf den Fersen …

(c) Kiepenheuer & Witsch

Auf David Schalkos “Schwere Knochen” freue ich mich ganz besonders. Sein Buch entführt in die Wiener Unterwelt der Nachkriegszeit – eine bislang kriminalliterarisch viel zu wenig erfasste Zeit. Wer Schalkos TV-Werke kennt, weiß: hier wird es nicht gerade konventionell zugehen. Ich bin echt gespannt.

Ein großes Epos über die schillerndste Verbrecherszene der Nachkriegszeit. Wien, März 1938, »Anschluss« Österreichs ans Deutsche Reich. Am Tag, als halb Wien am Heldenplatz seinem neuen Führer zujubelt, raubt eine Bande jugendlicher Kleinganoven, die sich darauf spezialisiert hat, Wohnungen zu »evakuieren«, einen stadtbekannten Nazi aus. Sieben Jahre lang müssen die Kleinkriminellen daraufhin als sogenannte Kapos für die »Aufrechterhaltung des Betriebs« in den KZs Dachau und Mauthausen sorgen und wachsen so zu Schwerverbrechern heran, die lernen, dass der Unterschied zwischen Mensch und Tier eine Illusion ist. Zurück in der österreichischen Hauptstadt übernimmt die Bande um Ferdinand Krutzler die Wiener Unterwelt. Mit ungekannter Brutalität nutzt sie ihre Macht nicht zuletzt, um ehemalige Nazi-Widersacher aus dem Weg zu räumen. Aber der eingeschworene Zusammenhalt täuscht. Zunehmend verlieren sie einander in verräterischen Verstrickungen und verhängnisvollen Liebschaften. So lange, bis sie ihren Ehrenkodex aufgeben und aus Freunden unerbittliche Feinde werden.

(c) Suhrkamp

Aidan Truhens “Fuck You Very Much” ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig und gleichzeitig problematisch die Gestaltung des Covers ist. Einerseits verleitet mich das Cover zum Direktkauf, andererseits gehen bei mir alle Warnsignale los: da will mir sicher jemand einen gehypten, stylishen, ultracoolen Thriller unterjubeln. Ich wollte das Buch daher eher nicht lesen. Doch nun ist es tatsächlich auch noch in der Krimibestenliste aufgetaucht. Nennen wir es ein Dilemma 😉

Jack Price ist Drogengroßhändler, aber nicht irgendeiner, sondern der beste: cleverer, smarter und intelligenter als alle seine Konkurrenten zusammen. Mr. Cool himself. Und er hat sich bislang noch vor jeder unliebsamen Überraschung geschützt. Als man jedoch eine Nachbarin, die unter seinem Penthouse wohnt, ermordet auffindet, wird er nervös. Sie war zwar eine garstige alte Frau, mit der er nichts zu tun hatte. Was aber, wenn dieser anscheinend sinnlose Mord eine Botschaft seiner Gegenspieler an ihn war? Er zieht Erkundungen ein und erfährt, dass die »Seven Demons« auf ihn angesetzt sind – eine exklusive, hocheffiziente »Bruderschaft«, die bösartigsten, gnadenlosesten Hitmen überhaupt. Sieben absolut tödliche Spezialisten, die nie aufgeben und noch nie einen Auftrag vermasselt haben. Aber Price nimmt den Kampf an und setzt damit eine Kette unfassbarer Ereignisse in Gang …

(c) C. Bertelsmann

Ein Buch hat gereicht, um mich zu einem großen Fan von Antonin Varenne zu machen. Für mich war sein Buch “Die Treibjagd” der beste Kriminalroman des Vorjahres. “Äquator” ist daher so etwas wie Pflichtlektüre.

Dieb und Brandstifter in Nebraska, Deserteur im amerikanischen Bürgerkrieg, Mörder in Nevada: Pete Ferguson ist ein Mann auf der Flucht. Er ist auf der Suche nach dem Äquator, dem Ort, wo sich angeblich alles ins Gegenteil verkehrt, die Träume wahr werden und er von seinen Dämonen befreit wird. Wird er dieses verheißungsvolle Land finden? In Äquator schildert Antonin Varenne virtuos Pete Fergusons Weg von den großen Weiten des amerikanischen Westens über Guatemala bis in die dichten Urwälder Brasiliens. Mit dieser atemberaubenden und zutiefst ergreifenden Odyssee bestätigt der Autor seinen Ruf als Erneuerer des großen Abenteuerromans mit den erzählerischen Mitteln des 21. Jahrhunderts.

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (III)

(c) Verlag Antje Kunstmann

Mobbing in der Schule und ein eskalierender Bandenkrieg. Wie das zusammenpasst? Alex Wheatles Roman “Liccle Bit” klingt nach einem lesenswerten Stück.

Der Verlag schreibt: Lemar Jackson ist 14 Jahre alt, und obwohl er nur der Zweitkleinste in seinem Jahrgang ist, nennen ihn, zu seinem großen Missfallen, alle »Liccle Bit«. Jonah und McKay sind seine besten Freunde, und dennoch ziehen sie ihn ständig damit auf, dass er keine Chancen bei Mädchen hat. Erst recht nicht bei Venetia King, dem heißesten Mädchen der Schule. Umso erstaunter sind alle, als Venetia ihn bittet, ein Porträt von ihr zu zeichnen. Ist das etwa ein erstes Date? Doch auch Manjaro, der berüchtigte Anführer der Gang von South Crongton, beginnt auf einmal, sich für ihn zu interessieren, und bevor Lemar sich versieht, erledigt er kleine Aufträge für ihn. Als der erste Tote im Viertel auftaucht, erkennt Lemar, dass er schon viel zu tief in dem eskalierenden Bandenkrieg steckt und so auf keinen Fall weitermachen kann. Aber wie soll er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, die sich immer weiter zuschnürt?

(c) Atrium

Hideo Yokoyamas “64” klingt wie jener Kriminalroman, an dem heuer kein Weg vorbeiführt. Ein langsam erzähltes Polizei-Epos mit über 700 Seiten.

Im Januar 1989 wird in Tokio ein siebenjähriges Mädchen entführt. Fünf lange Tage versuchen die verzweifelten Eltern alles, um die Forderungen des Entführers zu erfüllen. Doch alle Bemühungen sind vergebens. Der Entführer entkommt unerkannt mit dem Lösegeld, kurz darauf wird die Leiche des Mädchens gefunden. Die Ermittlungen der Polizei laufen ins Leere. Der Fall geht unter dem Aktenzeichen 64 als ungelöstes Drama in die Kriminalgeschichte Japans ein. Vierzehn Jahre später verschwindet die Tochter von Yoshinobu Mikami, dem Pressesprecher eines kleinen Polizeireviers. Mikami, selbst Gefangener eines übermächtigen Verwaltungsapparats, stößt kurz darauf auf ein geheimes Memo zu Fall 64. Getrieben von einer dunklen Ahnung beginnt er, auf eigene Faust zu ermitteln – und öffnet eine Tür, die besser für immer verschlossen geblieben wäre.

 

(c) Wunderlich

Horst Eckert lese ich seit seinem genialen Finanzkrisen-Thriller “Schwarzer Schwan” sehr gern. Zuletzt hat mich sein NSU-Krimi “Wolfsspinne” mit Ermittler Vincent Veih  begeistert. Mit “Der Preis des Todes” liegt nun wieder einmal ein Stand-Alone vor.

Als Christian Wagner erhängt in seiner Berliner Wohnung aufgefunden wird, glaubt Sarah Wolf nicht an Selbstmord. Die Moderatorin einer politischen TV-Talkshow hatte seit ein paar Wochen eine Beziehung mit dem Bundestagsabgeordneten, der gerade von einem Boulevardblatt als Lobbyist des Krankenhausbetreibers Samax AG hingestellt wurde – eine Katastrophe für Christians Karriere, aber ein Grund für einen Suizid? In seinen Unterlagen stößt sie auf einen Bericht über ein Flüchtlingslager in Kenia. Und muss sich fragen, wie gut sie den Mann kannte, den sie zu lieben glaubte.
Unterdessen wird an einem See bei Düsseldorf eine Frauenleiche entdeckt. Kommissar Paul Sellin findet heraus, dass Johanna Kling kurz vor ihrem Tod mit Christian Wagner in Kontakt stand. Was hatte die 28-jährige Menschenrechtsaktivistin mit dem Politiker aus Berlin zu schaffen? Sellin muss den Mord aufklären, koste es, was es wolle. Denn er ist schwer krank, und dieser Fall könnte sein letzter sein…

(c) Kindler

Nicht nur Adrian McKinty kann Kriminalromane schreiben, die den Nordirland-Konflikt als Hintergrund haben. “Verrat” klingt sehr spannend.

Weihnachten 1989. Bridget O’Neill blickt mit Grauen den Feiertagen entgegen: Wird ihre Gebäck Gnade finden vor der Schwiegermutter? Ihr Mann ist derweil in Calais, um einen britischen Soldaten vor den Augen seiner Familie zu töten. Francis ist ein Fußsoldat der IRA, der Kampf ist ihm Beruf und Lebenszweck. Doch seine Frau leidet sehr am Bürgerkrieg: Die bösen Geheimnisse, der Heimatort, der einer Geisterstadt gleicht, Jahre wie Blei. Bridget lässt sich vom britischen Geheimdienst rekrutieren und wird doch die Schuldgefühle – beiden Seiten gegenüber – nicht los. Auch Francis‘ Bruder Liam will Informant werden. Ein Hinweis von Francis beschert ihm den Tod. Und „Gentleman Joe“, Francis‘ Boss, schätzt solche Treue. Er hat gleich den nächsten Job für Francis: ein Bombenattentat.
Dass die IRA insgeheim längst mit den Briten verhandelt, weiß Francis nicht. Er hat auch ohnedies schon Zweifel am Krieg, dem er seinen Bruder geopfert hat. In einer schwachen Stunde weint er sich bei Bridget aus, die den Attentatsplan weitergibt. Francis wandert in den Knast. Und Bridget fühlt sich durch ihren Verrat noch mehr an ihn gebunden. Sie wird auf ihn warten – auf die Gefahr hin aufzufliegen.
Nach sechs Jahren – der Bürgerkrieg ist Geschichte – wird Francis entlassen: Er kommt in eine Welt, in der es keinen Platz gibt für einen Mann der Vergangenheit. Enttäuscht konzentriert Francis sich auf die Suche nach dem Verräter und bringt damit sich und Bridget in höchste Gefahr …

(c) Diogenes

Und noch einmal Japan. “Der Dieb” habe ich einst nicht gelesen, “Die Maske” klingt nun aber erneut sehr vielversprechend.

Fumihiro Kuki ist elf Jahre alt, als sein Vater ihn zu sich ins Arbeitszimmer ruft und ihm erklärt: »Ich habe dich gezeugt, damit du ein Geschwür für diese Welt bist.« Der mächtige Clan der Kuki folgt seit Jahrhunderten einer misanthropischen Tradition, bei der ein Patriarch am Ende seines Lebens noch ein Kind zeugt, das so viel Übel in die Welt bringen soll, wie es einem Einzelnen nur möglich ist. Grund dafür ist schlichte Hybris der Mächtigen: Wenn ich sterben muss, soll alles mit mir vergehen.

Doch Fumihiro hat ganz andere Pläne: Er will ein anständiger Mann werden, damit er das Waisenmädchen Kaori heiraten kann. Im Rausch seiner ersten großen Liebe geht dem Jungen erst spät auf, dass sein Vater das Mädchen missbraucht. Fumihiro beschließt, den Vater zu töten, in einem geheimen Raum tief unten im Keller kommt es zum Eklat und zu einem Handgemenge, der alte Mann stürzt, Fumihiro verrammelt die Tür und geht.

(c) Suhrkamp Nova

Auch der bereits erwähnte Adrian McKinty liefert ein neues Buch ab. “Dirty Cops” ist bereits Band sechs seiner Serie rund um den katholischen Polizisten Sean Duffy, der sich bei seinen Ermittlungen durch ein politisch aufgeheiztes Nordirland kämpfen muss. Ich habe das Buch auch schon gelesen, ein Kauf zahlt sich aus – mehr dazu in Kürze.

Belfast 1988: Ein Mann wird mit einem Pfeil im Rücken tot aufgefunden. Es waren wohl kaum Indianer, und auch Robin Hood dürfte als Täter nicht in Frage kommen. Und da das Opfer eh nur ein Drogendealer war, könnte man sein kurioses Dahinscheiden ruhigen Gewissens zu den Akten legen. Doch Inspector Sean Duffy tut sich schwer damit, Morde zu den Akten zu legen – auch wenn seine Vorgesetzten ihn dazu drängen und der Haussegen bei der jungen Familie Duffy gerade reichlich schief hängt. Und noch jemand möchte Duffy zum Aufgeben zwingen: Eines Nachts findet er sich im Wald wieder, wo drei bewaffnete, maskierte Gestalten ihn dazu zwingen, sein eigenes Grab auszuheben …

Ein neuer Fall für Sean Duffy, den katholischen Bullen im Belfast der düsteren 80er Jahre. Gejagt von unbekannten Kräften, bedroht von internen Ermittlungen, unter Druck gesetzt von der Mutter seines Kindes, versucht er, einen der wahnwitzigsten Mordfälle seiner Laufbahn aufzuklären, ohne dabei sein eigenes Leben zu verlieren.

 

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (II)

(c) liebeskind

Wow, im Februar erscheinen echte Krimi-Hochkaräter, und das in großer Menge.

James Carlos Blake hat mit “Pistolero” die Wild-West-Legende John Wesley Hardin porträtiert. Sein Gangsterepos “Red Grass River” klingt sehr stark nach Dennis Lehane (“In der Nacht”, “Am Ende einer Welt”). Da komme ich nicht daran vorbei.

Der Verlag schreibt: John Ashley und Bobby Baker sind Todfeinde. Der eine, Spross einer Familie von Schwarzbrennern, ist der berühmteste Schmuggler und Bankräuber im Florida der Prohibitionszeit. Der andere, Gesetzeshüter aus einer Familie von Gesetzeshütern, treuer Ehemann und liebevoller Vater, verkörpert für viele Recht und Ordnung in einer florierenden Wohlstandsgesellschaft, die ihre archaischen Wurzeln vergessen machen will. Doch niemand ist der, der zu sein er vorgibt, und das Recht ist nicht immer auf der Seite des Gesetzes. Besonders, wenn die Mafia aus Chicago nach Florida drängt, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Immer wieder kreuzen sich die Wege von John Ashley und Bobby Baker, gewaltsam und unvermeidlich, bis einer von beiden in einem Hinterhalt auf dem Dixie Highway in Richtung Jacksonville zu Boden geht … In seinem furiosen Roman erzählt James Carlos Blake von einer Welt, die im Wandel begriffen ist, und von Männern, die ihren Platz darin suchen. Denn der Fortschritt ist kein Segen, sondern schafft neue Gewalt …

(c) Folio

Diesen Krimi hatte ich überhaupt nicht auf dem Radar. Ich habe das Buch zufällig in einer Buchhandlung entdeckt. Carlo Boninis “ACAB” verspricht harter Krimistoff zu sein.

Rom: Hooligans, unbändiger Hass, Straßenschlachten – die Polizei im Kampf gegen einen Gegner außer Kontrolle. Nackte Gewalt gehört für eine eingeschworene Gruppe der „Celerini“, der italienischen Bereitschaftspolizei, zur Tagesordnung. Als eingefleischte Anhänger Mussolinis verabscheuen sie den laschen Staat, sind ständigen Auseinandersetzungen mit Ultras und Nazi-Skins ausgesetzt und müssen sich zudem wegen illegaler Übergriffe nach dem G8-Gipfel verantworten. Bonini erzählt vom Irrsinn auf der Straße, einer verdrängten Realität: von äußerster Brutalität, von Überfällen auf Migranten, vom Sturm auf eine Polizeikaserne und von wöchentlichen Schlachten zwischen Hooligans vor Roms Stadien. Bis nach dem Tod eines Fußballfans alles eskaliert.

(c) Europaverlag

Graeme Mcrae Burnet soll sehr gut sein. Ich habe aber weder “Sein blutiges Projekt” noch “Das Verschwinden der Adèle Bedeau” gelesen. “Der Unfall auf der A35” ist daher mehr oder weniger Pflichtlektüre.

Eigentlich gibt es nichts Außergewöhnliches an dem tödlichen Autounfall auf der A35 unweit des elsässischen Städtchens Saint Louis. Doch eine Frage treibt Kommissar Georges Gorski um: Wo war das Unfallopfer Bertrand Barthelme in der Nacht, in der er mit seinem Wagen frontal gegen einen Baum krachte? Als Barthelmes Spuren zu einer jungen Prostituierten in Straßburg führen, die just in jener Nacht erdrosselt wurde, ist der kauzige Provinzkommissar alarmiert. Schnell verstrickt sich Gorski in einem mysteriösen Rätsel um den Toten, das tief hinter die harmlose Fassade der verschlafen wirkenden Kleinstadt Saint Louis blicken lässt. Und auch Barthelmes Sohn Raymond beginnt dem Geheimnis seines verstorbenen Vaters nachzuspüren, das die wohlgeordnete Welt des 17-Jährigen schon bald gehörig ins Wanken bringt …

(c) KiWi

Tom Hillenbrands “Drohnenland” ist einer jener Kriminalromane, die bei mir bis heute nachwirken. Das war wirklich ein außergewöhnliches Buch. “Hologrammatica” verspricht ähnlich spannend zu werden.

Ungeheuer spannend – Bestsellerautor Tom Hillenbrand entwirft in seinem neuen Thriller ein spektakuläres Bild unserer Gesellschaft am Ende des 21. Jahrhunderts.Wenn künstliche Intelligenz die Probleme der Welt lösen kann – sind wir dazu bereit, die Kontrolle abzugeben? Ende des 21. Jahrhunderts arbeitet der Londoner Galahad Singh als Quästor. Sein Job ist es, verschwundene Personen wiederzufinden. Davon gibt es viele, denn der Klimawandel hat eine Völkerwanderung ausgelöst, neuartige Techniken wie Holonet und Mind Uploading ermöglichen es, die eigene Identität zu wechseln wie ein paar Schuhe. Singh wird beauftragt, die Computerexpertin Juliette Perotte aufzuspüren, die Verschlüsselungen für sogenannte Cogits entwickelte – digitale Gehirne, mithilfe derer man sich in andere Körper hochladen kann. Bald stellt sich heraus, dass Perotte Kontakt zu einem brillanten Programmierer hatte. Gemeinsam waren sie einem großen Geheimnis auf der Spur. Der Programmierer scheint Perotte gekidnappt zu haben. Je tiefer Singh in die Geschichte eintaucht, umso mehr zweifelt er daran, dass sein Gegenspieler ein Mensch ist …

(c) Unionsverlag

Gary Dishers “Bitter Wash Road” war für mich einer der besten Kriminalromane des Jahres 2016. Seine Romane rund um Berufsverbrecher Wyatt (zuletzt: “Dirty Old Town”) gehören zu meinen Lieblings-Crime-Serien. “Leiser Tod” ist der neuesten Roman seiner Serie um Hal Challis, den ich aus Lesersicht noch nicht kennengelernt habe.

Dicke Luft auf der Peninsula: Ein Vergewaltiger in Polizeiuniform treibt sein Unwesen. Eine Reihe von bewaffneten Raubüberfällen hält die Polizei in Atem. Eine gerissene Meisterdiebin spielt Katz und Maus mit den Sergeants. Einsparungen an allen Ecken und Enden drücken die Arbeitsmoral auf dem Revier. Als Hal Challis das alles auch noch einem Zeitungsreporter erzählt, sieht er sich an allen Fronten belagert.

(c) Ullstein

Jordan Hapers “Die Rache der Polly McClusky” ist für den Edgar Award für die “Best First Novel” nominiert. Das Buch ist von Conny Lösch übersetzt worden, da kann eigentlich kaum mehr etwas schief gehen.

Polly McClusky ist elf und eigentlich zu alt für den Teddybär, den sie überallhin mitnimmt, als überraschend ihr Vater Nate vor ihr steht. Der ist aus dem Gefängnis ausgebrochen, um Polly das Leben zu retten. Denn auf Polly ist ein Kopfgeld ausgesetzt. Nate hat sich im Knast einen mächtigen Feind gemacht: die Gang Aryan Steel hat ihn und seine Familie zu Freiwild erklärt. Nates Exfrau wurde bereits getötet, Polly ist die Nächste auf der Liste. Auf der Flucht durch Kalifornien werden Vater und Tochter zu einem starken Team. Nates Kampftraining macht aus dem schüchternen Mädchen einen selbstbewussten Fighter. Und durch Pollys Scharfsinn halten sie den Vorsprung vor ihren Verfolgern. Bald ist Nate jedes Mittel recht, damit Polly wieder ein Leben ohne Angst führen kann.

(c) Pendragon

Berufsverbrecherin Crissa Stone ist so etwas wie die kriminalliterarische Schwester von dem oben erwähnten Wyatt. “Fast ein guter Plan” ist bereits der dritte Roman (Auftakt “Kalter Schuss ins Herz”, zuletzt “Geld ist nicht genug”) von Wallace Stroby rund um Stone.

Eine halbe Million Dollar aus Drogendeals, bewacht von drei skrupellosen Kerlen mit automatischen Waffen. Für die Berufsverbrecherin Crissa Stone und ihr Team gehört der Raub des Geldes noch zu den einfachsten Übungen. Als das Aufteilen der Beute schiefgeht, entkommt Crissa dem Kugel­hagel allerdings nur knapp. Mit einem Seesack voll gestohlenem Geld befindet sie sich auf der Flucht. Gejagt wird sie von brutalen Handlangern eines Drogenbosses und einem ehemaligen Cop aus Detroit, der seine eigenen tödlichen Pläne verfolgt. Crissa will ihnen das Geld auf keinen Fall überlassen. Auch als sie und ein Kind in Lebensgefahr geraten und ihre Verfolger sie in die Enge treiben, kämpft Crissa weiter.

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Krimis, die man 2018 lesen sollte (I)

(c) Nagel & Kimche

Meine Rubrik “Krimis, die man lesen sollte” ist in den letzten Monaten ein wenig entschlummert. Längst Zeit, sie wiederzubeleben! Hier also fünf Krimi-Neuerscheinungen aus dem Januar, die vielversprechend klingen.

Ein Krimi, der erst vor wenigen Tagen auf meinem Radar aufgetaucht ist: “Der Klügere lädt nach”. Mir gefällt schon der Titel, wunderbar für einen schmalen Kriminalroman voll trockenem Humor. Ich erwarte mir einiges.

Der Verlagstext: Sheriff Lucian Wings Erfolgsgeheimnis ist die Geduld. Doch nun hat seine Frau ihn rausgeworfen, und der neue Vorsitzende hält von Geduld nicht viel. Als sich in der Gegend einige kuriose Unfälle ereignen, bei denen junge Rowdys zu Schaden kommen, will der Vorsitzende die Fälle geklärt haben. Der Sheriff muss das Problem auf eine ganz neue Art lösen. Gefährlich sind nämlich nicht nur die bösen Jungs, sondern auch diejenigen, die die Gesetze selbst in die Hand nehmen … Auch in seinem dritten Thriller erzählt Castle Freeman mit trockenem Humor und meisterhafter Verdichtung und zeigt uns die USA von einer anderen Seite.

(c) Polar Verlag

Der Polar Verlag ist zurück! Ich stecke bereits in der Lektüre von “Gravesend” und muss sagen: Mit diesem Autor hat der Verlag einen guten Griff getan.

Ray Boy Calabrese wird aus dem Gefängnis entlassen. Während seiner Schulzeit hat er einen Jungen wegen seines Schwulseins gequält, ihn zusammen mit Freunden geschlagen, getreten, sodass Duncan nur die Flucht blieb und er überfahren wurde. Vor Gericht nannten sie es Hate Crime, ein sexistisch moti­viertes Verbrechen. Nun kommt Ray Boy Calabrese aus der Haft frei und will nur noch sterben. Duncans Bruder Conway hat Rache geschworen, lernt schießen und trifft nicht. Er ist neunundzwanzig, arbeitet in einem Rite Aid und wohnt bei seinem Vater Pope. Mit Ray Boys Heimkehr in sein altes Viertel reißen die nur leicht übertünchten Risse in der Familie auf, in der er aufg­wachsen ist. Während sein Neffe Eugene in ihm ein Idol sieht und bitter ent­täuscht ist, dass sein Held zu einem gebrochenen Mann geworden ist.

William Boyles „Gravesend“ geht der Frage nach, inwieweit wir zur Vergebung fähig sind. Andern und uns selbst gegenüber. Denn uns selbst gegenüber sind wir unerbittlich, wenn es um Träume und Hoffnungen geht.

(c) liebeskind

“Speicher 13” ist die erste von drei Krimi-Neuerscheinungen des liebeskind-Verlags im Frühjahr. Wer sich hier einen reißenden Thriller erwartet, wird aber enttäuscht sein. Jon McGregor porträtiert ruhig eine kleine Stadt über einen Zeitraum von 13 Jahren. Außergewöhnlich, so viel sei verraten.

Ein kleines Dorf in Mittelengland. Die dreizehnjährige Rebecca Shaw, die hier mit ihren Eltern die Weihnachtsferien verbringt, kehrt von einer Moorwanderung nicht zurück. Die Polizei leitet umgehend eine großangelegte Suchaktion ein. Ein Hubschrauber wird eingesetzt, Beamte durchkämmen die Gegend, Taucher kontrollieren die umliegenden Speicherseen. Auch die Dorfbewohner beteiligen sich an der Suche. Die Presse erfährt vom Verschwinden des Mädchens und schickt Reporter vor Ort. Bald schon fürchten alle Beteiligten das Schlimmste, und die Leute im Dorf müssen einen Weg finden, im Schatten der Ereignisse ihren Alltag zu bewältigen …

Mit großer Virtuosität und untergründiger Spannung erzählt Jon McGregor, wie Menschen mit einer Tragödie umgehen, die sie aus nächster Nähe miterleben, und was von dieser Tragödie den Wandel der Zeit überdauert. Denn die Ungewissheit bleibt. Auch wenn die Jahre vergehen.

(c) Rowohlt

Ein polnischer Kriminalroman, der in den 1930er Jahren spielt. “Der Boxer” klingt nach spannender Lektüre. Ein Unterweltdrama, einmal nicht aus den USA. Ich bin schon sehr neugierig.

Jakub Shapiro ist ein hoffnungsvoller junger Boxer und überhaupt sehr talentiert. Das erkennt auch der mächtige Warschauer Unterweltpate Kaplica, der Shapiro zu seinem Vertrauten macht. Doch rechte Putschpläne gegen die polnische Regierung bringen das Imperium Kaplicas in Bedrängnis; er kommt in Haft, als ihm ein politischer Mord angehängt wird. Im Schatten dieser Ereignisse bricht ein regelrechter Krieg der Unterwelt los. Jakub Shapiro muss die Dinge in die Hand nehmen: Er geht gegen Feinde wie Verräter vor, beginnt – aus Leidenschaft und Kalkül – eine fatale Affäre mit der Tochter des Staatsanwalts, muss zugleich seine Frau und Kinder vor dem anschwellenden Hass schützen – und nimmt immer mehr die Rolle des Paten ein.

Der Aufstieg eines Verbrecherhelden zwischen Gewalt, Eleganz und Laster, seine Verletzlichkeit als Jude im Vorkriegs-Warschau: «Der Boxer» ist grandios angelegt und fast filmisch erzählt, ein Panorama mit Sportlern und Schurken, einem Mann mit zwei Gesichtern, glamourösen Huren und charismatischen Gangstern. Ein überragender, thrillerhafter Roman, der eine eruptive Epoche geradezu körperlich erlebbar macht.

(c) Blanvalet

Eine neue Krimi-Stimme aus Finnland. Noch immer bietet Ex-Jugoslawien Stoff für spannende Romane. Ich hoffe nur, bei “Der gesetzlose Richter” handelt es sich nicht um irgendeine klischeebeladene Geschichte.

Viele Jahre ist es her, seit Daniel Kuisma als Soldat im ehemaligen Jugoslawien diente und tief traumatisiert in seine finnische Heimat zurückkehrte. Nun führt ihn das Verschwinden eines Landmanns zurück nach Kroatien. Doch was zuerst wie die Entführung eines finnischen Botschafters aussieht, entpuppt sich als persönlicher Racheakt an Kuisma. Denn dieser war einst Mitglied einer geheimen Eliteeinheit, die Kriegsverbrecher aufspürte und den Behörden auslieferte. Nun hat jemand den Spieß umgedreht und macht aus dem Jäger Kuisma den Gejagten. Doch damit Daniel Kuisma den Drahtzieher finden kann, muss er in seine dunkle Vergangenheit eintauchen …

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Krimis, die man 2017 lesen sollte (VII)

(c) Polar

Benjamin Whitmers “Nach mir die Nacht” ist vor nicht einmal einem Jahr im Polar-Verlag erschienen, nun gibt es mit “Im Westen nichts” Nachschub. Klingt stark nach Pflichtlektüre.

Das schreibt der Verlag: Gerade noch war Douglas Pike, ehemals gewalttätiger Berufsverbrecher, auf dem Weg der Resozialisierung im eisigen Abstellgleis der gottverlassenen Appalachen, da holt ihn die Nachricht ein, dass seine ihm entfremdete Tochter an einer Überdosis gestorben sein soll. Ihr einziges Vermächtnis ein 12 Jahre altes Mädchen, das ausgerechnet in Pikes Obhut landet. Dabei hat er alle Hände voll damit zu tun, sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und mit hartem Suff die Dämonen vom Leib zu halten. Als die beiden langsam zueinanderfinden, kommt ihnen Derrick Kreiger, ein krummer Bulle aus Cincinnati, in die Quere, sodass Pike kein anderer Ausweg bleibt, als selbst herauszufinden, wer seine Tochter wirklich auf dem Gewissen hat. Dass er sich dabei mit Gott, der Welt, mit skrupellosen Gesetzeshütern und dem erbarmungslosen Winter Ohios anlegt, führt zu einer blutigen Suche in einer Vergangenheit, die ihn unausweichlich einholt.

(c) Suhrkamp

Zoë Beck steht mit “Die Lieferantin” auf Platz eins der aktuellen Krimi-Bestenliste. Viel mehr muss man da eigentlich nicht mehr dazu sagen. Noch dazu hat sie ein brisantes, in der nahen Zukunft liegendes Setting gewählt.

London, in einer nicht wirklich fernen Zukunft: Ein Drogenhändler treibt tot in der Themse, ein Schutzgelderpresser verschwindet spurlos. Ellie Johnson weiß, dass auch sie in Gefahr ist – sie leitet das heißeste Start-up Londons und zugleich das illegalste: Über ihre App bestellt man Drogen in höchster Qualität, und sie werden von Drohnen geliefert. Anonym, sicher, perfekt organisiert. Die Sache hat nur einen Haken – die gesamte Londoner Unterwelt fühlt sich von ihrem Geschäftsmodell bedroht und will ›Die Lieferantin‹ tot sehen. Ein Kopfgeld wird auf sie ausgesetzt. Ellie beschließt zu kämpfen – ihre Gegner sind mächtig, und sie lauern an jeder Straßenecke.

 

(c) Btb

Von Robert Hültner habe ich bisher nichts gelesen, aber ihm eilt ein hervorragender Ruf voraus. “Lazare und der tote Mann am Strand” hat auch schon ein paar sehr überzeugende Kritiken eingeheimst.

Ein Toter am Strand: tragisch, aber im malerischen Sète, dem Venedig Südfrankreichs, kein seltener Unglücksfall. Wahrscheinlich hat es doch nur wieder etwas mit den internen Streitereien der Gitans zu tun, die hier schon seit Jahren am Stadtrand siedeln. Seltsam also, dass extra ein Kommissar aus Montpellier angefordert wird für diesen Fall. Die Behörden vor Ort sind konsterniert und empfangen Kommissar Lazare entsprechend. Sie ahnen nicht, dass Lazare angetreten ist, ein riesiges – und wenn es sein muss, mörderisches – Komplott aus Mauschelei, Korruption und Betrug aufzudecken, das die ganze Region im Würgegriff hat. Was andererseits Lazare nicht ahnt: dass zudem eine offene Rechnung aus Frankreichs jüngerer Vergangenheit darauf wartet, beglichen zu werden.

 

(c) Zsolnay

Eher zufällig bin ich auf Pascale Robert-Diards gerade einmal 160 Seiten dünnes Buch “Verrat” gestoßen. Diese “wahre” Geschichte klingt doch auch sehr spannend. Mal sehen.

1977 verschwindet Agnès Le Roux, die Tochter einer wohlhabenden Familie an der Côte d’Azur in Frankreich. Bald geht man von einem Verbrechen aus, und der Anwalt der Familie, Maurice Agnelet, gerät in Verdacht, ihr etwas angetan zu haben. Er ist Agnès’ verheirateter Liebhaber, ein Verführer, der es meisterhaft versteht, Menschen für seine Zwecke zu benutzen. Guillaume Agnelet ist noch ein Kind, als ihm sein Vater einen Mord gesteht, für den es keine Beweise gibt. Fast dreißig Jahre lang schweigt der Sohn und verteidigt den Vater sogar vor Gericht. Bis er nicht mehr kann. Pascale Robert-Diard hält auf unheimlich fesselnde Weise fest, wie eine Familie vor den Augen der Öffentlichkeit an ihren Geheimnissen zerbricht. Eine wahre Geschichte.

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