Sara Grans Krimis sind bestimmt nicht jedermanns Geschmack. Die meisten werden sie entweder lieben oder hassen. Ich habe mich noch nicht entschieden – und ich will auch erklären warum. Es liegt vor allem daran, dass ich den zweiten Teil der Claire DeWitt-Saga, “Das Ende der Welt”, vor dem ersten Teil, “Die Stadt der Toten”, gelesen habe. Ich bin mit einem Gefühl der Enttäuschung zurückgeblieben. Das sollte tatsächlich die hochgelobte Sara Gran sein? Ich entschloss mich daher, auch den Auftakt der Serie zu lesen.
Das war eine gute Entscheidung, die mich mit der Autorin versöhnt hat. Denn in “Die Stadt der Toten” spielt Gran ihr Können aus. Eigentlicher Hauptdarsteller ist für mich die von Hurrikan Katrina verwüstete und schwer gezeichnete Stadt New Orleans. Die offenen Wunden und schlecht verheilten Narben der Stadt korrespondieren auch mit dem Innenleben der Detektivin Claire DeWitt. Der zweite Teil spielt in San Francisco und in dieser Stadt wirkt DeWitt eher wie ein Fremdkörper.
Aber auch inhaltlich erzählt Gran in “Die Stadt der Toten” eine faszinierende Geschichte – mit Humor und einer Detektivin die abseits aller Normen agiert und denkt. Das macht wirklich Spaß. Die Krimihandlung steht zwar nicht im Vordergrund, ist aber von Belang. Das ist im zweiten Teil nicht so. Da geht es eigentlich nur um DeWitts Innenleben. Die Krimihandlung driftet irgendwann vollkommen ab. Ich verstehe das zwar nun, da ich den ersten Teil auch kenne, besser. Aber eigentlich ist “Das Ende der Welt” nur ein Zwischenspiel. Vermutlich wäre es am besten die laut Autorin geplanten vier Teile irgendwann in einem Stück zu lesen. Da stört es dann auch nicht, dass sich die Figur DeWitt hemmungslos dem Kokainkonsum hingibt, um gegen die Geister der Vergangenheit und der Gegenwart anzukommen.
Mit der unkonventionellen Detektivin DeWitt hat Gran einen durchaus charmanten Charakter geschaffen, der mich im zweiten Teil aber eher genervt hat. Trotzdem will ich wissen, wie es mit der Heldin weitergeht und wie und ob sich die durch die zwei Teile ziehenden offenen Handlungsstränge auflösen. Oder ist es so, wie es in Teil eins einmal heißt:
“Die Rätsel enden nie.”
Diesen Verdacht werde ich nicht ganz los. Ich vergebe daher folgende Punkte:
Sara Gran: “Die Stadt der Toten”, übersetzt von Eva Bonné, Droemer, 361 Seiten.
8 von 10 Punkten
Sara Gran: “Das Ende der Welt”, übersetzt von Eva Bonné, Droemer, 367 Seiten.
4 von 10 Punkten
Puh, bin ich froh, dass Du den ersten Teil noch gelesen hast. Von dem war ich nämlich sehr begeistert, während mich an dem zweiten Teil sehr viele Dinge gestört haben. Vor allem habe ich – wie Du – New Orleans vermisst. 🙂 (wenn ich darf: http://zeilenkino.de/krimi-kritik-das-ende-der-welt-von-sara-gran)
Nun hoffe ich, dass sie sich mit dem dritten Teil vielleicht etwas mehr Zeit lässt und er daher wieder an “Stadt der Toten” anschließt.
Diese Einschätzung zu den beiden Gran-Romanen ist mir im Feuilleton schon des Öfteren begegnet. Ehrlich gesagt ist der erste Teil vollkommen an mir vorbeigegangen, ich bin erst mit Erscheinen des zweiten auf die Autorin aufmerksam geworden. Fakt ist nun aber, dass ich den Auftakt der Reihe unbedingt lesen will – alles andere wird sich zeigen ;).
Kompliment übrigens für den Blog, ich werde nun öfter vorbeischauen.
Schöne Grüße aus Frankfurt,
caterin