Malcolm Mackays Debüt und Auftakt seiner “Glasgow-Trilogie” ist ein gutes Beispiel dafür, warum schottische, irische und britische Krimiautor bei mir momentan wenig falsch machen können. “Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter” liest sich angenehm unaufgeregt und teilweise wie eine Einführung in die Ökonomie der Glasgower Unterwelt. Ein wenig hat mich Mackays Buch auch an “Die Freunde von Eddie Coyle” von George V. Higgins erinnert. Nicht dass Mackays Krimi so dialoglastig wäre, aber nach der Lektüre von Mackays Buch hat man das Gefühl, das Killer auch nur ein Job wie jeder andere ist. Und wie in jedem Job gibt es Profis und Stümper.
Calum MacLean gehört eindeutig in die erste Kategorie. Er ist ein Berufskiller. Ihm macht das Morden keinen Spaß. “Jemanden richtig umzubringen, ist schwer. Wer es richtig macht, weiß das. Wer es schlecht macht, lernt es. Auf die harte Tour. Und die harte Tour hat Folgen. Auch die guten Leute wissen das.” Calum, der bislang nur für sich selbst gearbeitet hat, steht vor einer folgenschweren Entscheidung: Soll er fix für Peter Jamieson und seine Organisation arbeiten? Das hat seine Vor- und Nachteile. Die muss er abwägen.
Sein Auftrag: Er muss den Kleinkriminellen Lewis Winter beseitigen. Was folgt, ist ein feiner Krimi – Thriller ist hier eigentlich nicht ganz passend, dafür ist die Geschichte zu langsam erzählt, obwohl sie durchwegs spannend ist. Mackay erfindet das Genre nicht neu, sondern bleibt innerhalb seiner Grenzen (obwohl ihm zum Beispiel Thomas Wörtche auf culturmag vorwirft, das Rad neu erfinden zu wollen). Das kann auch wohltuend sein. Zudem erzählt Mackay seine Geschichte nicht nur aus der Perspektive von Calum, sondern auch aus der Sicht der Opfer und des ermittelnden Polizisten – und das überzeugend.
Der “Scotsman” bezeichnet Mackay als einen modernen Raymond Chandler. Das ist ein wenig voreilig, aber Mackay ist zweifellos auf einem guten Weg. Ich freue mich schon auf Teil zwei, “Ein Killer hat das letzte Wort”.
Was meinen die anderen? Sonja von zeilenkino sieht das sehr ähnlich: “Bemerkenswert ist zudem die Unaufgeregtheit – nicht zu verwechseln mit Lakonie, denn Mackas Sätze sind zwar kurz, aber er erzählt äußert detailliert –, mit der von der Welt des Verbrechens erzählt wird.” Und: “Denn Verbrechen, so erscheint es letztlich bei Mackay, ist ein Geschäft wie jedes andere.” Ehrlich, Sonja: Ich habe deinen Text erst gelesen, nachdem ich meine Zeile geschrieben habe 😉
Und Micha schreibt in seinem Blog wassollichlesen: “Wer ein fesselndes Buch ohne große Effekthascherei und dafür Authentizität lesen möchte, sollte hier zugreifen!” Dem will ich nichts hinzufügen.
8 von 10 Punkten
Malcolm Mackay: “Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter”, 365 Seiten, Fischer.