Elmore Leonard: Raylan

raylanJeder, der will, kann auf “DiePresse.com” meine umfassende Kritik (“Der Cowboy, der niemals zuerst zieht”) zu Elmore Leonards “Raylan” lesen. Leonard ist eine der größten lebenden Ikonen der US-Kriminalliteratur. Zahlreiche seiner Bücher wurden von Hollywood verfilmt (“Schnappt Shorty”, “Jackie Brown” und “Out of Sight”). So richtig authentisch umgesetzt hat aber der US-TV-Sender FX die charismatische Figur des US-Marshals Raylan – mit der Erfolgsserie “Justified”. In den USA läuft gerade die vierte Staffel. Niemand sollte diesen Marshal zu einem Duell herausfordern. Denn unbeschadet hat das niemand überstanden, auch wenn das Duell immer “fair” abläuft: Denn Raylan zieht niemals zuerst. Hauptdarsteller Timothy Olyphant konnte seine Schießkünste übrigens in der nicht weniger qualitativen TV-Serie “Deadwood” üben.

“Spiegel Online” hat “Justified” als Pulp Fiction in der Provinz bezeichnet. Nicht zu unrecht. Denn schwarzen Humor und schießwütige Gestalten gibt es am laufenden Band. Und es wäre nicht eine Figur von Leonard, wären da nicht diese pointierten Dialoge. Die Drehbuchautoren der TV-Serie trugen – für den Fall, dass sei einmal nicht weiter wüssten – während der Dreharbeiten sogar ein Armband mit dem Aufdruck “WWED”: “What would Elmore do?”.

Was habe ich in meinem oben erwähnten Artikel noch nicht gesagt? Raylan zu lesen macht schlicht Spaß. Es mag kein Meisterwerk sein, aber das Buch versteht perfekt zu unterhalten. Leonard erschafft Charaktere, die man nicht gleich wieder vergessen hat – und Sozialkritik ist auch eine Menge dabei. Seine Kriminellen sind keine Über-Bösen, sondern stinknormale Menschen wie alle anderen auch.

Das Buch lässt sich auch in drei Episoden einteilen: Die Niere als Geschäftsmodell, die eiskalte Kohlenminen-Lady und Poker-Ass Jackie Nevada. Und für alle, die das Buch gelesen haben: Ist euch auch aufgefallen, dass die “Nieren”-Episode in einer Badewanne beginnt und endet – genial, oder?

Fazit: 7 von 10 Punkten

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