Ross Thomas: Porkchoppers

(c) Alexander Verlag Berlin

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Ross Thomas hat “Porkchoppers” bereits vor über 40 Jahren, im Jahr 1972, geschrieben. Ein Jahr später erschien das Buch unter dem Titel “Wahlparole: Mord” auf Deutsch. Die Ullstein-Ausgabe umfasste 132 Seiten, wurde also im Vergleich zu den 246 Seiten des Originals erheblich verschlankt – in den 1970er Jahren war das offenbar nicht unüblich. Ich würde das als grobe Misshandlung des Buch von Thomas bezeichnen. Umso erfreulicher, dass nun endlich eine dem Werk entsprechende Übersetzung in voller Länge vorliegt. Vielen Dank, Alexander Verlag Berlin! Und Danke auch dem Übersetzer Jochen Stremmel.

Ich habe “Wahlparole: Mord” vor vielen Jahren selbst gelesen. Und ich war damals enttäuscht, habe in der Folge die Finger von dem Autor gelassen, habe ihn für mich abgehakt. Damals wusste ich nicht von dieser Vorgehensweise der Verlage. Unglaublich, dass man so etwas guten Gewissens machen konnte. Denn ein derart verstümmeltes Buch kann niemals jene Wucht entfalten, die “Porkchoppers” stellenweise entwickelt. Es liest sich ein wenig wie ein frühes “House of Cards” – nicht auf Ebene der US-Präsidentschaft, aber eben auf Gewerkschaftsebene.

Das Buch, sein zehntes, ist übrigens das erste, das Thomas nicht aus der Ich-Perspektiver erzählt, wie im Nachwort erklärt wird. Man kann beim Lesen gut erkennen, wie sehr der Autor das genossen hat, kann er sich doch selbstaufgelegter Schranken entledigen. Immer wieder ist es ein Genuß, zu lesen, was der eine über den anderen denkt. Und der andere über den einen. Der Gewerkschaftswahlkampf wird so aus allen möglichen Blickwinkeln beleuchtet. Es ist eine kleine Studie der erlaubten und nichterlaubten miesen Tricks, der sichtbaren und unsichtbaren Geldgeber im Hintergrund – nur eben in unterhaltsamer Romanform. Lesenswert und zeitlos.

8 von 10 Punkten

Ross Thomas: “Porkchoppers”, übersetzt von Jochen Stremmel, 309 Seiten, Alexander Berlin Verlag.

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