Glasgow-Krimis beginnen mit Wetterberichten

In dem Crime-and-Thriller-E-Zine “Shots” spricht der irische Thriller-Autor William Ryan über viele spannende Dinge. Darin sagt er auch, dass er zwar Elmore Leonards goldene Regel, Dialoge nur mit dem Verb “sagte” zu schreiben (um die Dynamik nicht zu stören), akzeptiert. Er selbst findet das aber zu plump. Zumal Leonard-Klone diese Regel auf die Spitze treiben würden (“they follow them a lot more closely than he does”). Jeder solle die ihm zur Verfügung stehenden Mittel ausnutzen.

Dazu zählt Ryan auch die Beschreibung von Wetter. “I come from a country that’s obsessed with weather – well, mainly with rain – so for me not to look up at the sky and say, ‘ah, more rain coming, I see’ would be odd.” Sein Thriller “Die Informantin” beginnt daher wenig überraschend mit dem Satz “Wie Rauch wirbelte Schnee oder Schneeregen oder irgendetwas dazwischen um sie herum und schien bei der Berührung mit Stoff sofort festzufrieren, denn auf ihren Kleidern bildete sich ein weißer Guss”.

Als ich Ryans Aussage las, kamen mir zwei Krimis in Erinnerung, die ich im letzten halben Jahr gelesen habe. Craig Robertsons “Snapshot” und Christopher Brookmyres “Wer schlafende Hunde weckt”. Beide Bücher spielen in Glasgow.

Robertsons Thriller beginnt so: “Es regnete. Natürlich regnete es. Glasgow halt. Für das satte Grün, mit dem in den Reisekatalogen geworben wurde, brauchte es eben ein bisschen Regen.” Und Brookmyre startet folgendermaßen: “Es wirkte überhaupt nicht wie Glasgow. Die Luft war schwül, obwohl am klaren Himmel kein Wölkchen den Mond und die Sterne verdeckte.”

Ich finde das sehr interessant und werde daher auch eine eigene Rubrik einführen, die sich den ersten Seiten von Krimis widmet. Ich bin gespannt, was sich da noch alles entdecken lässt…

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