Jon McGregor: Speicher 13

(c) liebeskind

Ein Mädchen verschwindet. Jon McGregor, der mit seinem Buch für den Booker Prize nominiert war, hat daraus keinen Thriller gemacht, der sich bloß um die Lösung des Falles dreht. Ganz im Gegenteil, “Speicher 13” ist definitiv kein Kriminalroman.

Vielmehr liest sich sein Buch als außergewöhnliches Porträt einer Dorfgemeinschaft, die nach dem öffentlichkeitswirksamen Ausnahmezustand weitermachen muss. Unaufgeregt erzählt er über den Zeitraum vieler Jahre davon, wie Normalität zurückkehrt. Es ist eine virtuos komponierte Chronologie des Vergessens.

Der Autor macht es einem aber nicht ganz einfach. Man muss sich auf McGregors Stil einlassen, denn extrem viel literarisches Personal erschwert den Überblick. Wer war das noch einmal? Und wie steht der mit XY in Beziehung? Ich habe mehr als einmal zurückgeblättert, teilweise habe ich es dann auch aufgegeben.

Dennoch war Alltag selten so fesselnd. Langsam, aber nicht langatmig. Früher hätte ich ein Buch wie dieses wohl zur Seite gelegt. Doch ich muss sagen, ich lerne derart entschleunigte Romane immer mehr zu schätzen. Vielleicht liegt das an unserer schnelllebigen Zeit – oder dem zunehmenden Alter 😉

7 von 10 Punkten

Jon McGregor: “Speicher 13″, übersetzt von Caroline Burger, Liebeskind Verlag, 352 Seiten.

1 Comment

Filed under Rezensionen

One response to “Jon McGregor: Speicher 13

  1. Ich habe das Buch auch sehr genossen. Nur habe ich eine Zeitlang gebraucht, um zu verstehen, dass mit *Speicher* Speicherseen gemeint waren.

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