Ken Bruen: Füchsin

(c) Polar Verlag

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Mit “Kaliber ist es Ken Bruen gelungen, mich von der ersten Seite Weg auf seine Seite zu ziehen. Diese abgefahrene Hommage an Jim Thompsons Krimiklassiker “Der Mörder in mir” war so komplett anders als alles, was auf dem Markt mit dem Label Krimi versehen wird. Anarchisch, bitterböse, schwarzhumorig, skurril und einfach nur genial. “Füchsin” ist da sehr ähnlich gestrickt, bloß fällt diesmal dieser absolute Whow-Moment des Neuen weg. Dennoch macht Bruen auch diesmal wieder auf knapp 200 Seiten immens Spaß.

Die Polizei, dein Freund und Helfer? Mit seinen Büchern um Detective Sergeant Tom Brant und Chief Inspector James Roberts zertrümmert der irische Autor dieses Weltbild genüsslich Stück für Stück. Strahlende Ritter in Uniform sucht man vergebens. Das Prinzip von Recht und Ordnung sowie das Ideal einer kompetenten, rechtschaffenen Polizeibehörde sind Bruen fremd. Seine Polizisten sind frauen-, fremden- und schwulenfeindlich, denken vordergründig egoistisch und sind alles andere als Vorbilder. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Polizisten sind auch nur Schurken, bloß in Uniform.

Bruen stellt somit die Antithese zu den Romanen des Erfinders des gepflegten Polizeiromans, des Amerikaners Ed McBain, dar. Dieser schrieb von den 1950er-Jahren bis zu seinem Tod 2005 über fünfzig Kriminalromane über das 87. Polizeirevier in New York.

Das Beeindruckendste: Der Autor scheint sein Genre in- und auswendig zu kennen. Das drückt sich auch in einem intensiven Spiel mit Zitaten aus. Dabei sind diese nicht bloß Aufputz. Er verwebt sie in seine Handlungen, stellt sie wie Wegweiser seinen Kapiteln voran. “Warum erwartest du von deiner Polizei, dass sie weniger verrückt sei als du?”, zitiert er in “Füchsin” den US-Kriminalschriftsteller Jerome Charyn, der damit Bruens Werk eigentlich perfekt zusammenfasst.

Was noch interessant ist: “Kaliber” war der sechste Teil der im Original siebenteiligen Serie rund um die wenig vertrauenerweckende Southeast London Police Squad. Nun gibt es mit „Füchsin“ den fünften Teil, und es bleibt zu hoffen, dass die Serie im Polar-Verlag vollständig auf Deutsch erscheinen wird (Der vierte Teil, „Blitz“, kam mit Action-Star Jason Statham in der Hauptrolle sogar zu Kinoehren).

7 von 10 Punkten

Ken Bruen: “Füchsin”, übersetzt von Karen Witthuhn, 179 Seiten, Polar Verlag.

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