“Zwölf Punkte”: Der Song Contest und die Krimistadt Wien

(c) Haymon

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Wien steht momentan ganz im Zeichen des Song Contests. Deshalb habe ich mich inspirieren lassen und will hier und heute Punkte für Krimis vergeben, in denen Wien eine Rolle spielt. Frei nach dem “Douze Points”-Motto: “And finally twelve points go to Vienna!”. Das ist natürlich eine sehr subjektive Liste, weil ich nur Krimis ausgewählt habe, die ich auch gelesen habe – und von jedem Autor nur ein Buch.

Daher gleich ein Geständnis vorab: Ich habe “Der dritte Mann” von Graham Greene nie gelesen. Bei meinem einzigen Versuch vor vielen Jahren habe ich nach wenigen Seiten aufgegeben. Ein Schicksal, das allerdings mehrere Greene-Bücher teilen. Aber ich werde es irgendwann wieder versuchen. Vielleicht finde ich dann auch eine Erklärung dafür, warum es mit Greene einfach nicht klappen will.

1 Punkt – Thomas Raab: “Der Metzger sieht rot”

Es war mein Einstieg in die Metzger-Welt. Mir gefällt der Metzger aus dem Buch jedenfalls wesentlich besser als die TV-Umsetzung, mit Ausnahme des gut besetzten Robert Palfrader.

2 Punkte – Georg Haderer: “Engel und Dämonen”

Mittlerweile hat es Haderers Major Johannes Schäfer ja aufs Land gezogen, doch mir hat dieser in Wien spielende Krimi bislang am besten gefallen. Ich persönlich würde ihn auch wieder viel lieber dort ermitteln sehen. Aber vielleicht kehrt er irgendwann zurück!

3 Punkte – Olen Steinhauer: “The Vienna Assignment”

Olen Steinhauer ist mit seiner Milo-Weaver-Trilogie (“Der Tourist”, “Last Exit”, “Die Spinne”) und “Die Kairo-Affäre” im deutschsprachigen Raum bekannt geworden. Ich habe ihn erstmals mit der Spionage-Geschichte “The Vienna Assignment”, die bislang nicht übersetzt wurde, kennengelernt.

4 Punkte – Wolf Haas: “Komm, süßer Tod”

Eine Wien-Krimi-Liste ohne Wolf Haas ist eigentlich nicht vorstellbar. Der Sprachwitz und der markante Haas’sche Erzählstil verraten schon ganz schön viel über Wien.

5 Punkte – Charles Cumming: “Die Trinity-Verschwörung”

Ein Weltklasse-Spionageroman, der auch in Wien spielt. Am stärksten hat sich mir die Mord-Szene im “Kleines Café” eingebrannt. Wien-Besuchern kann ich dieses nur empfehlen.

6 Punkte – Robert Littell: “Philby”

Littells Spionageroman rund um den echten Spion Kim Philby enthält auch einen ganz wichtigen Teil, der zur Zeit des Bürgerkriegs im Februar 1934 in Wien spielt. Das ist wirklich sehr lesenswert.

7 Punkte – Frederick Forsyth: “Die Faust Gottes”

Mittlerweile ist es schon fast zwei Jahrzehnte her, dass ich diesen Forsyth-Thriller gelesen habe. Wie bei Forsyth durchaus üblich, gibt es zahlreiche Schauplätze, einer davon ist Wien.

8 Punkte – Daniel Silva: “Der Zeuge”

Und schon wieder ein Spionageroman, von einem echten Könner des Genres. “Der Zeuge”, Teil vier der Gabriel-Allon-Reihe, ist mein Lieblingsbuch von Silva, das hängt auch – aber nicht nur – mit Wien zusammen.

10 Punkte – Stefan Slupetzky: “Lemmings Zorn”

Als Anhänger englischsprachiger Krimis konnte mich Stefan Slupetzky vor Jahren als erster österreichischer Autor davon überzeugen, dass es auch hierzulande hochkarätige Genreautoren gibt. Seither habe ich viele österreichische Krimis gelesen, aber Slupetzky hat mir mit “Lemmings Zorn” den Weg bereitet.

12 Punkte – Peter Wehle: “Die Wiener Gaunersprache”

Da der Song Contest ja auch ein Trash-Event ist und nicht immer alles ganz so ernst genommen wird, vergebe ich meine zwölf Punkte an ein Werk, an dem kein Wien-Fan vorbeikommt, vor allem wenn er Krimis liebt. Wer Wien und seine Gauner besser verstehen will, sollte sich dieses lexikalische Werk, das nun auch als Taschenbuch erhätlich ist, zulegen. Willkommen in der Welt der “Strizzis”, “Kieberer”, “Tschecheranten” und “Flitscherl”!

Ach ja: Wer Lust hat, kann mir seine persönliche Wien-Krimi-Wertung schicken, vielleicht lässt sich dann ein Gesamtsieger nach Song-Contest-System finden (es müssen dabei ja auch nicht alle Punkte von 1-12 vergeben werden)! Es würde mich einfach interessieren, was eure liebsten Wien-Krimis sind…

5 Comments

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5 responses to ““Zwölf Punkte”: Der Song Contest und die Krimistadt Wien

  1. Da sind ein paar Titel darunter, die mich neugierig machen. Beim Greene-Buch: Nun, er schreibt nicht nach jedermanns Geschmack, einige von ihm lagen mir auch überhaupt nicht. Aber die Verfilmung mit Orson Welles kennst du sicher? Die ist klasse!

  2. WortGestalt

    Die Beschränkung auf Wien macht es kniffelig, Österreich würde krimi-technisch von mir aber in jedem Fall 12 Punkte bekommen! 🙂

  3. Sehr schöne Idee! Ich hätte den gleichen Haas gewählt wie du, ansonsten bin ich aber nicht bewandert genug, um eine Liste zu erstellen. Spionage-Romane sind auch gar nicht mein Ding muss ich zugeben. In Zukunft achte ich mal darauf, ob ein Krimi in Wien spielt, vielleicht kommen ja ein paar Bücher zusammen. Vor allem würde ich aber gerne mal wieder hinfahren.

  4. Ein Wien-Ranking würde ich mir nich zutrauen, da bist Du schon derjenige, der das besser beurteilen kann. Aber just vor zwei Wochen habe ich “Lichtschacht” von Anne Goldmann gelesen und das spielt in Wien. Kennst Du das und hast es aus den Top Ten ausgeschlossen oder kennst Du das Buch gar nicht? Ich fand es – wie eigentlich fast alle Argument Krimis – richtig gut und frag mich, ob Du das auch so siehst. 😉

    • Ich kenne es noch nicht (daher auch nicht in diesem sehr persönlichen Ranking), aber es steht bereits in meinem Regal. Anne Goldmann ist leider überhaupt noch so ein blinder Fleck. Sie soll wirklich gut sein. Vielleicht nehm ich “Lichtschacht” in meinen Urlaub mit – da finde ich hoffentlich Zeit dafür 😉

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