Daniel Woodrell beherrscht eine Kunst: Dünne Bücher mit epischer Wucht zu schreiben – ähnlich wie James Sallis und Donald Ray Pollock. “In Almas Augen” ist das jüngste Beispiel für Woodrells Meisterschaft. Da ist kein Wort zu viel. In kürzester Zeit ist man abgetaucht in das Missouri des Jahres 1929. Die Explosion bei einer Tanzveranstaltung fordert 42 Menschenleben. Wer war schuld? Woodrell beleuchtet die Geschehnisse von damals, seziert dabei das Kleinstadtleben (Abhängigkeiten, Beziehungen, Geheimnisse) vor dem Hintergrund der Großen Depression – und löst das Rätsel gekonnt auf.
Woodrell ist ein großer Erzähler, der es versteht, Bilder entstehen zu lassen. Schonungslos zeigt er, wozu Menschen fähig sind. Er wird dabei allerdings niemals voyeuristisch. Im Gegenteil: Er schreibt sehr einfühlsam. Er schafft den Spagat: Einerseits verschont er seine Charaktere nicht, andererseits stellt er sie auch nie bloß.
Er moralisiert nicht. Er manipuliert nicht. Er bezieht nicht Position. Das muss der Leser tun. Woodrell entfaltet seine Geschichte, die rührt und zornig macht. Er erzählt viele kleine Geschichten, die sich zu einer großen zusammenfügen. Ob das nun Crime Fiction ist oder nicht, ist egal. Woodrells Werke sind packende Literatur.
Um noch mehr Lese-Anreiz zu bieten, habe ich ein paar Lese-Eindrücke und Rezensionen zusammengefasst:
“Solche Gegenden, solche Geschichten, solche Mikrogesellschaften haben wir in Deutschland auch. So einen Erzähler wie Daniel Woodrell haben wir nicht. Es ist ein Elend”, schreibt Elmar Krekeler in seiner Kolumne “Krekeler killt”.
“Daniel Woodrell ist ein Genie. Er braucht nur 192 Seiten für eine Geschichte, die andere Autoren mindesten 500, 600, 700 Seiten kosten würde”, meint auch Günter Keil in seinem Blog.
“Von diesen Irrungen und Wirrungen erzählt Woodrell mit distanzierter Empathie, prägnant in den Bildern, die er wählt, soghaft ist die Poesie seiner Sprache, die hineinzieht in eine Welt aus Wut und Armut, aus Gier, Angst und Lust. Eine Welt, in der das Wünschen schon lange nicht mehr hilft”, urteilt Volker Albers vom “Hamburger Abendblatt”.
9 von 10 Punkten
Daniel Woodrell: “In Almas Augen”, übersetzt von Peter Torberg, 188 Seiten, liebeskind.
9 von 10 Punkten – nicht schlecht! Ich sehe es ganz genauso: Was Sallis, Pollock und Woodrell mit so wenigen Worten machen, ist schlechtweg beeindruckend, sie erzählen extrem verknappt und erwischen den Leser dennoch mit voller Wucht. Das ist eine Kunst für sich! In Almas Augen liegt schon bereit, ich kann es kaum erwarten.
Fein! Bin schon sehr gespannt, wie dir das Buch gefällt.
Ich stimme zu: Woodrell ist ein Genie! http://guenterkeil.wordpress.com/2014/02/10/daniel-woodrell-in-almas-augen-literaturblog-guenter-keil/
Ganz große Literatur! Mir hat das Buch auch unglaublich gut gefallen: http://kaffeehaussitzer.de/?p=2814
Hab das Buch mit Begeisterung gelesen!
Ja, es macht wirklich Spaß, einen solchen Könner zu lesen!